Die Bürgerinitiative LA21 Bruckhäusl aktiv versteht sich als überparteiliche,unabhängige Interessensvertretung der Dorfgemeinschaft, in der sich Menschen für ihren Lebensraum ehrenamtlich engagieren. Im Rahmen der Generalversammlung des Vereines informierte Wörgls Stadtwerke-Direktor Reinhard Jennewein über den aktuellen Stand betreffend das geplante Wasserkraftwerk Egerndorf.
Als Verein zur Erhaltung und Wiederherstellung der Lebensqualität entstand in Bruckhäusl vor rund 40 Jahren eine Bürgerinitiative, die sich über Jahrzehnte gegen die Belastung des Lebensraumes durch Verkehr und Müll zur Wehr setzte. Mit Eröffnung der Bruckhäusler Umfahrung und Schließung der Deponie Riederberg 2007 waren zwei große Probleme der Dorfgemeinschaft gelöst, die Bürgerinitiative blieb als LA21 Bruckhäusl aktiv weiter bestehen. Als Sprachrohr für Anliegen des Dorfes, das je zur Hälfte auf Wörgler und Kirchbichler Gemeindegebiet liegt, ebenso wie als Plattform für Initiativen, die zur Identifizierung des Bevölkerung mit ihrem Lebensraum beitragen.
Dazu gehörten zwei Foto-Ausstellungen zum Thema Bruckhäusl seinerzeit, die an die Arbeitswelt im einstigen von der Zementindustrie geprägten Ort ebenso erinnerte wie an das Gesellschaftsleben. Als Folgeprojekt daraus entstanden Filmdokumentationen über die Kleinkraftwerke in Wörgl Boden und im vergangenen Jahr eine Dokumentation über die 50jährige Geschichte des Liftbetriebes am Riederkogel mithilfe historischen Bildmaterials und einem Interview mit Arno Kecht. Dieser Film und weitere Filme des Wörgler Filmemachers Egon Frühwirth wird am Samstag, 14. November 2015 ab 19 Uhr in der Aula der Volksschule Bruckhäusl gezeigt. Dabei liegen auch die Archiv-Mappen mit den Fotos der Ausstellungen auf.
Um ein gutes Zusammenleben im Ortsteil bemüht sich die LA21 Bruckhäusl aktiv auch im Hinblick auf das Flüchtlingsheim in Pinnersdorf. Nach einem unglücklichen Start mit vielen Fehlinformationen, die man mit einem vereinsinternen Infoabend unter Beiziehung von Nachbarn, Schule, Kindergarten und Pfarre klären wollte und der leider nicht zustande kam, engagierten sich Ehrenamtliche nach dem Einzug der Flüchtlinge für die Durchführung eines Nachbarschaftsfestes. Bei Einkauf und Kochen nationaler Gerichte im Haus unterstützte Silvia Nagl, erfahrene Koch-Workshopleiterin des ehemaligen IGZ Wörgl und ihr Team die BewohnerInnen. Vieles wurde gespendet, Getränke und Biertischgarnituren stellte beispielsweise der Getränkegroßhandel Fuchs kostenlos zur Verfügung. Bei der Abwicklung unterstützten auch die MitarbeiterInnen des TSD und so wurde das Nachbarschaftsfest am 26. Oktober 2015 ein voller Erfolg. Rund 120 Menschen, darunter viele Nachbarn, feierten von 12 bis 15 Uhr und konnten dabei die HausbewohnerInnen kennenlernen und köstliche Nationalgerichte aus Somalia, Kamerun, Nigeria, Iran, Äthiopien, Irak und Afghanistan sowie Kuchen aus Tiroler Küchen genießen.
Zu den Anliegen der Bürgerinitiative zählt der Bau eines neuen Radweges entlang der Brixentaler Ache vom Kraftwerk Bruckhäusl bis nach Einöden, um die fehlende Radwegverbindung nach Hopfgarten zu erstellen. Das Stadtbauamt Wörgl unterstützt mit Projektierung und Grundverhandlungen das Projekt tatkräftig, bei dem alles auf Schiene ist – bis auf die noch ausständige Bewilligung der Wasserrechtsbehörde, bei der noch Details der Ausführung verhandelt werden.
Für den Kirchbichler Boden entlang der Brixentaler Ache wurde bis zur Grattenbrücke ein neuer Gefahrenzonenplan erstellt. Um dessen Auswirkungen zu erfahren, wünscht sich die Bürgerinitiative einen Informationsabend der Gemeinde Kirchbichl.
Kraftwerk Egerndorf nimmt die Hürden
Wörgls Stadtwerke-Geschäftsführer Mag. Reinhard Jennewein informierte über den aktuellen Stand betreffend das geplante Kleinwasserkraftwerk an der Brixentaler Ache in Egerndorf. Das Kraftwerk nützt die Flussstrecke von der bestehenden Pegelstelle bis zur Grattenbrücke. Am 2. Februar 2015 wurden das naturschutzrechtliche und das wasserrechtliche Verfahren druchgeführt. „Die naturschutzrechtliche Bewilligung haben wir, diese Hürde ist geschafft“, teilt Jennewein mit. Der Bescheid wird allerdings erst gleichzeitig mit der wasserrechtlichen Bewilligung ausgestellt. Auch hier wurden bereits viele Hürden genommen, die Übereinkunft mit der Gemeinde Kirchbichl, der die Ache zur Hälfte gehört, stehe als „sportliche Herausforderung“ noch bevor. Inhaltlich geht es dabei um Haftungen im Schadensfall, wobei Jennewein festhält: „Das Kraftwerk ist kein Hochwasserschutz – es hat darauf keinen Einfluss.“
„Die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen. Uns geht es darum, dass die Hauseigentümer beim Einsickern von Grundwasser in die Keller nicht die Beweislast tragen und die Ursache nachweisen müssen“, teilt Bgm. Herbert Rieder mit, der generell nichts gegen das Kraftwerk hat, wenn den Forderungen der Gemeinde Kirchbichl entsprochen wird. Und da gibt es einen weiteren Zankapfel: Ein Drainagekanal der Gemeinde Kirchbichl sorgt derzeit für Grundwasserableitung. Aus den vorliegenden Grundwasser-Messergebnissen und dem daraus erstellten Schichtenplan vermutet der Gutachter, dass dieser Drainagekanal verschlämmt ist. „Der Kanal funktioniert, das ist nur eine Vermutung“, so Rieder, der nicht die Kosten für eine Kanalüberprüfung tragen, sich höchstens daran beteiligen will. Kanalspülungen erfolgen derzeit nicht automatisch in regelmäßigen Abständen, sondern nur bei einem Anlassfall, wenn ein Schaden gemeldet werde. Wie damit in Zukunft im Falle des Kraftwerkbaues verfahren wird, darüber gäbe es noch keinen Konsens: „So weit sind wir noch nicht.“
Schwierig gestalteten sich auch die Grundverhandlungen für die Verlegung der 1,5 km langen Druckrohrleitung auf Wörgler Seite, obwohl Entschädigungszahlungen geleistet werden. Bis auf drei Grundeigentümer willigten alle ein, das Druckrohr in der Bauverbotszone entlang der Umfahrungsstraße zu verlegen. In zwei Fällen konnte eine Lösung gefunden werden, in einem Fall, der als Gegenleistung noch dazu die Ausweisung eines Gewerbegebietes dort forderte, war das nicht möglich. „Wir haben umgeplant, jetzt verläuft die Druckrohrleitung unter dem Radweg, dafür liegt die Bewilligung des Grundeigentümers bereits vor“, so Jennewein. Mit der Umplanung des Projektes zur Vermeidung von Grundbedarf des betreffenden Landwirtes an anderer Stelle konnte sogar eine Optimierung des Kraftwerkprojektes erzielt werden.
Der weitere Fahrplan für den Kraftwerksbau beinhaltet die Einreichung der Änderungen bei der Behörden und die Verhandlungen mit Kirchbichl. Sollten im Herbst 2016 die erforderlichen Bescheide vorliegen, werde mit den Bauarbeiten im Winter 2016-17 mit Verlegung der Pegelmessstelle 300 Meter flussaufwärts begonnen.
Das Kraftwerksprojekt Egerndorf nützt das Gefälle der Brixentaler Ache, das schon vor mehr als 100 Jahren von der Zementindustrie zur Stromerzeugung in Kraftwerken genutzt wurde. Die neue Wehranlage ist anstelle der zu verlegenden Pegelmess-Stelle Bruckhäusl geplant.