Ponholzer: Ein Wahlprogramm auf 48 Seiten

Am 2. Februar 2022 startete die neue Liste „Wir für Wörgl. Liste Roland Ponholzer“ mit der Präsentation einer 48seiten Wahlprogramm-Broschüre ins Wahlkampf-Finale für die Gemeindewahlen am 27. Februar 2022. Zu 19 Themen listen die KandidatInnen ihre Ideen, Anregungen und Vorschläge auf.

Vormittags stand ein Betriebsbesuch von Wirtschafts- und Familienlandesrat Toni Mattle, dem Bürgermeisterkandidaten Roland Ponholzer MBA und dem Wirtschaftsbundobmann Dr. Andreas Widschwenter beim Wörgler Traditions- und Familienunternehmen Malerei Günther Ladstätter am Programm, bei dem man sich über Wirtschaftsthemen und „die Herausforderungen im Bereich Jugend und Familie austauschte“.

„Das Dach ist die Stadtentwicklung, der Kern das Soziale. Wir wollen Wörgl miteinander mit den Bürgern weiterentwickeln, die Stadt soll dabei Dienstleister und Servicebetrieb sein“, erklärte Bürgermeisterkandidat Roland Ponholzer beim „voraussichtlich letzten Pressegespräch vor der Wahl“ und pickte aus dem umfangreichen Wahlprogramm besonders wichtige Anliegen heraus. Im Sozialbereich seien das die Nestgruppen, die Einrichtung einer neuen Familienservicestelle in der Stadt und Wörgl als „Zentrum für Entwicklungsförderung für Kinder etablieren“.

Leistbares Wohnen

Leistbares Wohnen wolle man mit einem „Gemeindebau neu“ umsetzen. „Die Wohnbauträger brauchen einen Gewinnaufschlag. Ein Teil dieses Deckungsbeitrages kann Wörgler Familien in Form von günstigeren Wohnungen zu Gute kommen, wenn die Stadt selbst die Wohnungen baut“, so Ponholzer, wobei dabei mit bestehenden Wohnbauträgern zusammengearbeitet werden soll. Die Gemeinde solle dann günstige Wohnungen zeitlich befristet zur Verfügung stellen, die Miete an das Einkommen koppeln. Nach 10 Jahre kostengünstiger Miete solle die Möglichkeit bestehen, die Wohnung zum Marktpreis zu kaufen, so Ponholzer, der dafür eintritt, „dass die Stadt sich Grundstücksvermögen behält und nicht verkauft.“ Vertragsraumordnung, Nachverdichtung, Aufstockung und Baulücken schließen, mehr Spielplätze im Grünen und die Vergabe von neu gebauten Wohnungen „in erster Linie an Wörgler“ sind weitere Punkte im Wahlprogramm.

Regionalität, Landwirtschaft und Hundewiese

Regionalität und Nachhaltigkeit unter Einbeziehung der heimischen Landwirtschaft solle mit gesunder Ernährung ebenso mit Leben erfüllt werden wie durch entsprechende Angebote im Schulalltag, etwa Landwirtschaft als Freifach, sowie durch Förderung von Verarbeitungs- und Vermarktungsmöglichkeiten. Das Naherholungsgebiet rund um Wörgl gemeinsam mit den Bauern erhalten, Baumpflanzungen in Siedlungen, Dachbegrünungen, Naturgartenberatung und Fahrradförderung sind hierzu weitere Stichworte. Für Hundebesitzer sollten ein bis zwei Hundewiesen eingerichtet werden. Zum Tierschutz gehöre auch die Lärmreduktion durch den „Verzicht auf ungenehmigte, unkoordinierte Feuerwerke und Reduzierung der Lichtverschmutzung.“

Bessere Schulausstattung

„Wir brauchen eine innovative Schularchitektur, einladende Lernlandschaften, gesunde Ernährung für alle Kinder und eine entsprechende Ausstattung mit Tablets und Smartboards an den Pflichtschulen“, listet Ponholzer auf. „Wir benötigen für die Nachmittagsbetreuung eigene Einrichtungen mit Wohlfühloasen, nicht die gleiche Umgebung wie beim Schulunterricht“, ergänzt Dipl.-Päd. Gottfried Schneider, Direktor der Sportmittelschule. Zudem wären große Bewegungsflächen, moderne, größere Lehrerarbeitsplätze und Teamstationen für gemeinschaftliches Arbeiten nötig.

Freizeitangebote

Unter dem Motto „Fit for Future“ will die Liste Wir für Wörgl öffentliche Freizeitinfrastruktur wie Fußball-, Basketball-, Beachvolleyballplätze, Motorikparks und einen Eislaufplatz errichten, ebenso Plätze für Tischtennis und Frisbee. Radverleih, Forstmeile und Loipe sowie Übungslift mit Rutschhang für Kleinkinder und Skianfänger sind weitere Vorschläge für mehr Lebensqualität durch breite sportliche Angebote, die auch helfen sollen, Übergewicht und Diabetes zu reduzieren. „Mehr in den Sport investieren, das senkt volkswirtschaftliche Kosten“, so Ponholzer.

WAVE-Lösung

„Wir wollen nicht das alte WAVE zurück – sondern aus dem alten Wave eine neue Lösung fürs Schwimmen machen“, erklärt Ponholzer. Er sei bereits 1998 gegen das Bad an dieser Stelle gewesen. Jetzt allerdings bestehe hier „ein Standort mit riesiger Kubatur und Werten“, die nicht einfach vernichtet werden sollen. „Wir wollen ein Sachverständigen-Gutachten über die Substanz und dann eine Weiternutzung für Sport und Kultur. Hier gibt es intakte Bausubstanz in Millionenhöhe“, so Ponholzer. „Das WAVE ist keine Ruine! Ich habe selbst zwei alte Gebäude renoviert“, womit er auf den ebenfalls von der Stadtführung als „Ruine“ bezeichneten Gasthof Bad Eisenstein anspielt.

Jetzt gehe es darum, die tatsächlichen Kosten einer Bauteilsanierung zu erheben. Das Ziel: Wenn möglich, den Außenbereich, das Innenbecken und die Sauna erhalten. Das Sportbecken sei nicht reaktivierbar, könne anders, etwa als Veranstaltungshalle für Kultur, Bildung oder Messen verwendet werden, es solle „einer sinnvollen Nachnutzung“ zugeführt werden, so Ponholzer. „Das kann nicht der erfolgreiche Betrieb der Wörgler Stadtwerke auffangen. Die Weiternutzung als Bad geht nicht ohne Land und Umlandgemeinden“, erklärt der Listendritte Dr. Andreas Widschwenter. „Wörgl kann das allein nicht stemmen. Es gibt Möglichkeiten, Geld zu lukrieren – da muss man hinpilgern“, so Widschwenter weiter. „Alles ist besser als einfach abzureißen“, ist auch Daniela Prevedell überzeugt und meint: „Viele Leute haben gesundheitliche Probleme und brauchen das Schwimmen.“ Ein Schwimmbad sei auch im Hinblick auf den Lehrplan des Sportunterrichtes in den Schulen notwendig: „Derzeit müssen unsere Sportmittelschüler zum Schwimmen nach Kiefersfelden“, so Schneider. Klar sei auch, dass ein Schwimmbad immer einen Abgang in der Gemeindekasse verursache – die Frage sei, was diese Einrichtung der Stadt wert sei. „Bei einer künftigen Schwimmbadlösung soll es einen kostengünstigen Eintritt für Wörgler geben“, sagt Ponholzer.

Nichts hält Ponholzer von der Idee, künftig einen Badesee an einem sonnigen Ort mit einem Eislaufplatz im Winter zu kombinieren und kündigt an: „Der Eislaufplatz beim Badl kommt nächsten Winter so oder so“, das habe er als Grundeigentümer mit dem Tennisclub als Betreiber vereinbart.

Gesundheit: Kassenärzte mit attraktiven Angeboten nach Wörgl holen

Im Gesundheitssektor solle Wörgl für ÄrztInnen mit Kassenvertrag attraktiver gemacht werden – etwa durch die Hilfe bei der Suche nach geeigneten Praxisräumlichkeiten, durch Zurverfügungstellen von Ordinationsräumen inklusive Wohnmöglichkeit für die KassenärztInnen, wobei die Vergünstigungen an die Dauer des Kassenvertrages gebunden sein sollten. Zusätzliche Kassenärzte seien in der Kinderheilkunde, Psychologie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Zahn- und Hautmedizin erforderlich, mittelfristig werde auch ein Mangel an praktischen Ärzten neue Modelle der Primärversorgung erfordern.

Für den Pflegebereich strebe man bessere Bezahlung der Pflegekräfte mit einer Verkürzung der Normalarbeitszeit und gerechter Entlohnung während der Ausbildungsphase an. Ausbau der Tagespflege, bedarfsorientierter Kurzzeitpflege, betreuten Wohnens und Einrichtung von Wohngemeinschaftslösungen sind weitere Anliegen.

Kultur weiter entwickeln

„Kunst und Kultur brauchen Orientierung und Planung“ – deshalb setze man sich für die Wiederaufnahme des Kulturentwicklungsprozesses ein. Zudem brauche es eine „massive Auffettung des Kulturbudgets“, einen Veranstaltungssaal für  Bälle, Hochzeitsfeiern (der wirtschaftlich auch für Kongresse oder Messen genützt werden könne), Orte für Ausstellungen, Literatur, Kunst am Bau und Proberäume sowie einen Open-Air-Platz, wobei dafür das Gelände am Inn ins Auge gefasst wird. „Die Stadt hat es bis jetzt nicht geschafft, am Skaterplatz einen Wasseranschluss und ein WC zu schaffen, das muss man angehen“, so Widschwenter. Mittels einer „Vereinsförderung 2.0“ wolle man Vereine und das Ehrenamt besser fördern.

Wirtschafts-Servicestelle

Für die Unterstützung der Wirtschaft und von UnternehmensgründerInnen soll ein „neues Standort- und Gründerzentrum“ sorgen. Diese Servicestelle im Stadtamt soll umfangreich beraten, Workshops mit Gründern anbieten und Kooperationen fördern. Besonderes Augenmerk wolle man auch auf den Ausbau des Smart-City-Konzeptes legen.

Ein weniger an Verkehr in der Stadt solle u.a. durch eine zügige Fertigstellung der Nordtangente „in spätestens 5 bis 8 Jahren“ erreicht werden: „Die Türen in Innsbruck sind offen“, meint Ponholzer. Es müsse auch eine Lösung für das geplante neue Zentrum von der Kirche bis zum Stadtamt geben – die „fachlich sinnlose Pseudofußgängerzone in der unteren Bahnhofstraße ist nur eine weitere Steuergeldvernichtung“, heißt es in der Broschüre. Das Gesamtverkehrskonzept solle mit und nicht gegen die Bürger entwickelt und umgesetzt werden, wobei auch zukunftsweisende Mobilitätslösungen forciert werden sollen.

Sicherheit – Maßnahmenkatalog

In punkto Sicherheit habe man ein umfangreiches Maßnahmenpaket ausgearbeitet – mit weiterer personeller Stärkung der Stadtpolizei, Präventionsangeboten, Selbstverteidigungskursen für Mädchen und Frauen, Drogen- und Suchtproblematik bekämpfen oder Beleuchtungen und Sicherheit in Tiefgaragen optimieren. Ein Sicherheits-Informationszentrum solle eingerichtet werden, um über Zivil- und Selbstschutz zu informieren, Kurse anzubieten und die Nachbarschaftshilfe zu fördern. Was die Sauberkeit in der Stadt angehe, setze man auf „Kontrollen in engmaschigen Abständen und Bußgeldern für mutwillige Verunreinigungen und Zerstörungen und regelmäßiges Wegräumen des Abfalls“.

Jugend-Mitsprache

Zum Ausbau der Kinder und Jugendbeteiligung will die Liste „Wir für Wörgl. Liste Roland Ponholzer“ einen Kinder- und Jugendbeirat mit altersgerechter Beteiligung, der „bei Entscheidungen über Investitionen in Kinder- und Jugendprojekte mitentscheiden kann“. Bis zum Herbst werde man dafür ein Konzept ausarbeiten.

Die 48seitige Programmbroschüre sowie noch eine weitere zur Vorstellung der KandidatInnen wird in den nächsten Tagen von Mitgliedern der wahlwerbenden Gruppe selbst ausgetragen. Auch bei der Produktion habe man durch Eigenleistung die Kosten nieder halten können, betont Ponholzer. Sämtliche Kosten würden von Listenmitgliedern aufgebracht, Schulden werden nicht gemacht. Er trete für eine Offenlegung der Wahlkampfkosten ein.