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Kunstverein "Freunde zeitgenössischer Kunst" initiierte Gedenken
vero / 05.07.2007 16:25
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Mit der Enthüllung der Gedenktafel am neuen Walter Caldonazzi Platz in Kramsach beschließen die Freunde zeitgenössischer Kunst die 2003 gestartete Aufarbeitung der NS-Zeit in Kramsach. Zur Enthüllung fanden sich Kunstvereinsmitglieder und Bgm. Manfred Stöger sowie Kulturreferentin Walpurga Brunner ein.

"Unsere Absicht ist, an die Opfer der NS-Zeit in Kramsach in dem Wissen zu erinnern, dass der Nationalsozialismus in jeder Gemeinde Tirols Wunden und Narben hinterlassen hat", leitete Dr. Martin Seiwald den Festakt im Kunstforum Troadkastn ein. Kramsach beherbergte in dieser Zeit nicht nur die Sonderschule Mariathal - an die Euthanasieopfer erinnerte die erste Kunstvereins-Aktion 2003 - sondern auch den größten Wehrmachtsbetrieb im Bezirk Kufstein und damit ein Lager für russische Zwangsarbeiter.

Dr. Seiwald ortete bis zu den Aktionen des Kunstvereins weitestgehend Unverständnis für Geschichtsaufarbeitung in Kramsach: "Es ist nicht verständlich, warum bei der Renovierung der Kirche in Mariathal nicht der mutigen Ordensfrau Anna Berta von Königsegg eine Gedenktafel gewidmet wurde." Auch die Distanzierung von der Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Hitler sei halbherzig erfolgt, meint Seiwald: "Der Gemeinderat erkannte die Ehrenbürgerschaft nicht ab, sondern distanzierte sich von der Entscheidung damals, sie zu zuerkennen. Umso erfreulicher ist jetzt, dass der Gemeindevorstand die Platzbenennung und Bewilligung der Tafelanbringung so rasch vorgenommen hat."

"Walter Caldonazzi wuchs in Kramsach auf und wurde im Jänner 1945 wegen "Wehrmachtszersetzung" ermordet. Er hatte Rekruten vor der Musterung Abführmittel gegeben, was zur Beurteilung wehrunfähig geführt hatte", erklärte Seiwald. In Kramsach bleibt das Mahnmal für die ermordeten Kinder von Mariathal im Skulpturenpark ebenso sichtbares Zeichen für das Gedenken an die NS-Opfer wie nun die neuen, ebenfalls vom Kramsacher Bildhauer Mag. Alois Schild geschaffenen Tafeln. Was den Kunstverein freut ist der Umstand, dass die Kunstaktionen den Anlass für die Aufarbeitung der Krankengeschichten des Psychiatrischen Krankenhauses in Hall während der NS-Zeit gaben, die in der Folge zur öffentlichen Einsichtnahme freigegeben werden sollen.

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