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Vergabe des Rettungsdienstes im Planungsverband 29 ans Rote Kreuz
vero / 17.11.2007 09:02
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Wörgl  RotesKreuz  Rettungsdienst  Samariterbund 
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Nahmen Stellung zur Rettungsdienst-Vergabe:  Geschäftsführer Gerhard Czappek (Bild Mitte), Prokurist Robert Lauf (links) und Martin Pienz vom Samariterbund Tirol.


Rechnen hat Gerhard Czappek vom Samariterbund Tirol schon immer sehr gut können. So rechnete er bereits am 25. August 2004 der Presse beim Thema Vergabe des Notarztstützpunktes Wörgl vor, dass der Samariterbund den Rettungsdienst in selbem Umfang und den Notarztdienst mit drei Stützpunkten im Bezirk zum gleichen Preis durchführen könne als das Rote Kreuz den Bezirk mit zwei Notarztstützpunkten versorgt. "Wir hätten 2004 den Wörgler Notarztdienst zum Nulltarif durchführen können. Und jetzt hat das Rote Kreuz genau diese Summe nachgelassen", rechnete Czappek, der mittlerweile vom Prokuristen in die ASB-Geschäftsführeretage aufgestiegen ist und künftig sowohl dem ASB Tirol wie auch dem ASB Kärnten als Geschäftsführer vorsteht, am 16. November 2007 neuerlich  der Presse vor: "Das Rote Kreuz lässt für die kommenden fünf Jahre im Vergleich zur jetzigen Quote von 8,77 Euro den betreffenden Gemeinden des Planungsverbandes 29 rund 350.000 Euro nach und ist damit um rund ein Viertel billiger geworden."

Gerechnet hat Czappek auch bei der Angebotserstellung: "Wir boten den Rettungsdienst im ersten Jahr  um 6,46 Euro und für die weiteren vier Jahre mit acht Gemeinden um 6,12 Euro an." Die nun vom Roten Kreuz Kufstein gebotene Kopfquote hält er für wirtschaftlich nicht mehr vertretbar. "Wir wurden vom Roten Kreuz  immer als Preisdumper und Rosinenpicker hingestellt. Jetzt erkennt wohl jeder Blinde, dass die ganze Bevölkerung jahrelang belogen wurde", kommentiert Czappek das Ergebnis und zitiert Tirols Rot-Kreuz-Präsident Neumayr, der noch am 24. Oktober 2007 in der Innsbrucker Stadtzeitung verlautbarte, dass "durch die Vergabe des Rettungsdienstes an Billiganbieter die Entsorgungssicherheit für entlegene Gebiete in Gefahr ist. Zu dem Zeitpunkt hat er wohl noch nicht gewusst, was das Rote Kreuz Kufstein anbietet." Den Vorwurf, sich als "Rosinenpicker" nur den Rettungsdienst im Zentralraum anzustreben, sieht Czappek durch die Fakten widerlegt: "Die Wildschönau ist wohl kaum ein zentral gelegener Ballungsraum. Diese Vorwürfe gehen ins Leere."

Samariterbund Tirol bietet Rettungsdienst im Bezirk Kitzbühel an
Was im Bezirk Kufstein billiger geht, gilt auch für den Bezirk Kitzbühel, sind Gerhard Czappek und sein Team überzeugt. In Kitzbühel liegt die Kopfquote für den Rettungsdienst bei 9 Euro. "Wir haben bereits im März dieses Jahres alle Gemeinden und den Verbandsobmann angeschrieben und warten auf eine Reaktion", teilte Czappek mit und wirft Bgm. Paul Sieberer als Verbandsobmann vor, sich "zum Erhalter und Verteidiger des Rotkreuz-Monopols zu machen", anstatt die Interessen der Gemeinden zu vertreten, die nach dem Prinzip der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit agieren müssen. "Wir fordern jetzt alle Bürgermeister im Bezirk Kitzbühel auf, eine Ausschreibung zu verlangen."

Der ungebrochene Zulauf zur Rettungsorganisation spiegelt sich in der Fahrtenbilanz wider: "Der Samariterbund wird Ende 2007 über 13.000 Fahrten durchgeführt haben. 2008 erweitern wir unser Leistungsangebot in Innsbruck, stellen zusätzlich Personal ein und stocken den Fuhrpark weiter auf", so Czappek, der weiterhin auch den Notarztdienst im Auge hat und ein kürzlich vom Roten Kreuz unterbreitetes Angebot ausschlägt: "Wir wurden gefragt, ob wir uns personell den Stützpunkt Wörgl je zur Hälfte teilen würden - allerdings nur im Sanitäterbereich. Wie bekannt ist, bildet der ASB aber seit seinem Bestehen in Tirol eine Wertegemeinschaft mit der ANI - der Arbeitsgemeinschaft der Notärzte im Inntal. Uns gibt´s nur im Paket." Für Kooperationen sei man aber grundsätzlich bereit, wie die Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz in Schwaz sowie in Bayern zeige.

Die Rolle der ILL kritisch hinterfragen
Mit der ILL - der integrierten Landesleitstelle - schufen die Stadt Innsbruck und das Land Tirol eine Einrichtung, die künftig den Rettungs- und Feuerwehrdienst landesweit kontrollieren soll. In der Praxis hinke der Anspruch aber weit hinter der Realität nach. "Erst 50 % der Bevölkerung werden am Rettungssektor über die Notrufnummer 144 der ILL versorgt, bei der Feuerwehr ist der Anteil noch wesentlich geringer", so Czappek. "Die ILL hat 7 Millionen Euro gekostet und ist damit drei Millionen Euro teurer geworden als veranschlagt. Das Land hat vergessen, die ILL rechtlich zu legitimieren. Das Tiroler Rettungsgesetz sieht keine integrierte Landesleitstelle vor. Nun muss im Nachhinein ein neues Rettungsgesetz geschaffen werden.

ASB3.jpg Czappek kritisiert, "dass Normen, Einsatztaktik und alle anderen relevanten Kriterien zur Ausübung des Rettungsdienstes dann von oben erfolgen werden, während der Rettungsdienst vor Ort kaum mehr Einfluss auf sein eigentliches Arbeitsfeld mehr hat." Das Problem dabei ist die Vermischung von Rettungsdienst und Krankentransporten, die aufgrund der gewachsenen Struktur in Tirol beide von derselben Einsatzleitstelle disponiert werden. "Wir haben es abgelehnt, unsere Krankentransporte von der ILL disponieren zu lassen. Wenn, würde jegliche Wirtschaftlichkeit des ASB verloren gehen", meint Czappek. Es könne nicht angehen, dass die Rettungsorganisationen sich selber finanzieren müssen, aber von einer außenstehenden Einrichtung gesteuert werden. Das berge eine Gefahr für den gesamten Rettungsdienst.

"Derzeit läuft die Aneignung der Notrufnummer 144 im Rettungsdienst durch die ILL, indem die angeschlossenen Rettungsdienste keine andere Wahl haben, als sich über die ILL alarmieren zu lassen. Das Rote Kreuz hat sich zudem einer kompletten Disposition unterworfen, was der ASB in der Wildschönau tunlichst vermieden hat. Der Geschäftsführer des Roten Kreuzes im Bezirk Schwaz, Paul Hecher, hat durchschaut, dass die Abgabe der Notrufnummer eine wirtschaftliche Gefährdung bedeutet und diese auch nicht abgegeben." Um diese Gefährdung auszuschalten, sei eine Trennung der Disponierung von Rettungsdiensten und Krankentransporten erforderlich.

Podiumsdiskussion in Wörgl zum Rettungsdienst am 13. Dezember 2007
Um diese und um andere brisante Themen aus dem Bereich Rettungsdienst wird es bei der Podiumsdiskussion am 13. Dezember 2007 im Komma Wörgl gehen, zu der die Bezirksblätter Landespolitiker und Vertreter der Rettungsorganisationen einladen.