Krypto-Hardware zum Anfassen

Digitale Speichereinheiten statt Scheine und Münzen – unser Geld verflüchtigt sich schon seit Jahrzehnten immer mehr vom Materiellen hin zum Energetischen. Kontenstände in Computern bilden Vermögen und Schulden ab. Bargeld bietet immer noch die Möglichkeit, Geld „in der Hand zu halten“ und damit auch bei Stromausfall noch handlungsfähig zu bleiben. Doch wie ist das bei den neuen Kryptowährungen?

Richard Gaun, IT-Unternehmer und aktives Mitglied beim Computerpool Unterland in Wörgl verblüffte am 25. Jänner 2023 in der Zone Wörgl die Mitglieder des CryptoCircles mit mitgebrachter Computer-Hardware zur Speicherung und Herstellung von Kryptowährungen. Niemand hatte gedacht, dass die gesamte Bitcoin-Blockchain locker in einer Hand Platz findet!

Auf dem Tisch blinkt ein Bitcoin & Lightning-Node,  gerade läuft das Bitcoin-Blockchain-Update im Raspberry Pi, einem Einplatinencomputer, und nach wenigen Minuten liegen alle Bitcoin-Transaction seit der ersten Überweisung im wenige Zentimeter großen Speichermedium vor uns. Jede Bitcoin-Bewegung weltweit, transparent und nachvollziehbar – unabhängig von irgendwo aufgestellten Servern.

Wie Blockchain-basierte Zahlungsmittel gespeichert, verwaltet und gehandelt werden können, erläuterte Gaun anhand der Hardware-Wallets mit USB-Anschluss von Ledger und Trezor. Besondere Bedeutung kommt der sicheren Verwahrung von Passwörtern zu, die das Um und Auf beim Zugriff auf die Coins darstellen. Die Ledger-Software ermöglicht nach dem Einloggen mit PIN das Abrufen aktueller Kurse und die Verwaltung von Wallets. „Wichtig ist, keine gebrauchten Ledger zu kaufen oder zu verwenden und immer auf die absolut dichte Originalverpackung achten“, so Gaun. Sonst ist nicht gewährleistet, dass Krypto-Diebe die Konten leerräumen. Die Kryptos sind auf dem Ledger zwar sicher, das Sicherheitsproblem sind da nicht sicher verwaltete Kundendaten.

Der Trezor-Suite funktioniert ähnlich, gilt als Hardware-Wallet für Fortgeschrittene. Risiko bei beiden Technologien: Es gibt keine Garantie über die Haltbarkeit. „Auf lange Sicht ist darauf zu achten, ob es USB-Anschlüsse und die nötige Software noch gibt“, rät CryptoCircle-Gründer Heinz J. Hafner. Deshalb sollte man regelmäßig testen, ob noch alles funktioniert.

Beim Aufbewahren ist Hafner „Hardliner“ und rät dazu, so wenig Software wie möglich zu benützen und die Seeds auszudrucken und wirklich sicher zu verwahren (bei großen Summen ist auch brandsicheres Eingravieren in Metall ein Tipp). Sie sind der Schlüssel, um bei Geräteverlust wieder ans eigene Kryptovermögen zu kommen.

Wesentlich praktischer in der Krypto-Anwendung sind Wallet-Apps, die als Software für Handy und Computer existieren. Wer größere Beträge in Kryptowährungen hält, sollte sie aber ebenfalls aus Sicherheitsgründen nicht nur auf einer Handelsplattform aufbewahren – diese können auch pleite gehen, samt Verlust der eigenen Coins. Bewährte Handelsplattformen sind etwa Binance, Bitpanda oder Kraken. Vor Herausforderungen kann Krypto-Eigner auch ein Handywechsel stellen. Jedenfalls ist ratsam, sich vor dem Einstieg in die Kryptowelt eingehend zu informieren.

Mining im Keller…

Bitcoin-Mining geriet in den vergangenen Jahren wiederholt ins Visier harscher Kritik betreffend den Energieverbrauch. Gerade in Zeiten hoher Energiepreise wird Mining schnell auch zum Verlustgeschäft. Wie so ein spezialisierter Bitcoin-Mining-Computer aussieht, demonstrierte Richard Gaun anhand eines eigenen Gerätes, das er 2017 angeschafft hat. Mittlerweile ist er wie viele andere wieder abgeschalten. „Je mehr Geräte im Netz sind, umso schwieriger ist Mining, umso teurer wird es. Bei den derzeit tiefen Kursen ist Mining derzeit nicht mehr profitabel“, erklärte Gaun. Dass die Bitcoin-Miner besser als ihr (energiefressender) Ruf sind, erläuterte Heinz Hafner. „Miner produzieren weniger Elektromüll als große Rechenzentren, die zum Mining verwendet werden. Zudem können die Krypto-Mining-Geräte recycelt werden.“

Für einen Aha-Effekt sorgte Richard Gaun, als er den Miner kurz ans Stromnetz anschloss. Diesen Lüfter-Lärm will niemand in der Wohnung haben! Die Wärmeentwicklung beim Mining inspirierte mittlerweile auch findige Unternehmen, die „Bitcoin-Heizstrahler“ anbieten – also Geräte, die beim Mining gleich die Wohnung heizen. Was diese wirklich wert sind, konnte beim CryptoCircle nicht evaluiert werden.

Beim nächsten CryptoCircle-Termin in der Zone Wörgl am Mittwoch, 22. Februar 2023 ab 20 Uhr gestaltet Heinz Hafner den Impulsvortrag zum Thema Identitätsmanagement – das nicht nur in der Kryptowelt enorm an Bedeutung gewinnt. Interessierte können auch online via Zoom-Session teilnehmen – dazu ist Anmeldung mit Bekanntgabe der Handy-Telefonnummer erforderlich, Kontakt Email ui@snw.at