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Zwei Jahre Streetwork-Arbeit in Wörgl - worum geht´s dabei? |
Im Juli 2006 eröffnete das Streetwork-Büro in der Steinbacher Straße 19 in Wörgl. Die mobile Sozialarbeitseinrichtung wurde als Teil der Wörgler Jugendarbeit von der Stadt ins Leben gerufen, auch mit dem Hintergrund der zunehmend wahr genommenen Drogenproblematik. "Anfangs wurden wir stark mit dem Thema Drogenberatung identifiziert. Wir sind aber nicht die Drogenambulanz - jetzt ist die Bandbreite unserer Arbeit viel größer," schildert Mag.a Erika Dekitsch die Entwicklung der inhaltlichen Ausrichtung der Streetwork-Arbeit.
Das Büro als Stützpunkt ist zwar notwendig, aber nicht immer hilfreich. "Hier, mitten im Wohngebiet, trauen sich manche aus Angst nicht her, erkannt und dann mit Problemen, die sie garnicht haben, identifiziert zu werden. Wir bieten deshalb gerne an, uns nach telefonischer Terminvereinbarung woanders mit den Leuten zu treffen. Außerdem sind wir viel unterwegs und stehen für Gespräche auch bei Veranstaltungen zur Verfügung. Das nächste Mal beim Burning Eight Punk- und Hardcore-Festival am 5. und 6. September 2008 in Wörgl Lahntal", erklärt Bettina Steinmüller.
Die Kontaktaufnahme erleichtert auch der neue, kleine und handliche Infofyler, in dem alle Themen aufgelistet sind, für die die beiden Streetworkerinnen als Ansprechpartnerinnen weiterhelfen können. Dabei gestehen die beiden auch freimütig ein, dass sie die Idee dazu abgekupfert haben - in der Schweiz, beim Baseler Streetwork-Projekt. Einen Überblick über das Leistungsangebot gibt auch die Website www.achterbahnstreetwork.woergl.at
In Wörgl nützen vor allem Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 24 Jahren das Gesprächsangebot der Streetworkerinnen. "Oft angesprochene Themen sind Arbeitslosigkeit bzw. Arbeitssuche, Schulden, Fragen zu Behördenschreiben, Wohnungsprobleme aber auch persönliche Probleme und Krankheiten", erklärt Erika.
"Wir bieten Hilfe zur Selbsthilfe - also wir nehmen den Betroffenen die Arbeit, an ihrer Situation etwas zu verändern nicht ab, wir unterstützen und begleiten sie aber dabei. Streetwork arbeitet nicht lösungsorientiert, sondern prozessorientiert", schildert Bettina die Arbeitsweise, deren Erfolg sich auch nicht mit trockenen Statistikzahlen messen lässt. Was sagt es schon aus, wieviele Personen am Tag kontaktiert werden. Manchmal bringt ein intensives, langes Gespräch viel mehr für das Leben des Betroffenen als der Besuch einer Gruppe im Büro. Hier ist Vertrauen Erfolg. "Es geht oft darum, wieder Stabilität ins Leben zu bringen. Wenn die Leute dabei Fehler machen, stoßen wir sie nicht gleich zurück. Fehler machen ist erlaubt - aus eigenen Fehlern lernt man ja positiv", so Erika.
Motivierende Gesprächsführung lautet für die Beiden dabei die Devise. "Wir schauen, welche Fähigkeiten hat dieser Mensch und wie können wir ihm helfen, dass er sie für sich nutzbar macht. Sozialarbeit ist heute oft viel zu stark auf Probleme konzentriert. Wir suchen positive Ansätze", sind sich Bettina und Erika einig. Sie helfen Jugendlichen auch, ihre kreativen Ideen umzusetzen. Zum Beispiel bei der Raumsuche für Aktivitäten. Dabei boten sie den Jugendlichen u.a. auch gleich an, die Wände des Besprechnungszimmers im Büro zu gestalten. Der vorgesehene Grafitti-Workshop kam zwar nicht zustande - aber Farbe und Stifte erfüllten schließlich denselben Zweck.
Wer Bettina oder Erika kontaktieren will: Das Büro ist von Mai bis September montags und mittwochs von 15 bis 17 Uhr und von Oktober bis April von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Telefonisch sind sie am besten montags und mittwochs von 13 bis 19 Uhr und donnerstags von 11 bis 15 Uhr erreichbar, Erika unter 0699-17825157 und Bettina unter 0699-17826158.