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vero / 21.01.2008 09:40
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Wörgl  Politik  Neujahrsempfang  Treffpunkt2008  ArnoAbler  Bürgermeister 

 

Neujahrsempfang Wörgl 2008 am 18.1.2008

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren!

Liebe Freunde!

 

Ich freue mich sehr, Sie in schöner Tradition neuerlich beim „Treffpunkt Wörgl“ begrüßen zu dürfen.

Bei jenem gesellschaftlichen Ereignis zum Jahresbeginn, bei dem wir die Meilensteine des abgelaufenen Jahres Revue passieren lassen, uns den aktuellen Stand der Dinge vor Augen führen und einen Blick in die nähere Zukunft riskieren.

 

Liebe Gäste, der Schwerpunkt des abgelaufenen Jahres fand diesmal eindeutig in Bruckhäusl statt. Nicht nur, dass das Megabauprojekt „Umfahrung B178“ fertig gestellt werden konnte, wurde auch die Mülldeponie Riederberg für viele sehr überraschend abrupt geschlossen.

 

Am 14. November 2007 wurde die neue Trasse der B178 zwischen Autobahnknoten Wörgl/Ost und Luecher Spange endlich eröffnet und nimmt seither etwa 20.000 Fahrzeuge täglich auf.

Es war dies das größte Straßenbauprojekt des Landes Tirol seit Jahrzehnten.

Etwa 42 Millionen Euro – das entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Tiroler Straßenbaubudget – wurden in den letzten dreieinhalb Jahren auf rund 4,75 Kilometern inklusive eines 1,2 Kilometer langen Tunnelabschnitts investiert und dabei die modernste Technik und der letzte Stand der Straßenbauwissenschaft eingesetzt.

Dem Land Tirol gebührt dafür unser Dank, denn nur durch diese kompromisslose Bereitschaft zur (naturgemäß teuren) Qualität mit den zahlreichen Lärmschutzmaßnahmen konnte die Belastung der betroffenen Anrainer auf ein zumutbares Ausmaß reduziert werden.

 

Wer hätte gedacht, dass das ewige Thema Riederberg eine solche Wende nimmt?

Da haben wir noch gemeinsam demonstriert und die Forderung nach endgültiger Schließung mit dem 31.12.2008 erhoben und plötzlich stellt die Gesellschaft von selber den Betrieb ein!
Weihnachten und Ostern für Bruckhäusl, möchte man annehmen.

Aber natürlich ist damit weder die Geruchsbelästigung noch das Problem Riederberg bereits endgültig vom Tisch.

Das Land unter der Zuständigkeit von LR Lindenberger erstellt derzeit ein Schließungsprojekt, welches effizient, umwelt- und damit anrainerverträglich und trotzdem möglichst kostengünstig sein soll.

Die Horrorzahl von € 20 Mio. steht für die Nachsorge als Worst-Case-Szenario im Raum, welche jedoch das Land Tirol auf Beschluss des Tiroler Landtages übernommen hat.

Sofortmaßnahmen, um die lückenlose Aufbereitung und Entsorgung des Sickerwassers sicher zu stellen, wurden unmittelbar nach Bekanntgabe der Schließung durchgeführt.

Auf jeden Fall sieht man endlich Licht am Ende des Tunnels und die Bevölkerung von Bruckhäusl kann zwar noch nicht in vollen Zügen aufatmen, denn es stinkt immer noch, sie kann sich aber wieder auf ein normales Leben in ihrem Ortsteil freuen.

 

In guter Tradition hat uns auch das Rettungswesen im abgelaufenen Jahr neuerlich beschäftigt.

„Same procedure as every year“, möchte man meinen.

Aber weit gefehlt.

Diesmal sind wir uns politisch nämlich nicht dabei in die Haare geraten.

 

Die Ausschreibung des Rettungswesens erfolgte auf Ebene des Planungsverbands 29, also gemeinsam für die Gemeinden Angath, Angerberg, Bad Häring, Breitenbach, Kirchbichl, Kundl, Mariastein und die Stadt Wörgl.

 

Und das Ergebnis ist, auch wenn es negative Begleitmusik durch Aufsichtsbeschwerden und Klagen seitens des Roten Kreuzes, des Siegers der Ausschreibung, gab und gibt, mit € 5,97 pro Kopf und Jahr, immerhin um ein Drittel weniger als vorher, für unsere Stadt äußerst erfreulich.

 

Nunmehr wird erwartet, dass auch in den Notarztbereich, der bisher durch den Rettungs€uro quersubventioniert war, Bewegung kommt.

Für Wörgl könnte das bedeuten, dass unser Notarzt, der der meistfrequentierte des ganzen Bezirks ist und den wir bisher ganz alleine bezahlen, in das bezirksweite System eingebunden wird und auch diese Kosten auf mehrere Schultern verteilt werden.

Gespräche dazu werden noch zu führen sein.

 

Das gesamte abgelaufene Jahr stand ganz unter dem Stern von Michael Unterguggenberger.

Nachdem wir vor einem Jahr an dieser Stelle gemeinsam mit der Tochter des Freigeldbürgermeisters Lia Rigler das Freigeldjahr mit einer Münzprägung begonnen haben, fanden zahlreiche hochwertige Veranstaltungen, Ausstellungen und Projekte statt.

Ich erinnere nur auszugsweise an das Theaterstück „Unterguggenberger mit Florian Adamski und Wolfgang Niedermayr, das eiserne Raumschiff mit heimatloser Galionsfigur von Alois Schild, das neue Buch zum Thema Freigeld von Wolfgang Broer und die Verleihung des von der Sparkasse Wörgl gestifteten Unterguggenberger-Preises an die STRO-Group für ihr Mikrokredit-Projekt in Brasilien.

 

Seit wenigen Wochen ist Wörgl gemeinsam mit den anderen Gemeinden des Planungsverbandes 29 und dem Planungsverband 26 (Brixlegg und Umgebung) Teilnehmer des europäischen LEADER-Programms.

Dabei werden Projekte zur wirtschaftlichen Entwicklung von Dörfern und Kleinstädten des ländlichen Raums – und dazu zählt aus europäischer Sicht neuerdings auch die Stadt Wörgl, weshalb sie die Grenze für die Teilnahmemöglichkeit von 10.000 auf 50.000 Einwohner angehoben hat – finanziell erheblich unterstützt.

 

Unsere Region – neben der benachbarten Region „Hohe Salve  - Brixental“ und dem Pillerseetal die einzige im Unterinntal – nennt sich „Mittleres Unterinntal Tirol“, kurz M.U.T. und mit viel Mut werden wir gemeinsam die Chancen dieses Entwicklungsprogramms nutzen.

Wichtig dabei ist, dass es sich um gemeindeübergreifende Projekte handelt und damit der Gedanke des Miteinander und der Kooperation im Vordergrund steht.

Wörgl kann jedenfalls gemeinsam mit seinen Nachbargemeinden von diesem Programm, das auf 7 Jahre ausgelegt ist, erheblich profitieren.

 

Ein besonderer Schwerpunkt im abgelaufenen Jahr war der Jugend gewidmet.

Durch die Durchführung einer Open-Space-Konferenz für Jugendfragen und den Ankauf eines Gebäudes, das ab Herbst als Jugendzentrum zur Verfügung stehen wird, sind die künftigen Träger unserer Gesellschaft in den Mittelpunkt gerückt.

 

Erst kürzlich konnten sich Jugendreferentin Roswitha Lenzi und ich von der hohen Qualität überzeugen, mit der die Wörgler Jugend Projekte bearbeitet und aktiv an ihrem Lebensumfeld teilnimmt.

Die Jugend ist interessiert und engagiert und bereit sich einzubringen, sie möchte aber sehen, dass dieses Engagement auch etwas bewegt und die Zusagen der Politik keine Lippenbekenntnisse bleiben.

 

Im heurigen Jahr kommt dann noch das neue Infoeck im CityCenter dazu, welches kompetent und umfassend alle wichtigen Fragen der Jugendlichen wie Lehrstellen, Auslandsaufenthalte, Au-Pair-Stellen, Bildungsangebote, Jobs und  Freizeitgestaltung beantworten soll.

 

Wie üblich gab es auch im abgelaufenen Jahr wieder die eine oder andere Aufregung über kommunale Entscheidungen.

Hier ein paar Hintergrundinformationen zum besseren Verständnis und zur Relativierung allfällig vorgefasster Meinungen:

 

Missverständnis Nummer 1:

In Wörgl kann man nicht mehr ausgehen, weil die Sperrstunde vorverlegt worden ist!

 

Fakt ist: Die Sperrstunde wurde nur bei drei Lokalen auf zwei Uhr vorverlegt. Alle anderen Lokale hatten schon vorher um zwei Uhr oder noch früher Sperrstunde.

Für die hat sich also definitiv nichts geändert.

Allerdings sind die messbaren Auswirkungen dieser Maßnahme gravierend. Seither haben sich die Sachbeschädigungen und nächtlichen Ruhestörungen nach der Polizeistatistik um mehr als die Hälfte verringert.

Eine spürbare Verbesserung der Lebensqualität in der Innenstadt vor allem für jene, die in der Früh ausgeruht ihrer Arbeit nachgehen müssen.

Mir wäre am liebsten, wenn alle Lokale offen halten dürften solange sie wollen, wenn dann die Gäste ausnahmslos ruhig und friedlich nach Hause wanken würden.

Leider sieht die Praxis anders aus und der ab 2.00 Uhr rasant steigende Alkoholpegel führt immer wieder zu Enthemmungen und Unvernunft.

 

Missverständnis Nummer 2:

In Wörgl wurde das Perchtengehen verboten!

 

Fakt ist: Aufgrund zweier Unfälle in den vergangenen Jahren wurde aus Sicherheitsgründen die Verwendung von bengalischem Feuer untersagt und die Länge der Hörner auf 40 cm limitiert.

Ein einseitiger Boykott sämtlicher Perchtengruppen führte daraufhin dazu, dass der Nikolaus heuer ohne satanische Begleitung seine Runden zog.

Das gegenseitige Hochlizitieren um immer noch längere Hörner, die nur mehr  afrikanische Antilopen liefern konnten, nicht aber die traditionelle heimische Tierwelt führte in den letzten Jahren zu erheblichen Gefahren vor allem für Kinder und hat meines Erachtens mit Brauchtum nicht mehr viel zu tun.

Die Perchten sind nächstes Jahr natürlich wieder gerne gesehen, allerdings mit traditionellem Gehörn.

 

Missverständnis Nummer 3:

Die Stadt Wörgl hat der TirolMilch gigantische Subventionen geschenkt!

 

Fakt ist: Die etwa € 500.000,-- an Subvention über 5 Jahre sind nur ein Bruchteil der zusätzlichen Steuereinnahmen der Stadt, welche sich durch die Entscheidung unseres Molkereiunternehmens, die Produktion in Wörgl zusammen zu legen für Wörgl ergeben.

Die Stadt kann sich vielmehr über rund 150 zusätzliche Arbeitsplätze samt den dazugehörigen Steuern und ein Investitionsvolumen von rund 45 Mio. €uro, welches der heimischen Wirtschaft zugute kommt, freuen.

Wirtschaftsförderung ist kein Geschenk sondern eine Investition.

Und als solche muss sie immer in Relation zu ihrem Ergebnis gesehen werden.

 

Wir haben uns aber im Gemeinderat bereits darauf verständigt, die Wirtschaftsförderung der Stadt Wörgl zu überarbeiten, um die Ziele der Stadt noch effizienter verfolgen zu können.

 

Missverständnis Nummer 4:

Der neue Integrationsverein „Integrationszentrum Wörgl“ ist eine Parallelorganisation zum städtischen Integrationsbeirat!

 

Fakt ist: Der Verein wurde autonom und unparteiisch gegründet, um die Integration, vor allem die Vermittlung der deutschen Sprache für deren unkundige Migranten, in der Praxis voranzutreiben, und arbeitet mit dem städtischen Ausschuss selbstverständlich gerne und eng zusammen.

 

Missverständnisse muss und wird es immer geben, weil nicht jedem sämtliche Informationen bekannt sein können.

Ich plädiere aber für Besonnenheit und im Zweifel für das Hinterfragen.

Oft stellt sich dann eine Situation ganz anderes dar als am Stammtisch.

 

Wo stehen wir heute?

Wie ist die derzeitige Situation in der Stadt Wörgl?

 

Mit dem heutigen Tag hat Wörgl 12.527 Einwohner, voriges Jahr waren es 12.421.

Davon haben 12.032 ihren Hauptwohnsitz hier.

Von diesen sind 6.267 oder 52,1 % Frauen und nur 5.765 oder 47,9 % Männer. Ich habe letztes Jahr bereits auf dieses Ungleichgewicht hingewiesen.

 

Der so genannte Ausländeranteil beträgt 13,6 % und liegt damit nach wie vor in der Größenordnung vergleichbarer Städte.

 

Diese teilen sich auf derzeit 54 verschiedene Nationalitäten auf.

 

Die Kommunalsteuer ist die wichtigste Finanzierungsquelle einer Gemeinde, weil sie nicht im Finanzausgleich bundesweit umverteilt wird sondern in jener Gemeinde anfallen, wo die Arbeitsplätze sind.

In Wörgl hat sich dieser Indikator in den letzten zehn Jahren inflationsbereinigt um fast 50 % erhöht.

Das heißt übersetzt, dass Wörgl heute um rund die Hälfte mehr Arbeitsplätze anbietet als 1997, wobei hier von einer durchschnittlichen Entlohnung ausgegangen wird.

 

Die Kommunalsteuereinnahmen werden daher heuer erstmals die Schallmauer von € 5 Mio. überschreiten, was zeigt, dass unsere Stadt tatsächlich die Wirtschaftskompetenz im Tiroler Unterland repräsentiert.

 

Mittlerweile klopfen immer mehr Betriebe und vor allem Geschäfte bei uns an, welche sich aktiv in Wörgl ansiedeln möchten.

 

Unsere Kraft als eines der aufstrebendsten Handelszentren in Österreich hat sich bereits weit herumgesprochen.

Kürzlich hatte ich Gelegenheit, in Wien vor Unternehmern aus ganz Österreich einen Vortrag über die Stadt Wörgl zu halten.

Was mich überraschte war, dass fast die Hälfte von ihnen Wörgl nicht nur vom Durchfahren kannten, sondern schon bei uns eingekauft hatten.

 

Unsere finanzielle Situation ist also eine sehr gute, was auch – angesichts der Projekte, die wir in nächster Zeit umzusetzen haben – dringend notwendig ist.

 

Unser Status als DIE Handelsstadt im Unterland ist aber keine Selbstverständlichkeit und schon gar nicht auf alle Zeiten abgesichert.

Wir müssen uns im Gegenteil rasch auf die Hinterfüße stellen.

 

Überall wird „aufgerüstet“, wenn ich dieses martialische Wort in diesem Zusammenhang verwenden darf.

Aber der Vergleich mit dem Kriegshandwerk ist hier gar nicht so weit hergeholt.

Kufstein und Schwaz, unsere unmittelbar benachbarten Ballungsräume, scharmützeln mit neuen Einkaufszentren, Rosenheim hat nach der wirtschaftlichen Durststrecke unseres nördlichen Nachbarstaats in den letzten Jahren seine Nachschublinien wieder in Ordnung gebracht und vor allem die Landeshauptstadt Innsbruck baut ihre Stellungen massiv aus.

Das Outlet-Center am Brenner ist zwar kein ernst zu nehmender Gegner, aber die großen Einkaufszentren in der Landeshauptstadt wie DEZ, Sillpark, Rathauspassage und in Bälde das neue Kaufhaus Tirol werden den Konkurrenzdruck auf Wörgl deutlich erhöhen und unsere Flanken im Zillertal und im Raum Schwaz angreifen.

 

Und während Wörgl sich dieser Rüstungsspirale nicht entziehen kann, werden besonders die Gemeinden des ländlichen Raums diesen verschärften Wettbewerb zu spüren bekommen, welche dem Angebot der Ballungszentren nicht viel entgegen zu setzen haben und somit im Hinterland dieser Schlacht zum Zuschauen verdammt sind.

 

Was sind die Ursachen dafür?

Die Mobilität der Leute steigt, ein Auto pro Familie ist heute schon die Untergrenze, und die riesige Auswahl gepaart mit professionellem Marketing in den Zentren ist eine zu große Verlockung.

Diese Entwicklung entspricht der globalen Erfahrung zur Verstädterung und ist unumkehrbar.

Bereits heute leben 50 % der Menschheit – auch der Entwicklungsländer – in Städten und der Trend verstärkt sich.

Er erfordert weise politische Begleitmaßnahmen.

Die finanzielle Stützung der letzten Greißler am Land schiebt das Problem nur ein wenig hinaus, kann es aber nicht einmal ansatzweise lösen.

 

Dazu kommt ein weiterer Konkurrent auf leisen Sohlen, der sich bereits immerhin 3 % Marktanteil gesichert hat – das Internet.

Nicht viel, möchte man sagen, aber anders ausgedrückt sieht das etwas dramatischer aus:

Der Internetumsatz im Einzelhandel erreichte 2006 in Deutschland bereits 10 Mrd. €uro – das waren um sage und schreibe 35 % mehr als im Vorjahr!

Und dieser Trend ist nicht nur ungebrochen sondern wird sich in den nächsten Jahren noch verstärken.

 

Vor allem sollte aber die Tatsache zu denken geben, dass nach jüngsten Untersuchungen der internationalen Strategie- und Technologieberatung Booz Allen Hamilton auch die herkömmlichen Kaufentscheidungen in unseren Geschäften bereits in 10 % der Fälle durch Informationen aus dem Internet getroffen werden und nur mehr in 5 % durch klassische Werbung.

Vor allem die Empfehlungen anderer Kunden, die dasselbe Produkt gekauft haben, erreichen dabei eine extrem hohe Glaubwürdigkeit.

 

Das Internet ist aber nicht ein Konkurrent, dem man als Kaufmann hilflos ausgeliefert ist sondern auch eine Riesenchance für regionale Wirtschaftsräume.

 

Wörgl trägt dieser Entwicklung seit 1. Jänner durch einen neuen Internetauftritt Rechnung, den Sie vielleicht schon in seiner derzeit noch sehr rudimentären Phase besucht haben.

 

In diesem Regionalportal werden in den nächsten Wochen und Monaten nicht nur die Bürgerinnen und Bürger bei Diskussionen, Abstimmungen, Bewertungen, Kommentaren, Blogs und Foren massiv als Community einbezogen sondern erhalten auch die heimischen Handels- und Wirtschaftsbetriebe eine völlig neuartige Plattform zur Kommunikation mit ihren Kunden.

 

Die Vorteile der physischen Welt wie persönliche Beratung, Einkaufserlebnis, Kommunikation, haptische Erfahrungen mit den Produkten und eine individuelle Behandlung werden hier kombiniert mit den unleugbaren Vorteilen der Online-Welt wie unbegrenzt detailreiche Informationen, gezielte Empfehlungen durch andere Kunden, 24 Stunden-Verfügbarkeit, laufende individualisierte Information und extrem leistungsfähige Suchmöglichkeiten.

 

Besuchen Sie www.woergl.at gelegentlich. Sie werden staunen, was sich da noch so alles tut!

 

Das heurige Jahr steht in Wörgl im Zeichen der Bahn.

Im Jahre 1858, genauer gesagt am 24. November, wurde die Nordtirolische Eisenbahn, heute Westbahn, und der Bahnhof Wörgl eröffnet.

Grund genug, dieses 150-Jahr-Jubiläum gebührend zu begehen, war doch der Eisenbahnknoten, der allerdings erst durch die zweite, die Giselabahn, 1875 entstand, einer der wichtigsten Gründe für die Prosperität des aufstrebenden Gemeinwesens Wörgl.

 

Noch immer sind die ÖBB in Wörgl der mit Abstand größte Arbeitgeber und prägen mit unserem zentralen Hauptbahnhof auch sehr stark unsere Innenstadt.

Das fehlende Schild – ich kann die Presse beruhigen – wird in Kürze angebracht werden.

Die Bahn legt dabei aber aus verständlichen Gründen wert auf ein einheitliches Design.

 

Im kommenden Jahr 2009 – es ist ja noch eine ganze Weile bis dorthin, aber die Vorbereitungen müssen rechtzeitig beginnen – wird in ganz Tirol – wie sollte es anders sein – das 200-Jahr-Jubiläum des Freiheitskampfes von Andreas Hofer begangen.

Und auch Wörgl wird da keine Ausnahme machen, ist doch am 13. Mai 1809 gerade bei uns eine wichtige Schlacht – leider erfolglos – geschlagen worden, an die noch heute der genau 100 Jahre später aufgestellte „Wörgler Rearer“ von Christian Plattner vor der Kirche erinnert.

 

Ich schlage vor, das Jahresmotto generell den Traditionsvereinen zu widmen, welche etliche ihrer Wurzeln im Jahre 1809 haben.

Denn wie Gustav Mahler in einem berühmten Ausspruch sagte:

„Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche“,

sollten wir 2009 nicht darauf reduzieren, verlorenen Schlachten zu gedenken oder alte Zeiten zu verherrlichen.

Vielmehr kann dieser Jahrestag Anlass sein, Tradition, Werte und unsere geschichtlichen Wurzeln in den Kontext der heutigen Zeit zu setzen.

 

Auseinandersetzung und Diskurs dazu sind durchaus legitim und gewünscht und können – wie ich meine – auch vielfach gesellschaftlich sehr befruchtend sein.

 

Der Gemeinderat wird sich in einer der nächsten Sitzungen mit diesem Thema beschäftigen.

 

Natürlich gibt es neben dem Bahnjubiläum auch heuer wieder einige bedeutsame Jahrestage zu feiern oder zumindest ihrer zu gedenken:

 

Am 10. August des Jahres 258 – vor 1750 Jahren – starb Diakon Laurentius, dem unsere Pfarrkirche geweiht ist, in Rom den Märtyrertod. Das Kirchenpatrozinium wird heuer wohl einen besonderen Stellenwert haben.

1908 wurde eine erste gewerbliche Fortbildungsschule in Wörgl gegründet. Unsere Berufsschule feiert daher ihren 100. Geburtstag.

Ebenso vor 100 Jahren wurde der erste Schisprunghügel am Hennersberg und das erste Schwimmbad in der Wildschönauerstraße durch den damaligen Verschönerungsverein, dem späteren Tourismusverband, eröffnet.

1908 wurde auch das erste Wörgler Altersheim in der jetzigen Fritz-Atzl-Straße eröffnet, das später lange Zeit das Schützenheim war. Unser Seniorenheim kann somit heuer bereits sein 100-jähriges Bestandsjubiläum feiern – zumindest als Institution.

Erst vor 80 Jahren wurde die Giselabahn zwischen Wörgl und Saalfelden elektrifiziert. Bis dahin verkehrten auf dieser Strecke nur Dampflokomotiven.

Ebenfalls 1928 wurde das Kriegerdenkmal zum Gedenken an die Gefallenen des ersten Weltkriegs vor der damaligen Molkerei aufgestellt. Damals konnte noch niemand ahnen, dass es später für zahlreiche Opfer eines weiteren großen Kriegs Platz finden musste.

Im gleichen Jahr übernahm die Gemeinde das E-Werk von Josef Steinbacher und erschloss unsere Trinkwasserquelle in der Wildschönau. Ein wichtiger Meilenstein für unsere Stadtwerke.

Am 13.3. 1938 – vor 70 Jahren – schloss sich Österreich mit überwältigender Zustimmung der Bevölkerung an das Tausendjährige Reich an, das allerdings sieben Jahre später beendet war.
Adolf Hitler kam im Zug am Bahnhof Wörgl an und wurde frenetisch begrüßt, allerdings ohne dabei auszusteigen.

1948 – vor 60 Jahren – wurde unter Gustav Handschur die Bergrettung Wörgl gegründet.

Am 8. September 1958 – vor 50 Jahren – gab es Hochwasser am Latreinbach, am Aubach und am Lahnbach, ein Bereich, über den wir derzeit gerade ein Hochwasser-Sicherungskonzept erarbeiten.

Im selben Jahr wurde die Sektion Tischtennis des ESV und die Firma BERGER gegründet und der Neubau des Kraftwerks Müllnertal abgeschlossen.

1968 – 40 Jahre zurück – wurde unter HR Dr. Johann Danner eine Expositur des Gymnasiums Kufstein und gleichzeitig unter RR Dr. Hans Vill eine Handelsschule in Wörgl eingerichtet, in deren Räumlichkeiten wir heute zu Gast sein dürfen.

Am 9. Juni 1978 – vor 30 Jahren – wurde von Erzbischof DDr. Karl Berg unser Pfarrkindergarten eingeweiht

Im selben Jahr fanden Österreichische Nordische Meisterschaften in Wörgl statt und wurden die Handelsakademie für Berufstätige und die Sektion Leichtathletik der Turnerschaft Wörgl gegründet.

1998 – vor 10 Jahren – fanden Gemeinderatswahlen in Wörgl statt, nach denen ich als bis dahin Interimsbürgermeister endlich auch vom Wörgler Wählervolk legitimiert war.

 

Aber lassen Sie uns jetzt einen Blick nach vorne werfen, denn die Aufgabe der Stadtführung ist nicht, sich in der Vergangenheit zu suhlen, sondern beherzt die Herausforderungen der Zukunft anzugehen.

 

Als wesentliche Bauprojekte stechen im heurigen Jahr der Ausbau der Volksschule um 8 Klassen und 7 Gruppenräume und des Kindergartens am Mitterhoferweg um zwei Hauptgruppenräume mit Ruheraum, Speiseraum und Nebenräumen ins Auge.

 

Beide Projekte, die durch einen Architektenwettbewerb definiert wurden, werden komplett in Passivhaus-Bauweise errichtet, was auf Beschluss des Gemeinderats künftig für alle öffentliche Gebäude der Stadt Wörgl gelten wird.

Ein wesentlicher Beitrag zum Umweltschutz und zur Energiedebatte, aber bei weitem nicht der einzige.

Ich komme noch darauf zu sprechen.

 

Der bereits angekündigte städtebauliche Wettbewerb am Gradl-Areal wird ebenfalls heuer durchgeführt.

Dort wird nach den Ideen der teilnehmenden Architekten ein neuer Stadtteil entstehen.

Das Institut für Städtebau an der Uni Innsbruck unter Prof. Arnold Klotz hat uns kürzlich dafür einige großartige Ansätze geliefert.

Laut Beschluss des Gemeinderats wird dort jedenfalls eine neue Musikschule, welche jedoch frühestens 2009 begonnen werden wird, für ein Ende der derzeitigen Raumnot bei der musikalischen Ausbildung in unserer Stadt sorgen.

 

Das mit Abstand wichtigste Projekt, das der Gemeinderat kürzlich mit großer Mehrheit gestartet hat, hat aber nur am Rande mit Bauen zu tun.

Vielmehr geht es um nichts weniger als die Energiezukunft unserer Stadt.

 

Auf meine Anregung hin gab es vergangenes Jahr am 8. August einen Workshop im Wörgler Suntower, bei dem ein buntes Grüppchen politischer und fachlicher Energiefreaks brainstormartig Visionen unter dem Motto „Wörgl ist unsere Energie“ produzierte.

Wir wollten dabei bewusst keine Grenzen ziehen, weil diese bei der Realisierung mutiger Projekte stets früh genug von selber auftauchen, aber so unrealistisch und utopisch manche Gedanken auch waren – der Funke sprang über und ich beauftragte die Stadtwerke Wörgl mit der Ausarbeitung eines konkreten Konzepts.

 

Und das, was Stadtwerkedirektor Helmuth Müller in der letzten Sitzung dem Gemeinderat präsentierte, ist tatsächlich in vielerlei Hinsicht eine revolutionäre Antwort auf die immer zentraler werdende Energie- und Umweltdiskussion.

Das Konzept bündelt fürs erste die zahlreichen bereits bestehenden Initiativen in unserer Stadt wie die Luftgüteoffensive, das e5-Programm, ICLEI, die LA21, diverse Förderungen und die Fernwärmeprojekte der Stadtwerke.

Wörgl soll als Gesamtheit zur Tiroler Vorzeigegemeinde für effiziente Energienutzung und Energieerzeugung vorwiegend auf Basis erneuerbarer Energieträger werden, und zwar ohne dass dabei unser gewohnter Komfort eingeschränkt wird.

Die gesamte Bevölkerung, Private wie auch die heimische Wirtschaft sollen dabei mit einbezogen werden.

In den fünf Themenfeldern Information/Kommunikation, Bau, Gewerbe, Energieerzeugung und –verteilung sowie Mobilität sollen in jeweils zentraler Zuständigkeit eines kompetenten städtischen Mitarbeiters zahlreiche Schwerpunkte und konkrete Projekte umgesetzt werden.

Dabei geht es um Schulung und Bewusstseinsbildung bei der Bevölkerung genauso wie um Wärmedämmung, Erhöhung der Energieeffizienz in unseren Haushalten und Betrieben oder die Errichtung eines Netzes von Klein- und Kleinstkraftwerken im Bereich Sonnenenergie und Erdwärme.

 

Ich verspreche mir von dieser Initiative unheimlich viel und bin stolz darauf, dass die Stadt Wörgl, leider gegen die Stimmen der Grünen Fraktion im Gemeinderat, mit diesem mutigen Schritt zeigt, dass man auch als Kommune einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz und zu einer nachhaltigen Energiepolitik leisten kann.

 

Dieses Thema wird uns jedenfalls nicht nur heuer sondern über viele Jahre zum Wohle der heimischen Bevölkerung begleiten.

 

Das mit Abstand wichtigste Bauprojekt in Wörgl ist bekanntlich die Nordtangente, welche von Wörgl-West bis Wörgl-Nord an der Autobahn entlang führen wird und leider schon seit Jahren fixer Bestandteil meiner Neujahrsansprache ist.

 

Aber diesmal kann ich wirklich positive Neuigkeiten übermitteln.

Auch hier ist das Ende des Tunnels in Sicht.

 

Nach einem sehr konstruktiven Gespräch im Verkehrsministerium sind nun endlich alle Ampeln auf Grün und das Projekt grundsätzlich von allen befassten Instanzen befürwortet.

Wir haben die Komplexität dieses 12 Mio. €uro-Projekts wohl alle etwas unterschätzt.

Wir bauen ja sowas auch nicht alle Tage.

 

Nunmehr sind zwar noch etliche technische Details bzgl. des Umfahrungsprojekts abzustimmen aber wir haben vereinbart, dass im Februar die Einreichung erfolgen wird.

Der große Knackpunkt für die von den geplagten Anrainern lange ersehnte Umleitung der SPAR-LKW, der Bau des Kreisverkehrs Wörgl-West, wird aber wohl doch noch bis Herbst unsere Geduld erfordern.

 

Ob letztlich der mittlerweile bereits legendäre Tirol-Tower im neuen Kreisverkehr Wörgl-Nord kommt oder nicht, hängt von privatrechtlichen Verhandlungen des Investors mit der ASFINAG und der Zustimmung der Landesregierung ab, hat jedoch keinen Einfluss auf den Bau der Nordtangente.

 

Wenn es nach mir ginge, würde dieses gewaltige Zukunftsprojekt jedenfalls realisiert.

 

Nicht nur eine hochwertige Architektur eines der renommiertesten Architekturbüros der Welt sondern auch ein innovatives und umweltfreundliches Energiekonzept ganz im Sinne unserer erwähnten Stadt-Initiative würden den Tower zum europaweiten Vorzeigeprojekt machen, das Wörgl weit über die Grenzen bekannt machen würde.

Die zu erwartende Umwegrentabilität für unsere Stadt kann man wohl gar nicht hoch genug einschätzen.

 

Am 5. Oktober werden die nächsten Landtagswahlen stattfinden, bei denen ich nicht mehr kandidieren werde.

Wörgl ist nicht nur unsere Energie, Wörgl ist auch meine Energie!

Und deshalb habe ich mich nach vielen positiven Erfahrungen und zahlreichen geschlossenen Freundschaften und Kontakten im Umfeld des Tiroler Landesparlaments entschlossen, das Landtagsmandat zurückzulegen und mich noch intensiver der Stadt Wörgl zu widmen.

 

Diese Stadt hat ein enormes Potenzial!

Und auch wenn man gelegentlich das Wort „Wörgler Nörgler“ hört und sich dann fragen muss, ob das wirklich immer ganz unberechtigt ist, sind die meisten Einwohner unserer aufstrebenden Stadt stolz darauf, Wörglerinnen und Wörgler zu sein.

Landauf, landab genießt unsere Stadt den Ruf der Kraft und Dynamik, hat in vielerlei Hinsicht ein Macher- und Vorreiterimage und wird der Name „Wörgl“ mit Achtung und Respekt ausgesprochen.

Und jene, die über uns spotten und unsere Leistungen abwerten sind fast ausnahmslos von Neid und Missgunst geleitet.

 

Das Bevölkerungswachstum ist wie das Wirtschaftswachstum ungebrochen.

Fast ständig liegen etwa 200 Wohnungsansuchen in unserem Bürgerbüro, die auch durch die ständige Neuerrichtung von Wohnraum nicht weniger werden.

 

Betriebe und Geschäfte kommen mittlerweile von selber nach Wörgl, weil es einfach strategisch notwendig geworden ist, bei uns an diesem Standort präsent zu sein.

 

Dieses Wachstum, das vor allem von grüner Seite stets pauschal kritisiert wird, ist aber nur dann gefährlich, wenn es nicht mit Maßnahmen zum Umwelt- und Lebensraumschutz einhergeht wie bei uns in Wörgl.

Im Gegenteil garantiert uns diese Entwicklung hochwertige Arbeitsplätze, Wohlstand, ein enges funktionierendes Sozialsystem, einen gedeihlichen kulturellen Boden und die Finanzierbarkeit all dieser wichtigen Dinge.

Ich bekenne mich daher auch für die Zukunft zu einem geordneten Wachstum der Stadt Wörgl mit allen Herausforderungen, die damit verbunden sind.

Viele in weniger begünstigten Regionen beneiden uns darum.

 

Diese Herausforderungen – von weniger positiv eingestellten Menschen meist als Probleme oder gar Krisen bezeichnet – müssen aber nicht achselzuckend zur Kenntnis genommen werden sondern sind der eigentliche Handlungsraum für die politische Gestaltung.

Wo sonst sollen Politiker aktiv werden als dort, wo Veränderungen notwendig sind?

 

Ich denke dabei neben den bereits erwähnten Themenfeldern Verkehr und Umwelt an die auch in unserer Stadt gegenwärtige Armutsgefährdung, die Erosion wichtiger gesellschaftlicher Werte, der Umgang mit dem Migrantenthema oder die generelle Bereitschaft der Bevölkerung, Verantwortung zu übernehmen.

 

Zugegeben, der Handlungsspielraum einer Stadt mit gut 12000 Einwohnern zur Gestaltung der gesellschaftlichen Spielregeln ist sehr eingeschränkt.

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auf Landes-, Bundes- und häufig auch europäischer Ebene gesetzt.

Aber auch in der Energiepolitik haben wir uns wie erwähnt auch ohne legistische Kompetenz zu konkreten Schritten bekannt, und das sollten wir vielleicht auch in anderen Bereichen versuchen.

 

Auch bei uns gibt es die latente Armutsgefährdung.

Natürlich sprechen wir hier nicht über absolute Armut sondern über relative Armut innerhalb unserer Wohlstandsgesellschaft.

Gottlob muss bei uns niemand verhungern oder unter Brücken schlafen.

 

Von Armutsgefährdung, von der laut Statistik Austria in unserem Land etwa 12 % der Bevölkerung betroffen sind, sprechen wir offiziell bei einem Einkommen von weniger als 60 % des nationalen Durchschnittseinkommens.

In Österreich liegt diese Grenze derzeit bei etwa € 900,-- im Monat.

 

Aber diese Statistiken sind natürlich graue Theorie.

Was zählt, sind die tatsächlichen Verhältnisse der Betroffenen.

Eine Kleinbauernfamilie mit geringem Einkommen, die sich aber völlig autark ernähren und mit Brennholz versorgen kann, muss nicht unbedingt armutsgefährdet sein.

 

Es gibt auch zweifellos jene, die bei durchaus akzeptablem Verdienst völlig verantwortungslos und haushaltsunfähig bei Versandhäusern weit über ihre Verhältnisse so viel Kram bestellen, bis der Exekutor vor der Tür steht und der Vermieter die Räumungsklage einreicht.

 

Und dann sind da auch jene, die beim Wort „Arbeit“ erschrocken zusammenzucken und die ihre letzten €uros aus der Sozialhilfe lieber für einen Doppelliter Wein und eine Stange Zigaretten ausgeben, die sie sich aus Scham noch mit dem Taxi ins Haus liefern lassen, als für Lebensmittel, Bekleidung oder ein Stück Seife.

 

Es gibt aber auch Schicksalsschläge, von denen ich auch in Wörgl erzählen kann, wo junge Familien unverschuldet in Not geraten und die sogar unseren modernen Sozialstaat an die Grenzen der Leistungsfähigkeit bringen.

 

Genau hier sollten wir solidarisch ansetzen.

 

Wie wäre es mit einem Netzwerk „Wörgl für Wörgl – stark hilft schwach“, bei dem nicht unbedingt Geld gespendet werden muss, sondern wo vielmehr Probleme gelöst werden?

 

Eine kranke, alte Frau mit ihrem drogenabhängigen Enkel in einer verwahrlosten Wohnung mit kaputten Möbeln und Geräten, null finanzieller Spielraum und keine helfenden Verwandten.

Eine junge Frau mit drei kleinen Kindern, deren Gatte durch einen tragischen Unfall ums Leben kam und leider für die Absicherung seiner Familie keine Vorsorge getroffen hat.

Eine Familie mit sehr bescheidenem Einkommen, deren schwer erkranktes Kind nur durch eine teure aber leider von der Sozialversicherung nicht gedeckte Therapie gerettet werden könnte.

 

Solche Beispiele gibt es etliche.

 

Wie wäre es, wenn ein paar erfolgreiche Handwerksunternehmer die desolate Wohnung in einer auftragsärmeren Zeit einfach auf Vordermann brächten?

Wie wäre es, wenn ein Anwalt und ein Steuerberater unbürokratisch die finanziellen und rechtlichen Agenden regeln würden?

Wie wäre es, wenn ein paar Geschäftsleute aus der Elektro-, Möbel-, Textil- oder Haushaltungsbranche dann noch mit der fehlenden Ausstattung auf einfachstem Niveau – warum denn nicht mit Ladenhütern – aushelfen würden?

Wie wäre es, wenn eine ganz konkrete Sammlung für die Therapie des schwerkranken Kindes durchgeführt würde? Tirol ist ja bekannt für seine Spendenfreudigkeit.

 

Es wäre so viel geholfen, niemand würde dabei finanziell überfordert und die Hilfe wäre hier vor Ort so effizient wie sonst niemals möglich.

 

Ein Netzwerk in dieser Art werden wir unter der Ägide unserer Sozialreferentin Maria Steiner im Laufe des Jahres auf unserer Homepage einrichten und ich hoffe, dass viele sich im Kleinen oder im Großen daran beteiligen, in unserer Gesellschaft Solidarität und Menschlichkeit nicht nur zu fordern sondern auch zu leben.

 

Ihre freiwilligen Spenden, die sich auch heute Abend wieder in die dafür vorbereitete Spendenbox werfen können, kommen jedenfalls ein paar Mitbürgerinnen und Mitbürgern unmittelbar hier in Wörgl zugute, die es unverschuldet besonders hart getroffen hat.

Ich bedanke mich bereits jetzt für Ihre Hilfe.

 

Jeder Mensch hat aber letztlich eine Eigenverantwortung, welche leider immer mehr unter die Räder kommt.

Für seine Worte, seine Taten, sein Leben.

Leider entwickelt sich unser Rechtsstaat nach amerikanischem Vorbild immer mehr in die andere Richtung.

 

Die Wegehalterhaftung ist hier ein Paradebeispiel:

Ist man früher im Winter irgendwo ausgerutscht, huschte man schnell um die nächste Ecke in der Hoffnung, dass das peinliche Unglück niemand gesehen hat.

Heute ist es üblich, dass man sich sofort nach Zeugen umsieht und dann von der Gemeinde Schadenersatz wegen schlechter Schneeräumung, Salzstreuung oder fehlender Absicherung einfordert.

Dies allerdings manchmal erst nach drei Jahren kurz vor der Verjährung, damit für die Gemeindevertreter vor Gericht die Erinnerung an die damaligen konkreten Verhältnisse nicht mehr so präsent ist.

 

Nur vor diesem skurrilen rechtlichen Hintergrund kann es passieren, dass in einer eigenverantwortlichen Gesellschaft die wunderschöne Kundler Klamm oder der Innradweg in Angath viele Monate gesperrt werden müssen, weil man sonst als Wegehalter haftbar gemacht werden kann und niemand die Verantwortung dafür übernehmen will.

Dass in einer Klamm Steine herunterfallen können, ist doch – so tragisch es für jene ist, die davon betroffen sind – wohl keine Überraschung.

Das ganze Leben ist doch irgendwie gefährlich und letztendlich kaum zu überleben.

Aber die deutliche Warnung vor bekannten Gefahren muss doch wohl reichen, um uns erwachsenen Menschen eine Entscheidung unter Abwägung der Risiken in Eigenverantwortung zu überlassen.

Dann trage ich eben einen Helm durch die Klamm.

 

Hier sollten unsere Rechtsgestalter wirklich das Kind im Bad lassen und der Vernunft eine Chance geben.

 

Ich habe von der Erosion wichtiger gesellschaftlicher Werte gesprochen und bin mir dabei nicht einmal sicher, ob das nicht eine optische Täuschung ist und diese Werte auch früher schon dort und da unterrepräsentiert waren.

Letztlich ist das aber egal, denn wir sind uns sicher alle einig, dass Kategorien wie Toleranz, gegenseitige Achtung, Hilfsbereitschaft, Zivilcourage und demokratische Gesinnung stärker ausgeprägt sein sollten.

 

Häufig sind Ausschreitungen und rauschwütige Sachbeschädigungen ja nur deshalb möglich, weil niemand – auch die nicht, die daneben gestanden sind – etwas gesehen oder gehört haben.

 

Wenn Menschen zu Hause aus menschlicher Unzulänglichkeit im Dreck suhlen, ist das nur deshalb möglich, weil die Nachbarn nichts davon geahnt haben.

 

Wenn Pauschalverurteilungen und Vorurteile gegen Angehörige anderer Nationen oder Rassen an der Tagesordnung sind, so ist das nur deshalb möglich, weil an den Stammtischen den Parolen Ewiggestriger niemand widerspricht.

 

Und wenn die Wahlbeteiligung bei wichtigen Urnengängen sich der 50%-Schranke nähert, die Nichtwähler quasi die absolute Mehrheit stellen, dann ist das nur deshalb möglich, weil in vielen Familien die Demokratie, für die unsere Vorväter noch gestorben sind, nichts mehr bedeutet.

 

Ich wünsche mir, dass Wörgl anders ist, und ich träume dabei nicht weltfremd von Thomas  Morus‘ „Utopia“ sondern ganz konkret.

 

Ich wünsche mir, dass man in Wörgl hinsieht und hinhört, dass man sich Gedanken über das Gesehene und Gehörte macht, dann alles gemeinsam mit den eigenen Erfahrungen in einen größeren Kontext setzt und dann entscheidet, wie man dazu steht.

 

Ich wünsche mir, dass man in Wörgl Anteil nimmt an den Nachbarn, an den Mitbürgerinnen und Mitbürgern in unserer Stadt, dass man klar Stellung bezieht, seine Meinung sagt, bestimmt und unaufgeregt, vernünftig und nicht fanatisch.

 

Ich wünsche mir, dass man in Wörgl sein Herz sprechen lässt, den Menschen, die sie dringend brauchen, eine Hand reicht, sich finanziell, organisatorisch oder durch gelegentliche Tätigkeiten engagiert für das soziale Leben in unserer Stadt.

 

Ich wünsche mir, dass man in Wörgl dem Neuen und Fremden aufgeschlossen und neugierig gegenübertritt, dass man die Menschlichkeit vor die Nationalität stellt und Fragen stellt statt sich mit Pauschalurteilen abzuwenden.

 

Ich wünsche mir, dass man in Wörgl nicht den Kopf in den Sand steckt sondern couragiert Fehlentwicklungen entgegentritt und jene, die sich nicht an unsere gesellschaftlichen Spielregeln halten, in die Schranken verweist.

 

Ich wünsche mir, dass man sich in Wörgl einbringt in das öffentliche Leben, Vorschläge, Kritik, Wünsche aber auch mal ein Lob äußert, dass man die Teilnahme an Wahlen als selbstverständliche moralische Verpflichtung betrachtet und die demokratischen Regeln achtet.

 

Ich wünsche mir, dass man in Wörgl positiv und zuversichtlich ist, im Zweifel das Glas als halb voll und nicht halb leer betrachtet, mit Humor und Charme den Unbilden des eigenen Lebens begegnet und damit das Leben aller ein wenig schöner macht.

 

Ich wünsche Ihnen, dass sich Ihre Wünsche erfüllen und für das Jahr 2008 vor allem Gesundheit und Zuversicht.