Im Dezember 2025 erschien anlässlich des 65. Geburtstags sowie des 40-jährigen künstlerischen Wirkens in Tirol die zweisprachige Monografie Illusionsreserven über den Kramsacher Bildhauer Alois Schild. Sie lädt ein, in die Lebens- und Arbeitswelt des Künstlers einzutauchen und auf Entdeckungsreise durch Schilds Skulpturenuniversum zu gehen – eine Lustfahrt durch ein „eisernes Eldorado“, eine Reise in faszinierende Metallerlebniswelten. Herausgeberin des Bildbandes ist Schild´s Tochter Tamara.
Ausgehend von Kramsach hat Alois Schild über Jahrzehnte ein vielgestaltiges künstlerisches Universum erschlossen: vom Skulpturenpark an der Ache bis zu Werkzyklen, die weit über die Tiroler Alpen hinaus Resonanz gefunden haben. Illusionsreserven versammelt vier Jahrzehnte bildhauerischer Arbeit und eröffnet einen faszinierenden Einblick in Schilds künstlerische Vision.
Seit den frühen 1980er-Jahren schafft der Tiroler Metallbildhauer Alois Schild (geb. 1960) in Kramsach ein Werk, das künstlerische Selbstbestimmung, Ortsbezug und gesellschaftliche Relevanz vereint. Seine groß dimensionierten Arbeiten bewegen sich als poetische Fantasien an der Grenze von Skulptur, Objekt, Installation und Architektur. Er strebt nach poetischen und spielerischen Möglichkeiten, um das Wesen der Kunst auszudrücken, das für ihn im sozialen Austausch und in der autoritätsfreien Kommunikation mit den Betrachter:innen besteht. Mit der Gründung eines Kunstvereins und eines Skulpturenparks hat Schild in Tirol zudem ein nachhaltiges kulturelles Ökosystem geschaffen.
Biografie
Gelernt hat Alois Schild (geb. 1960) von Bruno Gironcoli, bei dem er von 1986 bis 1990, nach einer abgeschlossenen Lehre als Fahrzeugschlosser, an der Akademie der bildenden Künste in Wien studierte. Nach Abschluss des Studiums kehrte er in seinen Heimatort Kramsach zurück. Hier wollte er leben und sich als freischaffender Künstler beweisen. Es folgte die Einrichtung seines Künstlerateliers und eines 10.000 m² großen Skulpturenparks sowie die Gründung eines örtlichen Kunstvereins und eine Kunstforums zur Förderung junger regionaler und internationaler KünstlerInnen in Kramsach.
Mit diesen Einrichtungen schuf sich Schild Anfang der 1990er Jahre seine eigenen Lebens- und Arbeitsbedingungen und ein institutionelles Instrumentarium, das er bis heute nutzt, um so etwas wie eine Poesie des Lokalen zu etablieren. Schilds Kunst suchte von Anbeginn die Auseinandersetzung mit sensiblen Themen aus seiner unmittelbaren Lebenswelt, wie etwa der Euthanasie im Dritten Reich, dem Faschismus in seinem Heimatland und später auch dem Thema Flucht und Asyl. Er bezieht gerne Position im öffentlichen Raum, wobei sein Augenmerk der Integration von Kunst in städtebauliche Projekte und der kontinuierlichen Förderung interkultureller Begegnung und Toleranz durch gesellschaftspolitische Kunstinterventionen gilt.
Schilds Aktionsradius reicht weit über die Alpen hinaus. Wegweisend war in dieser Hinsicht die Begegnung mit dem südkoreanischen Kurator Park Byoung Uk, Gründer und Leiter des internationalen KünstlerInnenkollektivs Nine Dragon Heads, dem Schild seit 1999 angehört. In jährlich stattfindenden Environment Art Symposien strebt das Kollektiv danach, positive ökologische und spirituelle Vermächtnisse für die Zukunft zu generieren. Die Teilnahme an diesen Initiativen brachte dem Künstler auch die Beteiligungen an den Biennalen von Venedig (2015, 2024) und Istanbul (2017) als Krönung seiner vierzigjährigen Karriere ein.
In der konsequenten Verfolgung seines künstlerischen und kulturpolitischen Weges in Tirol steht Alois Schild heute beispielhaft dafür, dass in den Regionen am Rande des Kunstmarktes und -diskurses nachhaltige Kunst entstehen kann, wenn sie sich auf ihren Ort bezieht, sich mit ihrer Umgebung und ihrem Publikum auseinandersetzt und stets weltoffen bleibt.
Zur Publikation
Das Buch erkundet Schilds künstlerischen Schaffensweg und -prozess im Kontext seiner aktiven Auseinandersetzung mit seiner Umwelt, den Lebensräumen und Landschaften, aus denen der Künstler sowohl seine Themen und Formen als auch seine Arbeitsmaterialien schöpfte.
Die Kapitel sind chronologisch aufgebaut und folgen den Schaffensphasen des Künstlers: Experimentelle Anfänge, die Werkreihe „Körpermaschinen“, die Studienjahre, die Rückkehr nach Tirol und die Internationalisierung, Aufarbeitung der NS-Vergangenheit und Auseinandersetzung mit Flucht- und Migrationsthemen, weiters Skulpturenlandschaften und Biennale-Beteiligungen.
Textbeiträge stammen von Bettina M. Busse, Gert Chesi, Elsa Delage, Günther Moschig, Benedikt Stegmayer, Hannah Stegmayer, Tamara Schild, Horst Schreiber und Mike B. Watson. Das Buch erschien im Verlag VFMK, Verlag für moderne Kunst in den Sprachen Deutsch und Englisch
Weitere Info : https://www.vfmk.org/books/alois-schild
Quelle: Tamara Schild
- Zu Alois Schild´s 65. Geburtstag erschien die Monografie „Illusionsreserven“. Foto: VFMK
- Der „Inntalengel“ zählt zu Alois Schilds frühen Arbeiten. Foto: https://www.vfmk.org/media/VFMK_Alois-Schild_Illusionsreserven_IN01-11.jpg

