Die Zeit des Erwachsenwerdens ist turbulent wie eine Achterbahn – mit Hochs und Tiefs. Wie gut, wenn Jugendlichen bei Problemen kompetente, vertrauenswürdige Ansprechpartner zur Seite stehen. In Wörgl ist das nun seit 10 Jahren mit dem Streetworker-Team der Achterbahn der Fall, das mobile Jugendarbeit in vielerlei Hinsicht leistet und nicht nur zur Stelle ist, wenn der Schuh drückt oder der Hut brennt. Mit dem Projekt „Stadtstrand“ feiert die Einrichtung unter dem Dach des Vereins Komm!unity von 17. bis 23. Juli 2016 eine Woche lang ihr Jubiläum und macht dabei auf Bedürfnisse junger Stadtbewohner aufmerksam.
„Wir beraten, begleiten und unterstützen Jugendliche in allen Lebenslagen“, erklären die beiden Jugendbetreuer Patricia Plank und Tobias Muster, die sich im Besonderen auch für Jugend-Freiräume einsetzen und sich als Sprachrohr für die Anliegen und Bedürfnisse junger Menschen sehen. Die Streetworker wurden2006 von der Stadt beschäftigt und 2012 gemeinsam mit anderen Jugendeinrichtungen in den Verein Komm!unity ausgelagert. Vor dem Achterbahn-Büro in der Steinbacher-Straße zeigt das Achterbahn-Team gleich ganz praktisch, wie Stadt-Raum auch vorübergehend jugendfreundlich genützt werden kann. „Einen Stadtstrand auf der Billa-Brache einzurichten war unsere Traumvorstellung“, erklärt Patricia. Dank der Unterstützung der Neuen Heimat, der Stadtwerke und des städtischen Bauhofes sowie der Mithilfe der Komm!unity-Kollegen und Freiwilliger stellt der provisorisch eingerichtete Sandplatz einen Treffpunkt für junge Leute und Nachbarn dar, die sehr positiv auf die Umgestaltung reagiert haben und zahlreich zum Eröffnungsfest am Sonntag kamen.
Zeitgleich mit der Stadtstrand-Eröffnung zog sommerliches Schönwetter ein. Strandflair mit Bars erwartet die „Strandbesucher“ täglich von 15 bis 21 Uhr, dazu gibt´s nachmittags ein Rahmenprogram. Ein Jonglier-Workshop stand dienstags am Programm , das Airtramp des Vereins agitatio.org wurde mittwochs aufgebaut und ein Poi-Workshop ging am Donnerstag über die Bühne. „Den Abschluss bildet am Samstag ein „Tag der Sonne“ mit Workshops über nachhaltige Mobilität und Energieerzeugung sowie abends von 20 bis 22 Uhr ein Live-Konzert der Breitenbacher Hip-Hop-Formation „Heavy Gunz“, kündigt Tobias Muster an.
Der Arbeitsalltag der Achterbahn-Streetworker beinhaltet einen fixen Bürotag mittwochs, sonst sind die Beiden in der aufsuchenden Jugendarbeit im öffentlichen Raum unterwegs, sprechen Jugendliche an oder machen mit Veranstaltungen auf die Einrichtung aufmerksam. „Es geht darum, Kontakte, Beziehungen und Vertrauen aufzubauen“, erklärt Patricia Plank. Beide Streetworker haben Halbtages-Jobs und sind gemeinsam im Einsatz, monatlich kommen so 60 bis 80 Kontakte zustande. Die Themenbandbreite ist dabei groß – sie reicht von Fragen zu Freundschaft und Liebe über Lehrstellen, Wohnungssuche bis hin zu Sucht und Tätersein, beinhaltet aber auch Freizeitaktivitäten. „Wir sind bei der Terminvereinbarung sehr flexibel“, schildert Patricia die Arbeitsweise. Begleitung Jugendlicher zu Amts- und Gerichtsterminen oder zum AMS gehören ebenso dazu.
Großen Wert legt das Achterbahn-Team auf Jugendbeteiligung, ob selbst organisierte Projekte wie die Jugend-Redaktion oder die ressortübergreifende Mitarbeit bei allen Komm!unity-Beteiligungsprojekten. Ob „Fit für die Wahl – kommunal“ mit Polit-Café, Autofreier Tag oder Jugend-Freiraum-Projekte im öffentlichen Raum – die mobilen Jugendarbeiter sind immer mit dabei. Sie organisieren Streetsoccer-Turniere und bieten in Kooperation mit Sportvereinen wie agitatio.org, dem Longboard-Verein oder dem Frisbee-Verein Innsiders Sportschnupper-Workshops auch eigenständig kostenfreie Freizeit-Programme für 14- bis 24-Jährige an. Auch beim Wörgler Repair-Café engagieren sich Patricia und Tobias. Während der Stadtstrand-Woche laden sie Besucher ein, Wohlfühl-Orte, Treffpunkte aber auch „Meide-Orte“, an denen sich Jugendliche unwohl fühlen, auf einem Stadtplan zu markieren. „Wir wollen sichtbar machen, wie Wörgl wahrgenommen wird, Bedürfnisse und Wünsche erfahren und diese an entsprechende Stellen weitertragen“, erklärt Patricia.
Jugendliche bei der Umsetzung ihrer eigenen Projekt-Idee unterstützen wird beim Stadtstrand ebenfalls realisiert: Die fruchtigen alkoholfreien Drinks liefert die „Mr. Pseudonym“ Cocktail-Bar, an der I-Motion-Jugendliche im Einsatz sind. Die Idee, selbst Cocktails zu mixen, hatten der 16jährige Simon Sappl und der 14jährige Fabio Stöckl im Jugendzentrum Zone. „Das machten wir jeden Mittwoch“, erzählt Simon. Sie erstellten ihr eigenes Cocktailbuch und bewarben sich beim InfoEck Innsbruck bei „Startet eure Projekte“. Mit 500 Euro Fördergeld bauten sie aus Paletten ihre eigene transportable Cocktail-Bar, mit der sie jetzt bei Jugend-Events unterwegs sind.
Kreativität und Netzwerken zählt zu den Stärken des Achterbahn-Teams, das sein Organisationstalent auch beim Projekt Stadtstrand unter Beweis stellte. Dank Sponsor-Vereinbarungen und einer eingereichten BOJA-Förderung werden sämtliche Kosten der Projekt-Woche finanziert. Und was wünscht sich das Team selbst zum 10. Geburtstag? „Dass die Stadtstrand-Idee auch woanders aufgegriffen wird. Es wäre wunderbar, wenn solche Freiräume im Sommer auch bei anderen Stadtbrachen entstehen würden.“ Kontakt und weitere Info online unter www.kommunity.me