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Foto links von rechts: Alt-Bürgermeister Herbert Strobl, Bgm. LA Arno Abler, Alt-Nationalrat Sixtus Lanner, Vizebgm. Maria Steiner, Vizebgm. Hedi Wechner, Alt-Landesrat Dipl.Vw. Sebastian Mitterer, FWL-Gemeinderat Ekkehard Wieser. Bild Mitte: Statistik der Kommunalsteuer-Entwicklung in Wörgl. Bild rechts: Abordnung aus Bruckhäusl - Hermann Ellinger, der neue Kapellmeister Gerhard Madersbacher, FF-Kdt. Josef Poschinger, Obmann der BI Bruckhäusl aktiv Thomas Gasteiger und Ortsvorsteher Korbinian Auer.
"Dieser Abend ist ein Dank an alle Personen, die einen Beitrag für die Gemeinschaft in der Stadt Wörgl geleistet haben", betonte Vizebgm. Maria Steiner einleitend und begrüßte namentlich als Ehrengäste u.a. Pfarrer Theo Mairhofer und für die evangelische Gemeinde Erwin Gmach, Kundls Bürgermeister Heinrich Fuchs und die Vizebürgermeister von Angath, Gerhard Bindhammer sowie der Wildschönau, Johann Gwiggner, Alt-NR Sixtus Lanner, Ex-LR Sebastian Mitterer und Alt-Bgm. Herbert Strobl sowie von der Landesforstdirektion DI Hubert Kammerlander. Die Mandatare der Grünen Gemeinderatsfraktion blieben dem Neujahrsempfang fern, während von allen anderen Listen VertreterInnen anwesend waren.
Die Neujahrsansprache des Bürgermeisters
"Der Schwerpunkt des abgelaufenen Jahres fand diesmal eindeutig in Bruckhäusl statt", stellte Bgm. LA Arno Abler bei seiner Neujahrsansprache fest und wies auf die Fertigstellung der Bruckhäusler Umfahrung wie auf die Schließung der Deponie Riederberg hin.
Auch mit dem Rettungswesen habe sich die Stadt im abgelaufenen Jahr neuerlich beschäftigt, wobei man sich aber diesmal politisch nicht in die Haare geraten sei. Abler wertete das Ergebnis der Ausschreibung des Rettungsdienstes, wonach die Stadt künftig ein Drittel weniger ans Rote Kreuz zahlt, als "äußerst erfreulich." Bewegung erwartet er jetzt auch im Notarztbereich. Eine Aufnahme der Wörgler Stützpunktes, der bislang von der Stadt allein bezahlt wird, ins bezirksweite System und damit eine Aufteilung der Kosten könne die Folge sein, wobei Gespräche da noch zu führen seien. (Anm.: Der Stützpunkt besteht seit 2003 als dritter im Bezirk Kufstein und erhielt bisher keine finanzielle Unterstützung vom Land. Für die beiden anderen Notarztstützpunkte im Bezirk Kufstein kassierte das Rote Kreuz die doppelte Stützpunktförderung, womit der Bezirk eigentlich die Landessubvention für vier Stützpunkte erhält. Eine Diskussion über diese Vorgangsweise ist also längst überfällig.)
"Das abgelaufene Jahr stand ganz unter dem Stern von Michael Unterguggenberger", erinnerte Abler ans Freigeldjahr und ging kurz auf Wörgls Teilnahme am Leader-Programm der EU ein. Ein besonderer Schwerpunkt sei 2007 der Jugend gewidmet gewesen, was 2008 mit der Eröffnung des Jugendzentrums und des Info-Ecks seine Fortführung finde.
Kritisierte politische Entscheidungen, die ohne Einbindung des Gemeinderates erfolgten, präsentierte der Bürgermeister dann als "Missverständnisse": Nr. 1 - man könne in Wörgl nicht mehr ausgehen - die Festlegung der Sperrstunde mit 2 Uhr betreffe nur drei Lokale, die messbare Auswirkung laut Polizei-Statistik sei der Rückgang nächtlicher Ruhestörungen und Sachbeschädigungen um die Hälfte. Missverständnis Nr. 2 sei, dass "in Wörgl das Perchtengehen verboten wurde." Abler rechtfertige das Verbot von Hörnern, die länger als 40 cm sind, sowie von bengalischem Feuer wieder mit Sicherheitsgründen und damit, dass die Hörner nicht mehr aus der heimischen Tierwelt kämen und seines Erachtens mit Brauchtum nicht viel zu tun hätten. Nach dem "einseitigen Boykott sämtlicher Perchtengruppen" 2007 seien sie 2008 "wieder gerne gesehen, allerdings mit traditionellem Gehörn."
Als Missverständnis Nr. 3 bezeichnete Abler, dass "die Stadt Wörgl der TirolMilch gigantische Subventionen geschenkt" habe: Die 573.000 Euro seien eine Subvention über fünf Jahre und damit nur ein "Bruchteil der zusätzlichen Steuereinnahmen der Stadt", die sich durch die Produktionszusammenlegung in Wörgl ergeben würden: "Die Stadt kann sich vielmehr über 150 zusätzliche Arbeitsplätze samt den dazugehörigen Steuern und ein Investitionsvolumen von rund 45 Millionen Euro freuen. Wirtschaftsförderung ist kein Geschenk, sondern eine Investition." Man habe sich aber im Gemeinderat darauf verständigt, die Wirtschaftsförderung zu überarbeiten.
"Missverständnis Nr. 4: Der neue Integrationsverein Integrationszentrum Wörgl ist eine Parallelorganisation zum städtischen Integrationsbeirat", beschloss Abler seine Aufzählung und behauptete erneut, dass der Verein "autonom und unparteiisch" gegründet wurde. Er würde "selbstverständlich gerne und eng mit dem städtischen Ausschuss zusammenarbeiten."
Im Weiteren wandte sich Abler der derzeitigen Situation zu. Wörgl zählt derzeit 12.527 Einwohner, wobei 52,1 % Frauen seien. Der Ausländeranteil liegt bei 13,6 % und umfasst gezählte 54 Nationen. Die Kommunalsteuer als wichtigste Finanzierungsquelle der Gemeinde werde 2008 erstmals die "5 Millionen Euro-Schallmauer" durchbrechen.
"Unser Status als die Handelsstadt im Unterland ist aber keine Selbstverständlichkeit und schon gar nicht auf alle Zeiten abgesichert. Wir müssen uns im Gegenteil auf die Hinterfüße stellen," so Abler wörtlich. Überall werde "aufgerüstet": "Kufstein und Schwaz, unsere unmittelbar benachbarten Ballungsräume, scharmützeln mit neuen Einkaufszentren, Rosenheim hat nach der wirtschaftlichen Durststrecke unseres nördlichen Nachbarstaats in den letzten Jahren seine Nachschublinien wieder in Ordnung gebracht und vor allem die Landeshauptstadt Innsbruck baut ihre Stellungen massiv aus. Das Outlet-Center am Brenner ist zwar kein ernst zu nehmender Gegner, aber die großen Einkaufszentren in der Landeshauptstadt wie DEZ; Sillpark, Rathauspassage und in Bälde das neue Kaufhaus Tirol werden den Konkurrenzdruck auf Wörgl deutlich erhöhen und unsere Flanken im Zillertal und Raum Schwaz angreifen."
Nach solcherart eigentümlicher "Kriegserklärung" wandte sich der Bürgermeister noch anderen Themen zu: 2008 stehe Wörgl im Zeichen der Bahn, 2009 wie ganz Tirol unter dem Motto 200 Tiroler Freiheitskampf. Abler listete dann noch eine ganze Reihe von Jubiläen 2008 auf, bevor er seinen Blick nach vorne richtete. 2008 werden die Volksschule und der Kindergarten am Mitterhoferweg ausgebaut. Der städtebauliche Wettbewerb für die Bebauung des Gradl-Areals starte, auf dem ab 2009 auch Wörgls neue Musikschule entstehen solle.
Als wichtigstes Projekt für die nächsten Jahre bezeichnete Abler das vom Gemeinderat mehrheitlich beschlossene Programm "Wörgl ist unsere Energie" ebenso wie die immer noch nicht verwirklichte Nordtangente, deren Bau seit Jahren überfällig ist. Er kündigte an, "diesmal wirklich positive Neuigkeiten übermitteln" zu können: "Nach einem sehr konstruktiven Gespräch im Verkehrsministerium sind nun alle Ampeln auf Grün und das Projekt grundsätzlich von allen befassten Instanzen befürwortet." Man habe "die Komplexität des 12 Millionen Euro Projektes wohl etwas unterschätzt." Der Bau des Kreisverkehrs Wörgl-West zur Anbindung der SPAR-Entlastungsstraße werde allerdings "doch noch bis Herbst unsere Geduld erfordern."
Keinen Einfluss habe, so Abler, der geplante Tirol-Tower im geplanten Kreisverkehr Nord auf den Bau der Nordtangente. Abler befürwortete einmal mehr das Mega-Projekt. Angesichts des anhaltenden Bevölkerungs- wie Wirtschaftswachstums in der Stadt bekannte sich Abler erneut zu diesem Kurs.
Der Bürgermeister ging weiters auf die latente Armutsgefährdung ein, die es auch in Wörgl gebe. Laut Statistik Austria seien in Österreich rund 12 % der Bevölkerung betroffen, die Einkommensgrenze liege bei 900 Euro monatlich. Vor allem bei Familien, die unverschuldet durch Schicksalschläge in Not geraten, solle man solidarisch ansetzen. Abler: "Wie wäre es mit einem Netzwerk "Wörgl für Wörgl - stark hilft schwach", bei dem nicht unbedingt Geld gespendet werden muss, sondern wo vielmehr Probleme gelöst werden?" Dazu wünscht sich der Bürgermeister, dass Wirtschaftsbetriebe unentgeltlich mit Dienstleistungen und Warenspenden helfen. Oder dass "konkrete Sammlungen für Therapien von schwerkranken Kindern durchgeführt würden." (Anm.: Bei derartigem Bedarf kann bereits jetzt die Kinderhilfe Wörgl helfen - Infos beim Verein Stadtfest.) Und so sollen auch die Spenden des Abends WörglerInnen zu Gute kommen, die es unverschuldet hart getroffen habe.
Abschließend bedauerte der Bürgermeister "die Erosion wichtiger gesellschaftlicher Werte" und forderte mehr Eigenverantwortung der BürgerInnen ein, wozu auch die Teilnahme an Wahlen zähle sowie Nachbarschaftshilfe zähle.
Weitere Bilder vom Neujahrsempfang Treffpunkt Wörgl 2008 sehen Sie hier in der Galerie.
Die ungekürzte Neujahrsansprache von Bgm. LA Arno Abler lesen Sie hier...