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Infoabend mit Helmut Krapmeier im Tagungshaus Wörgl |
Wörgls Grün-Gemeinderätin und Landtagskandidatin Evelyn Huber (links) begrüßte zum Informationsabend den Passivhaus-Experten Helmut Krapmeier sowie rund 50 Interessierte, die bei der an den Vortrag anschließenden Diskussion Fragen stellen konnten. Foto rechts: Jutta Seethaler, Mitarbeiterin der Grünen Bildungswerkstatt Tirol hielt die Publikumsfragen fest.
Passivhaus zum Klimaschutz - Wohnkomfort ohne Heizung
Nachdem Wörgls Grüne im März 2007 mit dem Informationsabend über das Erfolgsmodell Güssing hinsichtlich Umstellung auf erneuerbare Energie wichtige Impulse für die Wörgler Gemeindepolitik geliefert hatten (weitere Info hier), gab es am "Unsinnigen Donnerstag" einen weiterer Abend zum Themenschwerpunkt Energiesparen und Klimaschutz. Den Veranstaltern gelang es, dazu mit Helmut Krapmeier einen renommierten Fachmann zu gewinnen.
Krapmeier ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Energieinstitutes Vorarlberg, Bereichsleiter für Solar-Architektur und Leiter der Internationalen Solarbauschule, Lektor an der Kunstuniversität Linz, Institut für Architektur und Gastprofessor an der Donau-Universität Krems, Zentrum für Bauen und Umwelt. Er erhielt 2000 den europäischen Solarpreis für Architektur und Städtebau.
Beim Vortrag in Wörgl lieferte er zunächst Fakten zur weltweiten Klimabilanz. Von 2006 bis 2030 rechnen Wissenschafter mit einem weiteren Anstieg von fossilem Energieverbrauch in der Höhe von 50 %. Wenn alternativ dazu vermehrt Atomkraft und erneuerbare Energien genutzt sowie die Effizienz der Energienutzung bestmöglich gesteigert würden, so ließe sich dieser Anstieg auf 32 % verringern. Nur, wenn der gesamte Wohnbau auf Passivhaus-Standard umgestellt wird, lasse sich der Zuwachs an Energieverbrauch annähernd stabilisieren.
"Vorarlberg deckt seinen Energiebedarf derzeit aus rund zwei Drittel fossiler und einem Drittel erneuerbarer Energie", gewährte Krapmeier einen Blick über die Grenze ins vorbildliche Nachbarland, bei dem bereits seit 1.1.2007 das Passivhaus Maßstab im sozialen geförderten Wohnbau ist. "Gegenüber Niedrigenergiehäusern bringen diese nochmal eine Energieeinsparung um rund 78 %."
Krapmeier, der selbst seit acht Jahren in einem Passivhaus lebt, schilderte dann die Vorteile der höchst energiesparenden Bauweise und räumte mit etlichen Vorurteilen auf: "Passivhäuser zeichnen sich durch minimalen Energieverbrauch aus, bieten aufgrund der guten Baustoffe eine hohe Wohnqualität bei wenig Instandhaltungskosten. Das garantiert einen hohen Wiederverkaufswert der Immobilie. Passivhäuser sind krisensicher, da sie fast keine Heizung benötigen und für die minimale Energiezufuhr regionale, erneuerbare Energieträger wie Holz verwendet werden können."
Das angenehme Wohnklima im Haus entstehe durch die gute Isolierung bei gleichzeitiger kontrollierter, ständiger Belüftung der Räume. Intelligente Lüftungssysteme sorgen dafür, dass in den Wohnungen ein hygienischer Luftwechsel ohne Zugluft entsteht. Entgegen landläufiger Meinungen können die Fenster beim Passivhaus auch jederzeit geöffnet werden. Die Passivhaus-Bauweise verhindert auch Schimmelbildung, die in vielen Wohnungen eine gesundheitliche Belastung darstellt.
Die Publikumsfragen kreisten dann vorwiegend um die praktische Umsetzung, etwa Baustoffe und Lüftungsfragen. Was tun bei zu trockener Luft? Wobei diese Frage unabhängig von der Bauweise sich jedes Jahr im Winter neu stellt. Wer Luftbefeuchter aufstellt, müsse besonders auf das regelmäßige Auswechseln der Filter achten - diese können Brutstätte von Bakterien sein. Keine diesbezügliche Belastung wurde bei Kondenswasser aus Erdwärmetauschern zur Lufterwärmung im Passivhaus gemessen. Auch hier gilt allerdings, dass der Luftfilter an der Luftansaugestelle außerhalb des Hauses regelmäßig erneuert werden muss. Die kontrollierte Wohnraumlüftung, bei der die ins Haus gesaugte Frischluft gefiltert wird, erleichtert auch Allergikern das Leben.
Passivhausbau ist Know How-Sache, bei der auch Fehler gemacht werden können. Dazu zählt, dass Lüftungsanlagen einreguliert werden müssen, ebenso wie Heizungsanlagen.
Jede Menge weitere Tipps und Informationen zum Thema Passivhaus finden Sie auf folgenden Websites:
www.klimaaktivhaus.at
www.cepheus.at ( CEPHEUS ist ein Projekt innerhalb des THERMIE-Programms der Europäischen Kommission)
www.oebox.at (Plattform zur Umsetzung nachhaltiger Gebäude)
www.novatlantis.ch (Nachhaltige Entwicklung in Ballungsräumen)
Lebensqualität ja, aber nicht auf Kosten der nächsten Generation - Helmut Krapmeier lebt im Passivhaus und dehnt seine Lebensphilosophie auch auf sein Mobilitätsverhalten aus: Klapprad statt Auto. Er gehört auch dem Verein zur Verzögerung der Zeit an - Infos unter www.zeitverein.com