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11. bis 13. Juli 2008 - Esperanto-Treffen in Wörgl

Der Österreichische Esperanto-Verband unter dem Vorsitz von Univ.Prof. Dr. Hans Michael Maitzen besteht in dieser Form seit zwei Jahren und führt die Arbeit des vor rund 100 Jahren gegründeten Esperantistenverbandes weiter. Beim Treffen in Wörgl von 11. bis 13. Juli 2008, stand die Generalversammlung des Verbandes ebenso auf der Tagesordnung wie Vorträge und die Gedenkfeier beim neu gestalteten Zamenhof-Denkmal.

Die Alpen als Begegnungsort für Sprachen und Kulturen - unter diesem Motto nahm der Festvortrag von Dr. Hans Michael Maitzen Bezug auf das von der UNO für 2008 ausgerufene Jahr der Sprachen. Maitzen, heute Astronom,  kam als junger Student der Mathematik und Physik in Kontakt mit Esperanto und war schnell fasziniert vom logischen, leicht erlernbaren Aufbau der Welthilfssprache. "Nach einem Jahr fuhr ich zu einem Jugendtreffen in Rom und hielt dort ein Referat auf Esperanto - in welcher anderen Sprache wäre das wohl möglich?" schildert er den Vorteil der vom polnischen Augenarzt Dr. Ludwig Zamenhof erfundenen Sprache. Maitzen lernte dank Esperanto Menschen auf der ganzen Welt kennen - auch seine Frau. Nächste Woche fährt er zum Esperanto-Weltkongress in Rotterdam mit rund 2000 Teilnehmern aus 60 Nationen.

Esperanto erfährt derzeit wieder einen Aufschwung. Herbert Mayer, Leiter des Esperanto-Museums im Palais Mollard in Wien hält in Innsbruck an der Universität immer wieder Lehrveranstaltungen über Esperanto. "Der Zulauf ist so groß, dass die Teilnehmerzahl beschränkt werden muss", berichtet er. Das österreichische Esperanto-Museum besteht seit 1927 und ist seit 1928 an die Nationalbibliothek angegliedert. Unter den rund 23.000 Exponaten sind auch 15 Fotos aus Wörgl sowie Zeitungsberichte zur Zamenhof-Denkmalfeier am 27. Juli 1952. "Wörgl stand damals im Mittelpunkt der Esperanto-Welt", so Mayer bei der Gedenkfeier am 12. Juli 2008 am Wörgler Bahnhofsplatz. "Nach dem Verbot unter Hitler symbolisierte das einen hoffnungsvollen Neubeginn für die Esperanto-Bewegung, die ein Jahr später zum Weltjugend-Kongress nach Wörgl einlud." Über 100 Gäste aus 10 Ländern kamen 1952 zum Festakt, bei dem das von Theodor Ohnesorg aus weißem Carrara-Marmor gefertigte Denkmal am Bahnhofsplatz enthüllt wurde. Herbert Mayers detaillierte Ausführungen lesen Sie hier...

Wie im Juli 1952 freuten sich die Esperanto-Anhänger auch heuer bei der Gedenkfeier über einen strahlend schönen Juli-Vormittag. Bläser der Stadtmusikkapelle Wörgl eröffneten den Festakt, bei dem Wörgls Bürgermeister Arno Abler an die lange Esperanto-Tradition in Wörgl erinnerte und  hob dabei besonders den Leiter der Gruppe, Hans Steiner - in Esperanto-Kreisen als "Monumento-Steiner" bekannt, hervor. Die Stadt veranlasste die Neugestaltung des Zamenhof-Denkmals, das nach der Umgestaltung des Bahnhofsplatzes an die jetzige Stelle übersiedelte, das mit einer neuen Tafel sowie dem fünfzackigen Esperanto-Stern am Boden ausgestattet wurde. Abler kündigte an, dass eine Zusammenarbeit mit dem Esperanto-Verband auch für das kommende Gedenkjahr 200 Jahre Freiheitskampf in Tirol gewünscht sei, das in Wörgl als "Jahr der Werte" begangen werden soll. Das Zamenhof-Denkmal würdige den Grundgedanken der globalen Friedensbewegung.

Den Dank an die Stadt sprach auch Prof. Dr. Hans Steiner, Sohn des Denkmal-Initiators aus und stellte seine Erinnerungen in Anlehnung an den grünen Esperanto-Stern unter das Motto der grünen Farbe: "Sie ist die Farbe des Frühlings, der Hoffnung - ein Symbol dafür, dass Streit, Unfriede und Krieg aus der Welt verschwinden sollen." Steiner sieht heute "neue Fahnenträger" für die Bewegung, um die es in den vergangenen Jahrzehnten ruhig geworden ist: "Durch die Esperanto-Kurse, die an der Universität Innsbruck seit einigen Jahren angeboten werden, wächst die Esperanto-Gemeinde in Tirol wieder." Weltweit spricht derzeit rund eine Million Menschen Esperanto, wobei besonders in Südamerika, Korea, Japan und China sehr rege Esperanto-Verbände bestehen.

Zum Auftakt des Esperanto-Treffens in Wörgl fand im Hotel Alte Post ein geselliger Abend mit musikalischen Darbietungen von Attila Schimmer (Bildmitte) aus Ungarn statt, der mit seinem feurigen Temperament und Schlagermelodien sein Publikum begeisterte. Bild rechts: Dr. Hans Michael Maitzen mit dem handgeschriebenen Erinnerungsbuch an die Denkmalfeier 1952, in das sich bei der Gedenkfeier am nächsten Tag der Tradition folgend auch Wörgls Bürgermeister Arno Abler einschrieb.

Das neu gestaltete Denkmal (links) mit dem "verhalten grünen" (Zitat Dr. Steiner)  Esperanto-Stern am Boden. Bild Mitte: Die Bläser der Stadtmusikkapelle Wörgl spielten u.a. auch die Esperanto-Hymne. Bild rechts: Wörgls Bürgermeister Arno Abler bei der Festrede.

Spricht Esperanto und weitere Sprachen: Dr. Hans Steiner, Sohn des Denkmal-Initiators (Bild links). Herbert Mayer, Leiter des Esperanto-Museums in Wien (Bild Mitte) rief dazu auf, Fotos zur Dokumentation von Esperanto-Aktivitäten auszudrucken und ans Museum zu senden. Bild rechts: Univ.Prof. Dr. Hans Michael Maitzen mit einer besonderen Ehrengabe zur Gedenkfeier: Er erhielt von Hans Steiner noch Erinnerungsschleifen aus dem Jahr 1952, die an die Teilnehmer verteilt wurden.

Erinnerungsbild an die Denkmal-Neugestaltung (Bild links) mit Hans Michael Maitzen, Hans Steiner, Arno Abler und Herbert Mayer (v.l.). Bild Mitte: Die Teilnehmer der Denkmal-Feier. Bild rechts: Zur Feier kamen auch der Bruder des 1961 verstorbenen Bildhauers Theodor Ohnesorg mit Familie.


Wie das Leben so spielt: Am Zamenhof-Denkmal trafen am Freitag zufällig Dr. Hans Steiner und Mag. Heinrich Reiter-Kocher aufeinander. Im Gespräch stellten sie fest, dass sie beide am 27. Juli 1952 schon einmal vor diesem Denkmal standen: Hans Steiner als 10jähriger, der ein Gedicht auf Esperanto aufsagte, und Mag. Reiter-Kocher als Präsident der Welt-Esperanto-Jugendbewegung. Das Wiedersehen wurde natürlich gefeiert - im Bild rechts Hans Steiner mit Martha und Heinrich Reiter-Kocher.

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