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Aufruf von Avaaz
vero / 13.03.2008 19:51
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Klimawandel  Nachhaltigkeit  Biosprit  Hunger  Avaaz 

Mehr als 850 Millionen Menschen gehen jeden Tag hungrig schlafen 1. Rund um die Welt sind die Nahrungsmittelpreise rasant in die Höhe geschnellt und das hat verheerende Folgen. Massenproteste von Mexiko bis nach Indonesien2 und 2.5 Millionen Afghanen3 sind vom Hunger bedroht. Das UNO-Welternährungsprogramm warnt, dass der steigende Getreidepreis schon jetzt beängstigende Auswirkungen auf die weltweiten Notvorräte für die Ärmsten hat. 4

Wie antworten die reichen Industriestaaten auf die Katastrophe? Sie verbrennen Nahrung.

Insbesondere werden immer mehr Biotreibstoffe, Kraftstoffe für Verbrennungsmotoren in Autos oder Heizungen, die aus Biomasse hergestellt werden, verwendet. Biosprit wird als wichtiges Mittel im Kampf gegen den Klimawandel gehandelt. Doch in Wirklichkeit werden riesengroße Waldflächen gerodet, um die Energieträger auf pflanzlicher Basis anzubauen, so dass viele herkömmliche Biotreibstoffe eine negative Klimabilanz aufweisen.5 Zudem verursacht der Trend zur Erzeugung von Treibstoffen aus Agrarprodukten einen Preisanstieg bei den Lebensmitteln.6

Nicht alle Biokraftstoffe weisen eine negative Treibhausgasbilanz auf, doch nur mit internationalen Standards können wir sicherstellen, dass Ernährungssicherheit und Umweltschutz nicht durch den Biosprit-Boom gefährdet werden. Benützen Sie folgenden Link, um Ihrem Staatschef noch vor der Klimakonferenz dieses Wochenende in Chiba, Japan, eine dringende Botschaft zu übermitteln. Schließen Sie sich noch heute unserem weltweiten Aufruf nach Nachhaltigkeitsstandards für Biotreibstoffe an:

http://www.avaaz.org/de/biofuel_standards_now/13.php

Bei manchen Biotreibstoffen sieht die Bilanz traurig aus. Die Tankfüllung eines Geländewagens mit Ethanol benötigt soviel Mais, um eine Person ein Jahr lang ernähren zu können.7 Besser sieht die Bilanz bei Ethanol aus Zuckerrohr aus, wie es etwa in Brasilien angebaut wird und die Verbesserung der Technologie für Kraftstoffe der zweiten Generation, bei deren Herstellung auch Rest- und Abfallstoffe verarbeitet werden, ist bemerkenswert.

Trotz aller Skepsis erhöhen die EU und die USA die Vorgaben für den Anteil von Biokraftstoffen ohne die Spreu vom Weizen zu trennen. Daraus resultieren in Südostasien landwirtschaftliche Monokulturen anstelle von tropischen Regenwäldern, um Palmöl für deutsche Heizkraftwerke herzustellen8 und zugleich vermindern sich weltweite Getreidereserven auf ein gefährliches Niveau. Indessen verleihen Biotreibstoffe den westlichen Regierungen ein "grünes" Image, da sie den Anschein erwecken, den Umfang des von unseren Autos freigesetzten Kohlenstoffs (CO2) zu reduzieren. Zudem befindet sie die Agro-Branche in einem wahren Goldrausch. 9

Wir brauchen weltweite Nachhaltigkeitsstandards, welche die richtige Pflanze am richtigen Ort fördern und den Handel deren mit einer negativen Energiebilanz unterbinden. Solche Standards werden von verschiedenen Gruppen erarbeitet, doch können sie nur in Kraft treten, wenn die Politik mitmacht. Es wird Zeit etwas zu unternehmen. Dieses Wochenende treffen sich die 20 größten Industriestaaten, welche zusammen für mehr als 75% der Kohlendioxidemissionen verantwortlich sind, in Chiba, Japan, um die G8 Klima-Gespräche zu beginnen. Zusammen senden wir ihnen eine dringende Botschaft zur Einrichtung von weltweiten Nachhaltigkeitsstandards für Biokraftstoffe:

http://www.avaaz.org/de/biofuel_standards_now/13.php

Dieser Aufruf allein kann sicherlich nicht die Hungerkrise beenden oder den Klimawandel aufhalten, doch es ist ein wichtiger Schritt! Indem wir die falschen Lösungen von unseren Regierungen mit konkreten Vorschlägen konfrontieren, demonstrieren wir ihnen unseren Willen nach einem nachhaltigen Prozess.

Es wird Zeit, dass das Leben unserer Mitmenschen geachtet wird und dass unser Planet den Vorrang über Politik und Profitgier genießt. Es wird einen harten Kampf erfordern. Aber er muss geführt werden.

Hoffnungsvoll

Ben, Ricken, Iain, Galit, Paul, Graziela, Pascal, Esra'a, Milena – das Avaaz Team

Quellen:

[1] UN-Welternährungsprogramm Fakten:
http://www.wfp.org/german/?n=21

[2] Hungerkatastrophe durch Biospritboom, Der Standard, 17. November 2007:
http://www.wfp.org/german/?NodeID=43&k=266

[3] Die Rückkehr des Hungers - Zum Leben zu wenig, Sueddeutsche Zeitung, 26. Februar 2008:
http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/791/160354/?page=4

[4] Die Rückkehr des Hungers - Zum Leben zu wenig, Sueddeutsche Zeitung, 26. Februar 2008:
http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/791/160354/?page=4

[5] Biosprit schädlicher als herkömmliches Benzin, Die Welt, 9. Oktober 2007:
http://www.welt.de/wissenschaft/article1246835/Biosprit_schaedlicher_als_herkoemmliches_Benzin.html

[6] Hungerkatastrophe durch Biospritboom, Der Standard, 17. November 2007
http://www.wfp.org/german/?NodeID=43&k=266

[7] In English: The Economist: "The end of cheap food." 6 December 2007.
http://www.economist.com/opinion/displaystory.cfm?story_id=10252015

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Text: Avaaz