Die schlechte Nachricht: psychische Erkrankungen wie Demenz und Depressionen im Alter nehmen bedingt durch die Bevölkerungsentwicklung spürbar zu. Die gute Nachricht: Für Betroffene und Angehörige besteht mit dem Verein VAGET für mobile psychiatrische Pflege im Psychosozialen Zentrum Wörgl ein professionelles Hilfsangebot im Tiroler Unterland.
Im Bezirk Kufstein leiden derzeit rund 1500 Menschen an Demenz und rund 400 über 60jährige an Depressionen und weiteren psychiatrischen Erkrankungen wie Schizophrenie oder Angsterkrankungen. Von diesen Zahlen geht Mag. Gertrud Geisler-Devich, Geschäftsführerin des Vereines VAGET (Verbund außerstationärer gerontopsychiatrischer Einrichtungen Tirols) aus und stellt fest: „Demenzerkrankungen treten schon ab Mitte 50 auf, die Betroffenen werden immer jünger .“ Was mobile Pflege und Betreuungsstrukturen vor zunehmende Herausforderungen stellt.
Der Verein VAGET mit seinem Stützpunkt in Wörgl für die Bezirke Kufstein und Kitzbühel organisiert psychosoziale Betreuung von Menschen ab 60 Jahren zuhause in enger Zusammenarbeit mit Ärzten, Sprengeln und Ehrenamtlichen und steht Angehörigen beratend zur Seite. „Wichtig ist eine exakte Diagnose, es wurden schon 102 Demenzformen festgestellt. Wer altersvergesslich ist, ist noch lange nicht dement“, stellt Geisler-Devich fest.
Für die mobile psychiatrische Pflege sind von Wörgl aus 17 Pflegekräfte in den Bezirken Kufstein und Kitzbühel im Einsatz. Betreut werden rund 100 Menschen, ein Viertel davon im Bezirk Kitzbühel. „Arztzuweisung, freiwillige Teilnahme und über 60 Jahre – das sind die Kriterien bei Aufnahme in die Betreuung“, erklärt Nadine Dürnberger, Vaget-Bereichsleiterin in Wörgl und schildert die Beziehungsarbeit aus der Praxis: „Das Wichtigste ist Zuhören. Die Menschen sind oft isoliert und einsam. Aus Gesprächen ergeben sich dann Maßnahmen, wobei dabei das Ziel ist, dass Betroffene möglichst ihre Selbständigkeit erhalten oder wiedererlangen, Eigeninitiative und Autonomie gefördert oder zurückgegeben werden.“
Das Beratungsangebot schließt auch Angehörige ein, wobei Empfehlungen über therapeutische Maßnahmen und Hilfsmittel ebenso gegeben werden wie Krankheitsverläufe erklärt werden und Verständnis geschaffen wird. Was die Familie entlastet. „Das Negative mit uns besprechen und mit dem Betroffenen eine positive Zeit erleben, das macht wieder einen freundlicheren, herzlicheren Umgang möglich“, so Dürnberger. Der Leidensdruck ist bei Angehörigen oft viel höher als bei Betroffenen. Das häusliche Umfeld optimal organisieren, dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit weiteren Unterstützungangeboten – die Hälfte der VAGET-Patienten werden auch von Sprengeln betreut.
Die Kosten für die mobile Betreuung sind einkommensabhängig, Selbstbehalte kosten ab 6,24 Euro pro Stunde, wobei maximal 90 Stunden monatlich in Anspruch genommen werden können. Die Dauer hängt vom Krankheitsverlauf ab, Wartelisten gibt es keine.
„Für das Psychosoziale Zentrum Wörgl ist VAGET ein wichtiger Ansprech- und Vernetzungspartner in unserem breiten Angebotsspektrum“, wie Carmen Schwinghammer, PSP-Ansprechpartnerin betont und die gute Zusammenarbeit hervorhebt. „Unsere mobile psychiatrische Pflege hilft älteren Menschen bei der Bewältigung des Alltages und koordiniert Hilfsangebote und die Kommunikation mit dem sozialen Umfeld“, ergänzt Dürnberger. Die oft schwierig ist, wie Gertrud Geisler-Devich weiß. Psychiatrische Erkrankungen seien immer noch ein Tabu. „Demenz ist sehr negativ besetzt, aber es gibt auch gute Zeiten“, macht sie betroffenen Familien Mut, sich helfen zu lassen. Kontakt und Info: Nadine Dürnberger, mobil 0676/8982902307, Email nadine.duernberger(at)vaget.at, : www.vaget.at.