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Die Mauer des Schweigens durchbrechen - Zwangsehen sind keine Kulturfrage
vero / 19.11.2007 12:37
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Jugend  Integration  Polizei  Zwangsverheiratung  Hilfseinrichtungen 
Wenn sich in Kirchbichl der Verdacht auf Zwangsverheiratung in diesem Fall nicht bestätigt hat, so sind den Sicherheitsbehörden Vorfälle in Zusammenhang mit dieser vorwiegend in türkisch stämmigen Bevölkerungskreisen vorkommenden Form von "Familienplanung" nicht unbekannt. "Uns sind Fälle von Entführungen türkischer Mädchen ebenso bekannt wie gewalttätige Übergriffe. 2006 hat es im Bezirk Kufstein auch einen Ehrenmord  gegeben", teilt die Bezirkspolizeiinspektion mit.

Von einer hohen Dunkelziffer geht Tirols Kinder- und Jugendanwälting Mag. Elisabeth Harasser aus: "Meistens kommen solche Vorfälle garnicht an die Öffentlichkeit, weil die Mädchen viel zu eingeschüchtert sind. Hier gibt es eine Mauer des Schweigens - und das ist das Problem." An die Jugendanwaltschaft wurden bisher nur vereinzelte Fälle herangetragen, die dann mit den Familien geregelt wurden. Mag. Harasser rät Betroffenen, auf alle Fälle Hilfe zu suchen: "Die Mädchen werden als erstes vor den Familien in Sicherheit gebracht. Die Jugendwohlfahrt kümmert sich darum. Als Anlaufstellen stehen in Tirol das Kriseninterventionszentrum wie auch das Frauenhaus zur Verfügung." Im Bezirk Kufstein können sich Betroffene an die Frauen- und Mädchenberatung Evita in Kufstein, Tel. 05372/63616, Internet http://www.evita.kufnet.at/ wenden.  Wenn erforderlich, kann auch eine Unterbringung außerhalb des Bundeslandes erfolgen.

Eindeutig ist jedenfalls der Tatbestand einer rechtswidrigen Handlung. Zwangsehen sind kein Kavaliersdelikt, sondern in Österreich strafbar. Hier weg zu sehen wäre falsch verstandene Integration - lebenslange Vergewaltigung ist keine Kulturfrage, sondern ein Verbrechen. Bei Verdacht auf Zwangsverheiratung besteht Ermittlungspflicht der Behörden, die Betroffenen haben ein Recht auf Schutz.