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Perchtenlauf im Tiroler Unterland - Termine |
Auf wenig Gegenliebe stößt der Versuch der Wörgler Stadtführung, durch Verbote das mittlerweile zur eigenen Jugendkultur mutierte Brauchtum des Perchtenlaufens wieder zurück zu den "Wurzeln" zu drängen. "Ob man das Brauchtum in seiner ursprünglichen Form weiterlebt wie in Breitenbach oder es weiterentwickelt, sollte den Passen selbst vorbehalten bleiben" - mit dieser Ansicht ist die Broad-Pass aus Angath nicht allein.
Das Brauchtum des Perchtenlaufes knüpft an vorchristliche Fruchtbarkeits-Riten an und soll durch Schrecken einflößende Masken und Lärm die bösen Wintergeister vertreiben. So, wie auch heute die Schützen nicht mehr mit dem Schießprügel die Heimat verteidigen, hat sich auch das Perchten-Brauchtum neuer Inhalte bemächtigt. Da geht´s um Gruppenzugehörigkeit, soziale Kontakte und Community - dabei sein heißt nicht nur rund um den 5. und 6. Dezember ausrücken, sondern meist das ganze Jahr über mit der Gruppe die Freizeit zu verbringen. Perchtenpassen sind mittlerweile auch Träger von Jugendkultur. Die Broadpass aus Angath beispielsweise organisiert im Sommer das Festival Rock nem an Inn (Foto links).
Eine Jugendkultur, in der jede Menge Kreativität und Energie steckt. Das zeigen die oftmals professionellen Web-Auftritte der Perchtengruppen ebenso wie ihre Kostüme. Die Weiterentwicklung des Brauchtums in Richtung immer schwerer, immer gruseliger, immer spektakulärer fand in den vergangenen Jahren bereits kritische Stimmen in den eigenen Reihen. Die Reaktion auf Verbote ist aber erfahrungsgemäß selten Einsicht, im Gegenteil - solche Vorgangsweisen führen eher zu Trotzreaktionen.
Das inszenierte Gruseln: Die Lauda-Pass aus Itter bietet eine rhythmisch abwechslungsreiche Show.
Die Passen im Raum Wörgl bestehen im Gegensatz zu den Breitenbacher Perchtengruppen aus Perchten und Fellteufeln. Bild Mitte: 70 kg bringen allein die Glocken dieses Peaschtls der Lauda-Pass auf die Waage.
Das Transportproblem löst die Lauda-Pass aus Itter seit Jahren durch die Anmietung eines Postbusses (linkes Bild). Perchten sind auch ein Wirtschaftsfaktor - für Masken, Hörner, Felle und Zubehör werden stattliche Summen bezahlt und die Gruppen uniformieren sich vielfach mit T-Shirts, Sweatern oder Jacken.
Das Anfertigen der Perchten-Kostüme, die mittlerweile 100 kg und mehr auf die Waage bringen, beginnt bereits im Spätsommer. Die Gewänder der Perchten werden aus getrockneten und gebündelten, am Nagelbrett ausgebürsteten Maiskolbenblättern gefertigt, die auf Jacken und Hosen aufgenäht werden. Bild rechts: Männer in Frauenkleidern: Angeführt werden die Passen von einer Hexe - bei der Weiler-Pass kommt sie heuer auf Stelzen daher.
Die Weiler-Pass aus Wörgl - ausgestattet mit Horrormasken nach Salzburger Vorbild.
Feuerzauber gehört nicht zum althergebrachten Perchten-Brauchtum - aber wo steht geschrieben, womit man "böse Wintergeister" wirkungsvoll vertreibt?
An der Verwendung von bengalischem Feuer bei den Perchtenauftritten entzündet sich auch in den Reihen der Brauchtumspfleger die Diskussion. Ja oder nein - während Feuerzauber am Angerberger Rücken, der ursprünglichen Heimat des Unterländer Perchtenbrauchtums - heute nach wie vor verpönt ist, berufen sich viele Gruppen außerhalb, also im "Perchten-Neuland" darauf, nicht an diese ursprünglichen Formen gebunden zu sein. Feuer spielt seit alters her bei Ritualen eine wichtige Rolle - man denke nur an Sonnwend-Feuer oder die Silvester-Knallerei.
Die Weiler-Pass aus Wörgl zählt zu den Gruppen, die mit Feuerzauber auftreten. Ein paar Eindrücke vermitteln folgende Videos:
Die weiteren Tourdaten der Weiler-Pass und der Lauda-Pass sowie anderer Perchtengruppen findet ihr hier...
Tourplan der Broad- Pass aus Angath:
4. Dezember 2007: Gasthof Schermer Bad Häring (19 Uhr)
5. Dezember: 11.30 Uhr Broadhof Angath, 14 Uhr Friseursalon Käthe Kirchbichl, 16.30 Uhr FF Kirchbichl Kastengstatt, 19 Uhr Fam. Gandler Kirchbichl, 22 Uhr Perchtentreff Itter
6. Dezember: 12.30 Uhr Salvenmoser Bad Häring, 16 Uhr Josef Ager, Lengererbauer Bad Häring, 19 Uhr Perchtentreff Angath, 21.30 Uhr Georgs Treff Kirchbichl
7. Dezember: 17 Uhr Goldenes Dachl Innsbruck
Info: www.broadpass.at
Termine der Kudu-Pass aus Kirchbichl/Niederbreitenbach:
4. Dezember: Gasthof Schermer - Bad Häring 18:30 Uhr
5. Dezember: 10 Uhr Fam. Berger Kirchbichl, 12 Uhr Familie Kurt Ilgenstein Langkampfen, 15 Uhr Fam. Kofler Langkampfenk, 18 Uhr Umzug Langkampfen, 21 Uhr Georgs Treff Kirchbichl
6. Dezember: 12 Uhr Fam. Ilgenstein Kirchbichl, 15 Uhr Mannys Würstlbude Langkampfen, 16.30 Uhr Fam. Prantl Kirchbichl, 22 Uhr Papa Cicos Kufstein
Info: www.kudupass.com
Tourplan der Zod´n-Pass (gegründet 2000):
Sonntag, 2. Dezember: 19 Uhr Café Business Arkadenplatz Kufstein
Dienstag, 4. Dezember: 10 Uhr Bauernhaus Mathes, 13 Uhr Lebenshilfe Kufstein, 16 Uhr Picknick Wildschönau, 19 Uhr Weihnachtsmarkt Innsbruck
Mittwoch, 5. Dezember: 13 Uhr Inntalcenter Kufstein, 15 Uhr Pizzeria Calimero Bad Häring, 18 Uhr Café Belvedere Ebbs, 20 Uhr Weihnachtsmarkt Kössen, 22 Uhr Austampern Bauernhaus Mathes
Donnerstag, 6. Dezember: 12 Uhr Domcafé Ebbs, 19 Uhr Teufeltreffen Taxenbach (Salzburg)
Samstag, 15. Dezember: 16 Uhr Weihnachtsmarkt Oberaudorf (Bayern)
Info: www.zodnpass.at
Termine der Hexenkopf-Pass aus Langkampfen:
2. Dezember: 14.30 Uhr Arkadenplatz Kufstein
5. Dezember: 13 Uhr m-preis Langkampfen, 14 Uhr Dornauer Hof, 15 Uhr Fam. Kofler Dornau, 16 Uhr Familie Schöpf,17 Uhr Familie Berger,18 Uhr Umzug Langkampfen
6. Dezember: 13 Uhr Fam. Eschlböck, 14.30 Uhr Fam. Sieberer, 15.30 Uhr Fam. Hager, 16.30 Uhr Fam. Radinger, 17.30 Uhr Fam. Als - Fahrradtreff, 19 Uhr Fam. Straif
Info: www.hexenkopf.2xt.de
Tour der Höllnstoa-Pass, Langkampfen:
4. Dezember: 15.45 Uhr Interspar Kufstein-Endach, 17.30 Uhr Gasthof Schermer Bad Häring, 20.15 Uhr Umzug Thiersee, 24 Uhr Leitnerin Unterlangkampfen
5. Dezember: 13 Uhr Perthaler Reini Niederbreitenbach, 15.30 Uhr Föhrenwegsiedlung -Obere Dorfstraße Unterlangkampfen, 17.30 Uhr Umzug Unterlangkampfen, 19.30 Uhr Pils-Alm Kiefersfelden, 22 Uhr Arabia Kufstein
6. Dezember: 10 Uhr m-preis Niederbreitenbach, 12 Uhr Dornauer Hof, Dornau Langkampfen, 15.15 Uhr Café Luech Kirchbichl, 18 Uhr Saliterer Stubn Ebbs, 20.30 Uhr Frischmanns Bar Kufstein, 22.30 Uhr Austampern Kammerl
Die Höllnstoa-Pass erklärt auf ihrer Website auch den Hintergrund ihres Treibens:
Ursprung, Sinn & Zweck
Der Brauch des Perchtenlaufens kann bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Zweck dieses alten Ritus ist es, böse Wintergeister auszutreiben und eine gute, ertragreiche Ernte für das kommende Jahr zu erbitten.
Ursprünglich wurde dieser Brauch nur in den Tiroler Gemeinden Mariastein, Angath, Angerberg und Breitenbach gepflegt - mittlerweile jedoch haben viele umliegende Gemeinden im Unterinntal diesen Brauch übernommen und im Laufe der Zeit auch ein wenig verändert. So ist es zum Beispiel in den Gemeinden Mariastein und Angerberg, wo der Perchtenlauf seinen Ursprung hat, bis heute nicht üblich, dass Fellteufel die Gruppe begleiten - wohingegen diese in anderen Gemeinden sehr wohl fester Bestandteil der Gruppe sind.
Bekleidung & Aufgabe der einzelnen Mitglieder
Mühevoll werden im Herbst Maisblätter von den Feldern aufgesammelt, diese zu Bündeln zusammengepackt und in langwieriger Arbeit auf Kleidung aufgenäht. Ein einzelnes Gewand besteht so letztendlich aus bis zu 1000 solcher Bündel und wiegt bis zu 100 kg.
Am 5. und 6. Dezember ziehen die Perchten dann durch das Dorf und versuchen böse Geister zu vertreiben, in dem sie durch tampern (trommeln) auf leere Autotanks, mit großen Glocken, Schellen und Hupen einen höllischen Lärm verursachen.
Eine "Pass" besteht aus ca. 10 Mitgliedern, welche alle eine unterschiedliche Aufgabe erfüllen: Neben einigen "Tamperern", "Glockingern", welche für den Lärm sorgen, gibt es auch noch einige Fellteufeln ("Läufer") und eine Hexe, welche die Pass anführt.
Die Fellteufel versuchen mit Ruten und Pferdeschwänzen den Weg freizumachen.
Die symbolische Aufgabe der Hexe ist, böse Geister in ihren Verstecken aufzupüren. Die Perchten ("Glockinger", "Tamperer") versuchen diese dann durch den Lärm aus ihren Verstecken zu locken. Die Fellteufel müssen die gefundenen Geister "zusammenhalten" und in die Mitte eines Kreises treiben, der von den Perchten gebildet wird.
In diesem Kreis, auch "Hexenkessel" genannt, werden sie dann durch Feuer getrieben und verbrannt....."
Info: www.hoellnstoapass.at
In der Wildschönau sind am 5. und 6. Dezember die Zech-Pass der Landjugend Niederau sowie die 2003 gegründete Seon-Pass bei Umzügen und privat unterwegs. Bei der Seon-Pass gibt´s keine Bratschen-Perchten, das Tampern übernehmen Fellteufel.
Tourplan der Kirchbichler Pass:
5. Dezember: 10.30 Uhr VS Kirchbichl, 13 Uhr Rosenberger Angath, 15 Uhr Altenwohnheim Kirchbichl, 17.30 Uhr FF Hoader, 20 Uhr Umzug Hopfgarten, 22 Uhr Fam. Salvenauer, anschl. open end Fam. Brändle Angerberg
6. Dezember: 13 Uhr Hauser Herbert, 15 Uhr Gasthof Bruckhäusl, 18.30 Uhr Hans Reich
Infos: www.kirchbichlerpass.at