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Weltladen Wörgl feierte am 8. März 2008 den Neustart in der Bahnhofstraße |
Die Trommelgruppe "Hakuna Matata" umrahmte mit rhythmischen Klängen die Eröffnungsfeier des Weltladens Wörgl. Der neue Geschäftsinhaber Karl Pirsch bedankte sich bei seinen beiden Mitarbeiterinnen Angelika Duftner (links) und Monika Amort (rechts).
Was fairer Handel in der Praxis bedeutet, wird anhand der Geschichte einzelner Produkte erst wirklich greifbar und lebendig. So schilderte Karl Pirsch anhand eines Korbes und einer Kerze die Fair-Trade-Philosophie: "Wir führen nicht nur Waren von großen Anbietern, wie sie auch in Supermarktketten immer mehr ins Sortiment genommen werden. Wir bemühen uns, vor allem von vielen kleinen Zulieferern Produkte zu vermarkten. Diese Körbe werden aus Abfällen der Kokospalme auf einer philippinischen Insel hergestellt. Daraus beziehen 80 Familien ihr Einkommen."
Noch mehr zu Herzen ging die Geschichte der Bienenwachskerzen in Zapfenform. Durch eine Zufallsbekanntschaft beim Bahnfahren mit einer Ordensfrau fädelte Karl Pirsch eine Zusammenarbeit mit Bergbauern im Kosovo ein. Er suchte Korbflechter und fand dort Imker. Deren Wachs kauft er auf, beliefert damit Bergbauern, die daraus Bienenwachskerzen herstellen. Darunter ein querschnittgelähmtes Mädchen. Die Familie lebt auf einem steilen Hof in 1100 m Seehöhe. Die Mutter stürzte im 9. Schwangerschaftsmonat vom Pferd, das Kind war zeitlebens querschnittsgelähmt. Aufgrund des steil abfallenden Geländes traut sich das mittlerweile fast erwachsene Mädchen auch nicht, einen Rollstuhl zu verwenden. Aus Mitgefühl für die Familie, die unter ärmlichsten Verhältnissen lebt, pflasterte das Bundesheer den Hof. "Wir brachten dem Mädchen das Kerzengießen bei. Innerhalb von drei Monaten verdient sie jetzt so viel, dass sie ihre Eltern ernährt", erzählte Pirsch und bot an, mehr Hintergrund-Informationen zu den Produkten auch gern im Rahmen eines Vortrages zu geben.
Ein Angebot, das Wörgls Vizebürgermeisterin Hedi Wechner (links im Bild) in ihren Grußworten gern annahm: "Diese beiden Beispiele haben mich sehr beeindruckt und ich werde beim Stadtmarketing anregen, dass dieser Vortrag organisiert wird. Es ist die Aufgabe unserer reichen Gesellschaft, Menschen ein menschenwürdiges Dasein zu garantieren. Fairer Handel ermöglicht das. Hier werden nicht Almosen verteilt oder eine Entwicklungshilfe geleistet, die erst wieder den reichen Ländern zu Gute kommt." Unter den Gästen der Eröffnungsfeier waren auch etliche Wörglerinnen, die den Weltladen aufgebaut hatten, darunter Brunhilde Atzl und Thea Gruber mit ihren Kolleginnen von der katholischen Frauenbewegung. Ihnen dankte Karl Pirsch ebenso wie Diakon Toni Angerer (rechts), der den Segen von oben erbat und für die Zukunft alles Gute wünschte. Nach der Segnung wurde auch ihm vom Weltladenteam gratuliert - zum "Arbeitsjubiläum" 20 Jahre Diakon.