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Planungsverband 29 soll neuen Verein in Wörgl mitfinanzieren |
Das Integrationsleitbild des Landes Tirol sei die Basis für die Arbeit des neuen Vereines, erklärte Wörgls Bürgermeister LA Arno Abler als Gründungsmitglied und Obmannstellvertreter einleitend. "Das Integrationszentrum hat die Aufgabe, die Integration sämtlicher Gruppen in Wörgl und Umgebung zu begleiten und zu forcieren", so Abler. Im Vorstand seien mit Türken und Serben die beiden größten Gruppen nicht österreichischer Staatsbürger vertreten. Abler bedankte sich für die Initiative zur Gründung des Vereins und Leistung der Kopfarbeit bei Kayahan Kaya, dem Obmann des Atatürk-Vereines sowie bei Klaus Sedlak, der für die Bürgermeisterliste einen Sitz im gemeinderätlichen Sozialausschuss wahrnimmt.
Dem Verein gehören bis jetzt 35 Mitglieder an, wobei der jährliche Mitgliedsbeitrag mit 12 Euro bemessen ist. Die Finanzierung soll in erster Linie durch öffentliche Gelder erfolgen. Mit Stadtratsbeschluss wurden die von Wörgl zu zahlenden Mittel für 2007 bereits bewilligt. Die Einbindung der Region bei der Finanzierung besteht vorläufig nur als Wunsch, eine Zusage von den betroffenen Gemeinden, die 11.000 Euro jährlich zu zahlen hätten, gibt es nicht.
Der Anspruch des Vereins weicht in einem wichtigen Punkt von der reellen Umsetzung ab: Bislang sind die Kurden als eine große ethnische Gruppe in Wörgl im Verein nicht vertreten. Wie weit diese Integration bei der Doppelfunktion von Kayahan Kaya als Obmann des Atatürk-Vereins und Geschäftsführer des IGZ Wörgl gelingt, wird sich zeigen. Gerade in punkto Umgang mit Minderheiten war der türkische Staatsgründer, dessen Ideologie sich der Atatürk-Verein verbunden fühlt, kein Vorbild für Integration. Auf die Frage, ob sich Kayahan Kaya als Obmann des Atatürk-Vereins von der Minderheitenpolitik Atatürks distanziert, wich er aus: "Das ist ein separates Thema. Als Obmann des Atatürk-Vereins bin ich ehrenamtlich tätig und das Integrationszentrum leite ich professionell." Zur Professionalität: Kayahan Kaya absolvierte die Handelsschule Wörgl, verfügt aber über keine spezielle Ausbildung für Integrationsarbeit.
IGZ-Geschäftsführer Kayahan Kaya (links) und Obmannstellvertreter Bgm. LA Arno Abler
Kayahan Kaya stellte die geplanten Vereinsaktivitäten des IGZ vor, die sich auf das Gebiet von Wörgl und die Umlandgemeinden erstrecken sollen: "Ab Oktober bieten wir Deutschkurse an. Zur Gründung eines Migranten-Elternvereines engagieren sich derzeit drei Frauen. Ziel ist es, bei Sprechstunden und Schulveranstaltungen kostenlose Übersetzer anzubieten." Mit einem "Sorgentelefon" lädt der Verein alle Wörgler ein, sich mit Integrationsthemen an das IGZ zu wenden. Gemeinsam mit Schülern der Handelsakademie und Handelsschule Wörgl wolle man zudem ein Regionalkonzept erstellen, um die für die Gegen spezifischen Integrations-Anliegen zu erfassen. Das IGW gründete auch eine Hobbyfußballmannschaft, will Projektgruppen zu den Themen Jugend, Frauen und Kultur einrichten, Veranstaltungen zur Information über Alkohol und Drogen anbieten und ein Integrationsfest abhalten. Der Verein solle für die gesamte Bevölkerung offen stehen und zur Problemlösung beitragen, wobei alle zur Mitarbeit eingeladen seien.
Viele der Aktivitäten erinnern an die Vereinsaktivitäten bestehender Migrantenvereine. Deutschkurse bietet der Verein Yildiz und das Phönix-Institut etwa seit Jahren an, auch Hobbyfußballmannschaften und diverse andere Kurse. Auf die Frage, ob diese Vereine in gleichem Maße mit Budgetmitteln aus der Stadtkasse bedient werden, antwortete Bürgermeister LA Arno Abler: "Da liegen uns keine Subventionsansuchen vor."
Offen ist auch noch die Frage, wie die Zusammenarbeit des IGZ mit dem Integrationsbeirat der Stadt unter professioneller Leitung eines externen Integrationsbeauftragten aussehen wird. Bgm. LA Abler sieht den Beirat als "politisches Gremium wie den Seniorenrat", der die Umsetzung von Projekten dann dem IGZ Wörgl überlassen solle. Ob diese Sichtweise vom Gemeinderat übernommen wird, der der weiteren Finanzierung des IGZ 2008 zustimmen muss, ist offen. Am Donnerstag finden Gespräche zwischen Kayahan Kaya, dem designierten Integrationsbeauftragten DI Peter Warbanoff (auch Wörgls LA21-Beauftragter) und der Grün-Gemeinderätin Evelyn Huber statt. Sie war vorgeschlagen, nach Emil Dander die Leitung des Integrationsbeirates zu übernehmen.
Dass dieser nach ursprünglicher Intention keine politische Leitung, sondern eben eine fachliche in Form eines dafür auch ausgebildeten Integrationsbeauftragten benötigt (beim Jugendbeirat gibt es ja auch keinen jugendlichen Leiter, sondern die fachliche durch Jugendbetreuer Klaus Ritzer), wurde vom entsprechend lautenden Gemeinderatsantrag im September nicht berücksichtigt. Was wohl auch an der noch fehlenden Definition der Aufgaben des Beirates liegt, in dem alle politischen Fraktionen vertreten sind. Anstatt aber dieses bereits 2006 gegründete Gremium zu beleben und mit der längst überfälligen Integrationsarbeit für Wörgl zu beginnen, finden sich jetzt die beiden größten Fraktionen Bürgermeisterliste und SPÖ im IGZ-Vereinsvorstand wieder.
Abschließend noch meine persönliche Meinung:
Angesichts der internationalen Medienberichterstattung über die derzeit zwischen der USA und der Türkei entflammten Völkermord-Diskussion sowie der aktuellen kriegerischen Handlungen der Türkei gegen die Kurden zeigt sich das Spannungsfeld, das nicht nur zwischen Tirolern und Zugewanderten, sondern auch zwischen den ethnischen Gruppen besteht. Wer das Thema Integrationsarbeit ernst nimmt, kann diese gesellschaftlichen Hintergründe auch nicht einfach völlig ausblenden. Mit von Konflikten betroffenen Bevölkerungsgruppen zu arbeiten ist keine Spielwiese für Experimente, sondern erfordert fachlich fundiertes Vorgehen, wenn der Integrationsprozess auf lange Sicht erfolgreich verlaufen soll.
Dem Verein gehören bis jetzt 35 Mitglieder an, wobei der jährliche Mitgliedsbeitrag mit 12 Euro bemessen ist. Die Finanzierung soll in erster Linie durch öffentliche Gelder erfolgen. Mit Stadtratsbeschluss wurden die von Wörgl zu zahlenden Mittel für 2007 bereits bewilligt. Die Einbindung der Region bei der Finanzierung besteht vorläufig nur als Wunsch, eine Zusage von den betroffenen Gemeinden, die 11.000 Euro jährlich zu zahlen hätten, gibt es nicht.
Der Anspruch des Vereins weicht in einem wichtigen Punkt von der reellen Umsetzung ab: Bislang sind die Kurden als eine große ethnische Gruppe in Wörgl im Verein nicht vertreten. Wie weit diese Integration bei der Doppelfunktion von Kayahan Kaya als Obmann des Atatürk-Vereins und Geschäftsführer des IGZ Wörgl gelingt, wird sich zeigen. Gerade in punkto Umgang mit Minderheiten war der türkische Staatsgründer, dessen Ideologie sich der Atatürk-Verein verbunden fühlt, kein Vorbild für Integration. Auf die Frage, ob sich Kayahan Kaya als Obmann des Atatürk-Vereins von der Minderheitenpolitik Atatürks distanziert, wich er aus: "Das ist ein separates Thema. Als Obmann des Atatürk-Vereins bin ich ehrenamtlich tätig und das Integrationszentrum leite ich professionell." Zur Professionalität: Kayahan Kaya absolvierte die Handelsschule Wörgl, verfügt aber über keine spezielle Ausbildung für Integrationsarbeit.
IGZ-Geschäftsführer Kayahan Kaya (links) und Obmannstellvertreter Bgm. LA Arno Abler
Kayahan Kaya stellte die geplanten Vereinsaktivitäten des IGZ vor, die sich auf das Gebiet von Wörgl und die Umlandgemeinden erstrecken sollen: "Ab Oktober bieten wir Deutschkurse an. Zur Gründung eines Migranten-Elternvereines engagieren sich derzeit drei Frauen. Ziel ist es, bei Sprechstunden und Schulveranstaltungen kostenlose Übersetzer anzubieten." Mit einem "Sorgentelefon" lädt der Verein alle Wörgler ein, sich mit Integrationsthemen an das IGZ zu wenden. Gemeinsam mit Schülern der Handelsakademie und Handelsschule Wörgl wolle man zudem ein Regionalkonzept erstellen, um die für die Gegen spezifischen Integrations-Anliegen zu erfassen. Das IGW gründete auch eine Hobbyfußballmannschaft, will Projektgruppen zu den Themen Jugend, Frauen und Kultur einrichten, Veranstaltungen zur Information über Alkohol und Drogen anbieten und ein Integrationsfest abhalten. Der Verein solle für die gesamte Bevölkerung offen stehen und zur Problemlösung beitragen, wobei alle zur Mitarbeit eingeladen seien.
Viele der Aktivitäten erinnern an die Vereinsaktivitäten bestehender Migrantenvereine. Deutschkurse bietet der Verein Yildiz und das Phönix-Institut etwa seit Jahren an, auch Hobbyfußballmannschaften und diverse andere Kurse. Auf die Frage, ob diese Vereine in gleichem Maße mit Budgetmitteln aus der Stadtkasse bedient werden, antwortete Bürgermeister LA Arno Abler: "Da liegen uns keine Subventionsansuchen vor."
Offen ist auch noch die Frage, wie die Zusammenarbeit des IGZ mit dem Integrationsbeirat der Stadt unter professioneller Leitung eines externen Integrationsbeauftragten aussehen wird. Bgm. LA Abler sieht den Beirat als "politisches Gremium wie den Seniorenrat", der die Umsetzung von Projekten dann dem IGZ Wörgl überlassen solle. Ob diese Sichtweise vom Gemeinderat übernommen wird, der der weiteren Finanzierung des IGZ 2008 zustimmen muss, ist offen. Am Donnerstag finden Gespräche zwischen Kayahan Kaya, dem designierten Integrationsbeauftragten DI Peter Warbanoff (auch Wörgls LA21-Beauftragter) und der Grün-Gemeinderätin Evelyn Huber statt. Sie war vorgeschlagen, nach Emil Dander die Leitung des Integrationsbeirates zu übernehmen.
Dass dieser nach ursprünglicher Intention keine politische Leitung, sondern eben eine fachliche in Form eines dafür auch ausgebildeten Integrationsbeauftragten benötigt (beim Jugendbeirat gibt es ja auch keinen jugendlichen Leiter, sondern die fachliche durch Jugendbetreuer Klaus Ritzer), wurde vom entsprechend lautenden Gemeinderatsantrag im September nicht berücksichtigt. Was wohl auch an der noch fehlenden Definition der Aufgaben des Beirates liegt, in dem alle politischen Fraktionen vertreten sind. Anstatt aber dieses bereits 2006 gegründete Gremium zu beleben und mit der längst überfälligen Integrationsarbeit für Wörgl zu beginnen, finden sich jetzt die beiden größten Fraktionen Bürgermeisterliste und SPÖ im IGZ-Vereinsvorstand wieder.
Abschließend noch meine persönliche Meinung:
Angesichts der internationalen Medienberichterstattung über die derzeit zwischen der USA und der Türkei entflammten Völkermord-Diskussion sowie der aktuellen kriegerischen Handlungen der Türkei gegen die Kurden zeigt sich das Spannungsfeld, das nicht nur zwischen Tirolern und Zugewanderten, sondern auch zwischen den ethnischen Gruppen besteht. Wer das Thema Integrationsarbeit ernst nimmt, kann diese gesellschaftlichen Hintergründe auch nicht einfach völlig ausblenden. Mit von Konflikten betroffenen Bevölkerungsgruppen zu arbeiten ist keine Spielwiese für Experimente, sondern erfordert fachlich fundiertes Vorgehen, wenn der Integrationsprozess auf lange Sicht erfolgreich verlaufen soll.