Kommentare (0)

Hochwasser vom 6. September 2007 war Thema im Gemeinderat
vero / 19.09.2007 09:26
Bewertungen 0
Gemeinderat  Wörgl  Hochwasser  FWL  Politik  Sicherheit 
"Die Hochwasserschotts sind nicht bei den Unterführungen, sondern liegen nach wie vor bei der Firma Farthofer. Auch sind noch keine Dichtungen angebracht", stellte FWL-Gemeinderat Ekkehard Wieser in der Gemeinderatsitzung den Unterschied zwischen medial verkündeten Maßnahmen und dem tatsächlichen Stand des Hochwasserschutzes fest. "Beim Hochwasseralarm am 6. September zeigte sich, dass der Tücker des Gießenbaches unter der Bahn verstopft war. Warum wird so etwas nicht gewartet? Bei der Pumpstation war außerdem anfangs nur ein Rohr in Betrieb. Warum? Was wäre passiert, wenn die fünf Pumpen, die sich die Feuerwehr in Ebbs und bei der Feuerwehrschule in Telfs ausgeliehen hat, nicht zur Verfügung gestanden wären?" fragte Wieser weiter. Es sei auch nicht verständlich, warum der Grundwasserpegel an den eigens eingerichteten Messstellen nur einmal in der Woche kontrolliert und nicht ständig überwacht werde. Da die Bevölkerung aufgrund der Vorkommnisse stark verunsichert sei, forderte Wieser neuerlich einen Informationsabend, an dem ehrlich informiert werde.

woerglerbach.jpg 
Die Baustelle derzeit am Wörgler Bach: Die Erhöhung der Ufermauer erfolgte erst auf einer Seite, und das auch noch nicht durchgehend bis zum Inn. Die Radwegbrücke muss noch gehoben werden.


"Ich habe der Presse gegenüber gesagt, dass die Inn-Hochwasser-Situation erledigt ist. Der Wörgler Bach ist im unteren Bereich auch erledigt. Die Schotts sind Zusatzmaßnahmen, deren Beginn angekündigt wurde. Den aktuellen Stand weiß ist nicht", rechtfertigte sich Bürgermeister LA Arno Abler. Was die Pegelstandsüberwachung angehe, solle überprüft werden, ob es dafür ein elektronisches Messgerät gäbe.

Knapp an neuerlicher Katastrophe vorbei
Zur Situation am 6. September stellte Abler fest, dass "eine komplett andere Bedrohungssituation geherrscht und das eine neue Schwachstelle gezeigt hat. Das Wasser kam großteils aus Kundl." Durch den starken Wasserzufluss aus Kundl stauten sich Aubach und Latreinbach und verursachten dadurch Probleme. Die registrierten 4,5 Sekunden-Kubikmetern Wasser, die der Gießen brachte, seien seit den über 60 Jahren Bestand des Pumpwerkes noch nie registriert worden.

Zum Pumpeneinsatz teilte der Bürgermeister mit, dass alle Pumpen mit einer Leistung von 4 Sekunden-Kubikmetern im Einsatz waren, der Gießen aber weiter bis auf 4,7 m Pegelstand anstieg. Mit den ausgeliehenen Pumpen sei die zusätzliche Wassermenge in den Inn gepumpt worden. Abler: "Wir waren an der Kapazitätsgrenze. Vor zwei Jahren hätten wir noch keine Chance gehabt, das Übergehen des Gießens zu verhindern."

Am Limit war nicht nur die Pumpleistung, sondern auch das bereits erweiterte Profil des Gießen-Tückers, der genau die 4,5 Sekunden-Kubikmeter fassen kann. Bei der Einsatzbesprechung am 7. September sei beschlossen worden, die beiden geplanten Zusatzpumpen nun sofort anzuschaffen.

Weitere Folge sei nun ein Projekt, bei dem überlegt werde, das aus Kundl zufließende Wasser nicht mehr über den Gießen, sondern bereits weiter im Westen direkt in den Inn zu leiten. Überlegt werde auch, den Tücker zu erweitern - jedenfalls werde mit Hochdruck am Thema gearbeitet.

Gießen war geräumt
"Das letzte Mal wurde der Gießenbach in den Jahren 2003 bis 2005 ausgeräumt. Jetzt ist er schon wieder fast voll. Hier bereiten die vom Lahnbach antransportierten Feinteile große Schwierigkeiten", erklärte Katastropheneinsatz-Koordinator Dietmar Günther vom Stadtbauamt. Die Räumung verursacht mit rund 300.000 Euro nicht nur hohe Kosten, sondern auch das Problem, dass niemand das Aushubmaterial haben will. Zum Tücker stellte er fest, dass eine Erweiterung nicht möglich sei, jetzt allerdings eine monatliche Spülung vorgenommen werde.