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Schild-Plastik erinnert an überwundene Umweltprobleme
vero / 13.11.2007 16:48
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Kunst  Umwelt  Brixlegg  AloisSchild  Montanwerk  Waldsterben 
Das in den 80er-Jahren auch im Tiroler Inntal befürchtete Waldsterben ist nicht eingetreten. Allerdings nur deshalb nicht, weil im Lande damals die richtigen Maßnahmen gesetzt worden sind.

Ein unermüdlicher Mahner und Pionier dieser Zeit war der damalige Landesforstdirektor DI Dr. Herbert Scheiring. Gemeinsam mit Landesrat Anton Steixner und der Industriellenvereinigung erinnern die Gemeinden Brixlegg und Reith i.A. mit einem vom Kramsacher Künstler Alois Schild geschaffenen Kunstwerk an diese unermüdliche Arbeit und deren Erfolge. Dieses Kunstwerk wurde gemeinsam an einer ausgesuchten Stelle im Wald beim Schloss Matzen enthüllt.

Wald als Frühwarnsystem

Aus der Erkenntnis, dass Wälder sehr rasch auf Änderungen der Luftqualität reagieren, wurde auf Initiative von Dr. Scheiring in Tirol bereits zu Beginn der 80er-Jahre eine Kombination aus dauerregistrierenden Luftgütemessungen und immissionsökologischen Verfahren der Umweltbeobachtung eingeführt. „Die Orientierung der Luftgüte an der Empfindlichkeit der sensiblen Bergwälder hat den Umweltschutz weg von der bloßen Reparaturarbeit hin zur verantwortungsvollen Vorsorgepolitik geführt.“, betont der für Wald und Katastrophenschutz zuständige Landesrat Anton Steixner.

Warum starb der Wald im Erzgebirge und nicht im Inntal?

Der besonders in den 1980er-Jahren in der Inntalfurche sehr hohe Anteil von Schwefeldioxid in der Luft konnte um über 90% abgesenkt werden. In den Industriegebieten der ehemaligen CSSR und DDR, aber auch in Polen, wo ähnlich viel Schwefel wie im Inntal in der Luft vorhanden war, fehlten in jener Zeit Umweltbewusstsein aber auch Geld. „Die dort jahrzehntelang unterlassenen Umweltentlastungen haben schließlich zum Absterben von zigtausend Hektar Wald geführt.“ Weiß Landesforstdirektor Dr. Hubert Kammerlander

Ganz anders in Tirol: Hier hat die Politik die Situation ernst genommen und vorausschauend gehandelt. Umweltbewusste und verantwortungsvolle Tiroler Unternehmer haben freiwillig und rasch hochwirksame Entlastungsmaßnahmen gesetzt. Alle diese Schritte haben einen durchschlagenden Erfolg mit noch heute anhaltender Wirksamkeit gebracht.

Unerschrocken aktiv für eine intakte Umwelt

In der langen Zeit seines verantwortungsvollen Wirkens hat sich der engagierte Forstmann Honorarprofessor HR DI Dr. Herbert Scheiring, Landesforstdirektor in Tirol von 1970 bis 1992, auch als lösungsorientierter Mahner zu Umweltthemen hervorgetan und damit große Verdienste erworben. Hohe Auszeichnungen im In- und Ausland belegen den Respekt der Öffentlichkeit vor seinen Leistungen.

Herausforderung Klimawandel

Anders als beim Thema Luftreinhaltung kann dem Klimawandel nicht durch Maßnahmen in Tirol begegnet werden. Die Waldbewirtschaftung muss sich daher schon heute auf die geänderte Umweltbedingungen der Zukunft einstellen. Als erster Schritt werden Forschungsprogramme in Auftrag gegeben, die jene Wälder identifizieren sollen, wo die stärksten Veränderungen wahrscheinlich sind. Auch konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Klimastabilität unserer Bergwälder werden bereits ausgearbeitet. So sollen die besonders anfälligen Fichtenreinbestände in talnahen Lagen nach der Ernte verstärkt mit Laubholz und Tanne erneuert und damit stabilisiert werden. Weiters ist die Strukturierung einschichtiger Wälder durch kleinflächige Holznutzungen und auf heute schon extremen Trockenstandorten der Unterbau mit mediterranen Arten wie Hopfenbuche, Mannaesche und Eiche geplant.

Sagenhafte Offenbarungen der Unterwelt

Das Kunstwerk des Kramsacher Künstlers Alois Schild im Wald am Matzenköpfl soll an diese Zeit erinnern und trägt die Bezeichnung „Sagenhafte Offenbarungen der Unterwelt.“ Diese Benennung soll auf die zahlreichen Sagen, Mythen und Legenden verweisen, die von Plätzen mit unterirdischen Schätzen erzählen. Die erfolgreiche „Wiederbelebung“ des Matzenköpfls wird durch die nach obenhin zunehmend wuchernden, blühenden und austreibenden Formen der Skulptur veranschaulicht. Sie ist aus Kupferblech gearbeitet, misst über zwei Meter und wiegt an die 100 kg.

Fazit

„Auf die Natur zu schauen lohnt sich. Dazu braucht es die Unterstützung durch die Politik genauso wie Experten und innovative Betriebe, denen die Umwelt ein Anliegen ist.“, betont Landesrat Steixner. „Nun stellt sich die Politik den Herausforderungen des Klimawandels. Ein wichtiges Element ist dabei eine nachhaltige Waldwirtschaft, die sich an der Natur orientiert und jene Waldgesellschaften forciert, die nach heutigem Wissensstand die besten Zukunftschancen haben.“

 

Nähere Informationen bei:

Landesforstdirektor Dr. Hubert Kammerlander
Amt der Tiroler Landesregierung, Gruppe Forst
Bürgerstraße 36, 6020 Innsbruck
Tel. 0512/508 4500, E-Mail hubert.kammerlander@tirol.gv.at.


Hintergrundinformationen:

Montanwerke Brixlegg - Österreichs einzige Kupferhütte

Die Kupfer-Silberhütte Brixlegg, erstmals 1463 urkundlich erwähnt, war bis in das 20. Jahrhundert eng mit dem Erzabbau in Tirol verknüpft. Nach dem starken Rückgang der Erzförderung wurde Anfang des 20. Jahrhunderts der Weiterbestand der Hütte durch Umstellung der Produktion auf die Rückgewinnung von Kupfer aus hochwertigen Altmetalllegierungen gesichert.

Die Kupferprodukte aus Brixlegg kamen in ganz Österreich zum Einsatz: Die Dächer des Parlaments, des Justizpalastes und des Schlosses Schönbrunn in Wien wurden mit Brixlegger Kupferblechen ausgeführt. Münzmetalle aus Brixlegg wurden an das Haller Münzamt und in die Münzdirektionen in Wien, Mailand und Venedig geliefert.

Als einziger Kupfererzeuger in Österreich ist die Montanwerke Brixlegg AG im Zentrum Europas gelegen und sehr gut an das Schienen- und Straßennetz nach Italien, Deutschland, der Schweiz und in die osteuropäischen Länder angebunden.

Ein langer Weg zur Entlastung der Umwelt

1831- Die ersten bekannten „Rauchschäden“ in Tirol

Erste schriftlich belegte Hinweise auf Schäden durch Schwefeldioxid im Raum Brixlegg gibt es im 19. Jahrhundert zunächst im Bereich der ehemaligen Messingfabrik am Achenrain in Kramsach. Die Waldschäden in den an das Werk angrenzenden Wäldern wurden dem Josef Freiherr von Lichtenthurn als Waldeigentümer mit Nutzungsrechten an den Reinthaler Seen abgegolten.

In den 60er-und 70er-Jahren wurden am Matzenköpfel Baumschäden und eine eigenartige Humusform festgestellt. Umfangreiche Messungen in den folgenden Jahrzehnten bestätigten den Verdacht, dass das Montanwerk Brixlegg diese Schäden am wald und am Boden verursachte. Die Belastung der Umgebung durch Schwefeldioxid und Schwermetalle war extrem hoch.

Geburtsstätte der Tiroler Luftgütemessungen

In Brixlegg wurden nach Hochfilzen ab 1973 auch die ersten Luftschadstoffmessungen in Tirol durchgeführt und in den Folgejahren durch Nadelanalysen, Bodenuntersuchungen, Waldschadens- und Flechtenkartierungen ergänzt. Diese Messungen sind heute noch erforderlich – dieses Umweltcontrolling belegt die aktuelle Luftgüte.

Beharrlichkeit führte zum Erfolg

Zu Beginn der 80er-Jahre setzte das Montanwerk Brixlegg erste Maßnahmen zur Reduktion des Schadstoffausstoßes, diese führten auch rasch zum Erfolg. Heute kann das Schwefeldioxidproblem in Brixlegg als weitgehend gelöst betrachtet werden. Auch die Dioxidemissionen, die in den 90er-Jahren für viel Aufregung gesorgt haben, konnten durch gezielte Maßnahmen rasch vermindert werden. Möglich war das nur durch den unermüdlichen Einsatz von Dr. Herbert Scheiring, der Bürgerinitiative und der Innovationskraft der Montanwerke Brixlegg. Die Vertreter der Gemeinde haben in diesen schwierigen Jahren als Vermittler auf den nötigen Interessensausgleich geachtet.

Es wächst wieder was

Jahrzehntelang war das Matzenköpfel ein Synonym für den sorglosen Umgang des Menschen mit der Umwelt: absterbende und tote Bäume, wenige besonders robuste Pflanzenarten als Reste einst üppiger Vegetation und viele erfolglose Bemühungen, die abgestorbenen Stämme durch junge Bäume zu ersetzen.

Heute kommt reichlich Naturverjüngung, die Artenvielfalt der Krautschicht beginnt deutlich zu steigen und auch das Bodenleben kommt allmählich wieder in Gang. Ein beeindruckendes Beispiel, wie die Natur auch weitgehend zerstörte Standorte wieder besiedeln kann, wenn die Umweltbelastungen reduziert sind.

Text: Christian Mück/Landespressedienst