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Integration und Demokratie - Themen beim Besuch von Sebastian Kurz am 26. April 2012 in Wörgl

Einen herzlichen Empfang bereiteten die 23 Kinder mit sechs Muttersprachen der 2c-Klasse der Volksschule 1 in Wörgl  der Polit-Abordnung mit Staatssekretär Sebastian Kurz, Nationalrat Josef Lettenbichler, Wörgls Vizebgm. Evelin Treichl, dem Integrations- und Jugendreferenten Christian Kovacevic sowie Bildungsreferentin Christiane Feiersinger und JVP-Bezirksobmann Sebastian Kolland. Beim Besuch der Sprachstartklasse informierte sich Kurz ausführlich über die Details (Bild rechts).

In sechs Sprachen hallte das Lied  "Bruder Jakob" durch die Wörgler Volksschule, als am 26. April 2012 Staatssekretär Sebastian Kurz mit Gefolge in die Schule kam, um vor Ort ein Bild von den Integrationsmaßnahmen zu erhalten. Kurz hatte sich 2011 beim Besuch des Intergrationszentrums beeindruckt von den Wörgler Integrationsbemühungen gezeigt und interessierte sich besonders für das Modell von Sprachstartklasse und Team-Teaching an der  Wörgler Volksschule sowie für die Sprachförderung im Kindergarten

Mit welchen Herausforderungen und Aufgaben sowohl Kindergartenpädagoginnen als auch das Lehrpersonal an den Volksschulen konfrontiert sind, zeigt ein Blick in die Statistik. In Wörgls Kindergärten haben 62 % der Kinder Migrationshintergrund, rund 30 % sind türkischstämmig. Da Spracherwerb wesentlich über den Schulerfolg und damit über die Berufschancen entscheidet, setzen Sprachfördermaßnahmen sowohl in Kindergärten als auch in Volksschulen an.

Von den drei Vorschulklassen mit maximal 15 SchülerInnen wird eine Klasse als Sprachstartklasse geführt, wobei die Klassenlehrerin von einer türkischsprachigen Sprachassistentin unterstützt wird. Wer diese Klasse besucht, entscheiden die Sprachkenntnisse bei der Schuleinschreibung. Die Mehrheit der Kinder spricht türkisch, aber auch ein Kind serbischer sowie italienischer Eltern ist dabei. Die Unterrrichtssprache ist deutsch, bei Verständnisproblemen bewährt sich die Muttersprache. Ziel ist, dass Kinder beim Eintritt in die 1. Klasse mühelos dem Unterricht folgen können. "Wir sind mit dem Resultat sehr zufrieden", erklärte VS-Dir. Isabella Mölk und wies darauf hin, dass die Sprachstartklasse auch älteren Quereinsteigern in der Volksschule offen steht und damit gezielt die Sprachkenntnisse der Kinder gefördert werden, bis sie in ihre Klasse überstellt werden (weitere Info zur Sprachstartklasse hier)

 

Wer war im Kindergarten - und wie lange? Das fragte Sebastian kurz die Kinder gleich selbst. Lehrerin Karin Schwaiger-Brettner und Schulassistentin Sati Zorlosoy (Bild Mitte v.l.) erteilten Informationen über die Arbeitsweise in der Sprachstartklasse. Bild rechts: Team-Teaching im kleinen Kreis auf deutsch und türkisch wird Vorschulkindern aus den beiden anderen Klassen angeboten, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern.

Eine weitere Sprachfördermaßnahme an der Volksschule für Kinder mit Förderbedarf ist das Team-Teaching, zu dem Mahmut Ince als Lehrer für den muttersprachlichen Unterricht in Türkisch in die Kleingruppe kommt. Die Kinder bleiben eine Stunde länger in der Schule, wobei in der Gruppe nicht nur Kinder mit türkischer Muttersprache sind. Seit vier Jahren sammelt die VS Wörgl bereits gute Erfahrungen mit dem Modell, wie VS-Dir. Mölk betonte. Zusätzlich dazu gibt´s noch die Jugend-Rotkreuz-Lernhilfe, die in drei Gruppen nachmittags angeboten wird. Der Elternbeitrag pro Semester beträgt 10 Euro, die Finanzierung erfolgt weiters aus dem Schulbudget sowie vom Jugend-Rotkreuz.

   

Am "runden Tisch" in der Volksschule holte sich Sebastian Kurz Erfahrungsberichte von LehrerInnen und Kindergärtnerinnen - Bild links: VS-Dir. Helga Hechenberger, Vizebgm. Evelin Treichl, Sebastian Kurz, VS-Dir. Isabella Mölk, NR Lettenbichler. Bild Mitte: Kindergärtnerinnen Teresa Mosser, Michaela Borchert und Anita Als. Bild rechts: GR Christian Kovacevic, Kindergärtnerinnen Angela Thaler und Franziska Peer.

Spracherwerb im Kindergarten

Sprachförderung beginnt bereits in den drei Wörgler Kindergärten. "In die Sprachstartgruppe kommen dreijährige Kinder mit türkischem Migrationshintergrund, die kein deutsch sprechen", erklärt Angela Thaler, Leiterin einer Sprachstartgruppe.  Mit Franziska Peer und Teresa Mosser sind zwei weitere Kindergärtnerinnen in Wörgl auf Sprachförderung spezialisiert. Wobei in den Sprachstartgruppen auch türkisch gesprochen wird nach der Annahme, dass eine Zweitsprache leichter gelernt wird, wenn erst die Muttersprache gekonnt wird.

Eine Annahme, die Staatssekretär Kurz anzweifelt: "Das sagen einige Studien - aber mittlerweile sagen gleich viele das Gegenteil. Jeden Monat kommen neue dazu, die jüngste Studie der Uni Linz besagt, dass es für 95 % der Kinder beim Deutschlernen keine Rolle spielt, ob sie vorher die Muttersprache können."

Kurz fragte nach, weshalb Kinder bei der Einschulung trotz Sprachförderprogrammen in den Kindergärten immer noch keine Deutschkenntnisse aufweisen. "Das hat mehrere Ursachen", erklärte Angela Thaler und führte die unterschiedliche Sprachbegabung der Kinder ebenso an wie mangelnde Unterstützung durch die Eltern. Der hohe Anteil türkischsprechender Kinder in den Kindergartengruppen erschwert das Deutschlernen ebenso, weil sich die Kinder untereinander immer wieder in ihrer Muttersprache verständigen.

Dass die Spracherziehung im Kindergarten Sinn macht, zeigt der Rückgang an Kindern, die deutsch nicht verstehen. Nach bereits erfolgter Volksschuleinschreibung steht fest, dass ab Herbst 2012 keine Sprachstartklasse mehr notwendig sein wird.

   

Wörgls Integrationsreferent Christian Kovacevic (rechts im Bild links, mit IGZ-Geschäftsführer Kayahan Kaya) bedauert, dass das Land nicht wie in der Volksschule auch bei den Kindergärten die Sprachstartgruppen evaluiert. Weiters beim "runden Tisch": Bildungsreferentin Christiane Feiersinger, Wörgls Jugendkoordinator Klaus Ritzer, VS-Dir. Helga Hechenberger und IGZ-Obfrau Irmi Moritz (Bild Mitte und rechts, von links).

Auf die Frage des Staatssekretärs, was den Schulen und Kindergärten die Arbeit erleichtern würde, war die Antwort eindeutig: Mehr Personal und kleinere Gruppengrößen. 

   

Nach dem Besuch in der Volksschule informierten Bezirks-JVP-Obmann Sebastian Kolland, Staatssekretär Sebastian Kurz und NR Josef Lettenbichler über die Demokratie-Reformvorschläge der Jungen ÖVP (Bild links v.l.) Zum gemeinsamen Mittagessen fanden sich dann noch etliche Ehrenamtliche des Vereins Lesepatenschaft ein, den Obmann Klaus Sedlak vorstellte (Bild Mitte). Bild rechts: NR Josef Lettenbichler, Sebastian Kurz, Vizebgm. Evelin Treichl, Klaus Sedlak und JVP-Bezirksobmann Sebastian Kolland.

Demokratie.Neu - Reformvorschläge der Jungen ÖVP

"In Deutschland wollen 30 % der Bevölkerung nichts mehr mit Politik zu tun haben, in Österreich sind es 40 %", eröffnete JVP-Bundesobmann Sebastian Kurz die Präsentation der Demokratie-Reformvorschläge, die die Junge ÖVP Österreichs im Auftrag von ÖVP-Bundesobmann Spindelegger für die gesamte ÖVP ausgearbeitet hat. Drei Schwerpunkte weist das Paket "Demokratie.Neu" aus: "Mehr Personenbezug, mehr Bürgerbeteiligung durch direkte Demokratie und die Nutzung neuer Medien", erklärte Kurz. So sollten Volksbegehren mit mehr als 100.000 Stimmen in einer Sondersitzung des Nationalrates behandelt werden und bei Unterzeichnung durch 10 % der Wahlberechtigen soll verpflichtend eine Volksabstimmung mit bindendem Ergebnis für die Politik abgehalten werden.

NR Josef Lettenbichler stellte das vorgeschlagene  Vorzugsstimmen-System vor: "Künftig soll nicht die Partei, sondern der Wähler bindend über die Listenreihung entscheiden." Statt derzeit nur 72 sollen künftig 100 Nationalratsabgeordnete direkt aus den Regionalwahlkreisen kommen. Durch mehr Personenbezug bei den Wahlen sieht JVP-Bezirksobmann Sebastian Kolland vor allem Chancen für Junge, da diese bei der Mobilisierung der Wähler über neue Medien Vorteile hätten.

Weitere Vorschläge des Demokratie-Reformpaketes sind die Abhaltung von zwei Bürgersonntagen jährlich für alle politischen Abstimmungen sowie die Möglichkeit, 10 % der Steuern zweckwidmen zu können. Das Positionspapier der Jungen ÖVP kann auf www.junge.oevp.at nachgelesen werden. Mit einer Reform des Geldwesens und der Währung befassen sich die JVP-Demokratie-Reformvorschläge übrigens nicht.

Lesepaten stellten sich vor

Hilfestellung beim Lesenlernen bieten in Wörgl ehrenamtliche Lesepatinnen und Lesepaten, die seit 2011 in einem eigenen Verein organisiert sind. Derzeit sind 57 Ehrenamtliche im Einsatz, wobei die Idee auch in anderen Gemeinden aufgenommen wurde und nachgeahmt wird. Lesepaten-Obmann Klaus Sedlak erläuterte die praktische Abwicklung des erfolgreichen Pilotprojektes.

Weitere Bilder vom Besuch des Staatssekretärs Sebastian Kurz in Wörgl  hier in der Galerie...