(0)
Burning Eight Info-Abend zum Thema Rassismus am 11. März 2008 im Club Wörgl |
Bild links: Das Burning-Eight-Team mit den beiden Referenten des Abends, Mesut Onay und Elisabeth Gager sowie Wörgls Jugendkoordinator Klaus Ritzer. Bild Mitte: Zu den mitgebrachten Spielen zählte das Kartenspiel Barnga, bei dem auch Grün-Gemeinderätin Evelyn Huber, Leiterin des Integrationsbeirates, mitspielte. Bild rechts: Spaß gehörte auch zum spannenden Bewegungsspiel, mit dem Elisabeth Gager klar machte, wie weit unsere Wahrnehmung von Dingen oft von den Fakten abweicht. Das Publikum sollte durch Platzwahl die Verteilung der Weltbevölkerung auf die Kontinente, das Arbeitseinkommen der Menschen sowie den Energieverbrauch in diesen Erdteilen abschätzen. Die Spiele gibt´s im InfoEck in Innsbruck.
Antirassismus-Arbeit in Tirol
"Rassismus entstand aus der Machtideologie westlicher Wirtschaftseliten zur Zeit des Kolonialismus", erklärte Mesut Onay vom Kulturverein Evrensel, der tirolweit Antirassismus-Veranstaltungen anbietet. Durch die Unterteilung der Gesellschaft in Gruppen mit unterschiedlichen Rechten, in Menschen erster und zweiter Klasse, wird Unrecht legitimiert. Rassismus ist eine Ideologie der Ausgrenzung, die die Solidarität mit den Unterdrückten unterbindet. Das weit verbreitete Phänomen spiegelt sich auch in der politischen Parteienlandschaft wider, wenn solche Gruppierungen ihre Identität über Rassismus definieren.
Rassismus im Alltag zeigt sich schon in der Wortwahl, wenn Bezeichnungen für Nationen oder Religionen als Schimpfwort verwendet werden. Dabei gibt es im Rassismus keine klaren Opferrollen und er ist nicht nur ein Phänomen zwischen Einheimischen und Zugezogenen, sondern auch zwischen unterschiedlichen ethnischen Gruppen.
Wo setzt also die Antirassismus-Arbeit von Evrensel in Tirol an? "Wir treten gegen politisch-rechtlichen Rassismus auf und fordern mehr demokratische Mitspracherechte an der Basis. Das betrifft auch das Wahlrecht - wer hier lebt, soll mitbestimmen können", so Mesut, der sich auch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Migration wünscht: "Vor 40 Jahren begann die Zuwanderung, weil die Wirtschaft Arbeitskräfte brauchte. Jetzt wird das erste Mal die Sprache richtig thematisiert - was hat die Politik 40 Jahre lang gemacht?"
"Antirassismusarbeit hat Chancengleichheit zum Ziel", meinte Mesut. Dazu zählt die Rechtsberatung für Asylwerber, psychosoziale Hilfe und Bewusstsein bildende Maßnahmen bei Migranten ebenso wie bei der heimischen Bevölkerung.
Gelungene Integration durch Fußball: LISA
"Integration gelingt nur durch gemeinsame Interessen", ist Mesut überzeugt und freut sich über ein 2007 gestartetes Projekt: LISA. Die "Liga für Integration, Sport und Antirassismus" wurde vom Verein Roter Stern, dem FC Wacker Innsbruck, unterstützt vom Österreichischen Integrationsfonds, ins Leben gerufen, um über Begegnung Respekt voreinander zu entwickeln und Vorurteile abzubauen. Integration über Sport, lautet das Motto. Zum "Kick-off" beteiligten sich am 30. Juni 2007 bereits zwölf Hobby-Fußballmannschaften mit Spielern aus unterschiedlichen Kulturkreisen.
"Heuer führen wir die LISA-Meisterschaft parallel zur Fußballeuropameisterschaft durch", kündigte Mesut an und ist überzeugt, dass über soziale Zusammenhänge und Interessensgemeinschaften ein Miteinander jenseits ethnischer Zugehörigkeit aufgebaut werden kann. "Man muss wegkommen von dieser Sozialromantik künstlicher Integrationsveranstaltungen. Wenn man eine Punk-Band und eine Schützenkompanie miteinander feiern lässt, wird keiner wirklich verstehen, was der andere tut. Wichtig ist, das bindende Glied zwischen Gruppen zu finden und zu nützen."
Die anschließende Diskussion kreiste um die Themen wie Integration und Anpassung, Ghettobildung und die nach wie vor bestehenden Zusammenhänge zwischen Rassismus und Wirtschaftsideologie. Steigender Rassismus geht mit steigenden Arbeitslosenzahlen einher - und wieder werden Schuldige gesucht, die Zugewanderten zu Sündenböcken gemacht. Statt nach den Ursachen von Entwicklungen zu fragen und diese zu beseitigen, lenkt Rassismus davon ab - bringt Gruppen gegeneinander auf.
Unsere Gesellschaft befindet sich in einem Wertekonflikt - während die Werbung und die Medien das Erfolgsprinzip durch Elitebildung, das freie, individuelle Leben propagieren, das alles andere als Angepasstsein als erstrebenswert über die Bildschirme flimmern lässt, wird auf der anderen Seite Anpassung verlangt. Welchen Erwartungshaltungen hecheln wir nach?
Gerade beim Thema Integration schwingen immer wieder Ängste mit - Angst, die eigene kulturelle Identität aufgeben zu müssen auf der einen Seite, Angst vor "Überfremdung" auf der anderen Seite. Mit dem Resultat, dass sich jeder schützen will. Die von Einheimischen als bedrohlich empfundenen Gruppenbildungen bei Zugewanderten sehen diese als Interessensgemeinschaft, die Schutz bietet. Mesut: "Viele Gruppen bestehen aus Arbeiterkindern - alle haben dieselben sozialen Probleme."
Zum Nachdenken regte auch Mesut´s Feststellung am Schluss der Diskussion an: "Integration funktionierte bisher durch Zuzug. Wenn neue Unterschichten nachrücken, rücken diese Menschen in der Hierarchie nach oben." Den Beweis dafür liefert das Wiener Telefonbuch.... Aber ob das auf Dauer wirklich ein erstrebenswerter Weg ist?
Nicht erst auf die nächste Generation warten, sondern schon jetzt miteinander ins Gespräch kommen - das wollen die Mitglieder des Wörgler Migrantenvereins Yildiz. Bei der Diskussion lud der Verein alle Interessierten am Samstag, 15. März 2008 ab 16 Uhr ins Komma Wörgl, wo´s ein Fest anlässlich des Weltfrauentages gibt. Und wer Lust aufs Fußballspielen bekommen hat: Fürs Fußballturnier am 12. April 2008 werden noch Teilnehmer gesucht.
Weitere Fotos vom Burning-Eight-Infoabend über Rassismus gibt´s hier in der Galerie
...weiter geht´s mit der Burning-Eight-Infokampagne im April - das Thema: Punk
Punk ist mehr als Musik und Mode – Punk ist eine Lebensphilosophie. Was dahinter steckt, das verrät der letzte Burning Eight Infoabend im Rahmen der EU-geförderten Kampagne „Concerts with Attitude“ im April. Den genauen Termin gibt´s auf der Website des Jugendkulturvereins unter www.burning-eight.com
Und damit der Theorie die Praxis nicht nach hinkt, lässt es die Burning Eight-Crew zum Abschluss des Projektes mit energiegeladenem Punkrock im Komma richtig krachen: Live on stage werden „The Bones“ aus Schweden, Wörgls Punkrocker von „Unexplained“ sowie „Fancy Frenetix“ aus Graz den Tag der Arbeit lautstark ausklingen lassen.
Alle TeilnehmerInnen des Punk-Infoabends erhalten auch wieder einen Stempel auf der Burning Eight-Card. Wer alle vier beim Abschlusskonzert am 1. Mai 2008 im Komma Wörgl vorweisen kann, kommt gratis rein. Pro Stempel werden vier Euro Gutschrift auf den Eintrittspreis von 16 Euro angerechnet. Vorverkaufskarten um 14 Euro bei allen Burning-Eight-Mitgliedern, im Komma Wörgl sowie bei Ö-Ticket (15,90 Euro).
Für alle Punkrockfans und solche, die es noch werden wollen: Tragt euch den 5. und 6. September 2008 schon mal ganz fett im Kalender ein – da geht das zweite Burning-Eight-Festival im Lahntal in Wörgl West über die Bühne – erstmals als zweitägiges Open-Air mit Camping. Mit dabei: Backfire!