Klare Worte finden die Anrainer der Simon-Prem-Straße in Wörgl zum Vorstoß der Stadtführung, den Straßenzug für den gesamten Verkehr in beide Fahrtrichtungen zu öffnen, nachdem dieser jahrzehntelang nur für Radfahrer und Fußgänger durchgängig benützbar war. Am 14. November 2025 versammelten sich die aufgebrachten BürgerInnen, formulierten ihre Bedenken dagegen, aus der „Wohnstraße eine Durchzugsstraße zu machen“ und forderten die Stadt auf, die bereits ohne vorherige Ankündigung im August 2025 erfolgte Öffnung rückgängig zu machen.
„Unsere Straße ist zu eng und wird bereits vermehrt genutzt, obwohl die Öffnung noch garnicht öffentlich bekannt gemacht wurde. Sie liegt unmittelbar beim Schulzentrum und in der Nähe des geplanten Schwimmbades, wo zusätzlicher Baustellen- und dann Besucherverkehr zu erwarten ist“, erklärt Ulrike Mühlbacher, die eine Unterschriften-Aktion ins Leben rief: „Diese Straße war nie offen, bis zur Entfernung des Blumentroges durch den Stadtbauhof war sie immer eine Sackgasse.“ Kurzzeitige Ausnahmen gab es lediglich bei Baustellen-Abwicklungen.
Nun nehme der Verkehr spürbar zu, wobei vielfach zu schnell gefahren werde und es bei der durch eine Mauer bestehenden Engstelle bereits zu einem Unfall mit Blechschaden kam. Und diese Mauer soll nach dem Willen der Liegenschafts-Eigentümerin Mag. Jasmin Leitner auch bleiben, zumal ihr auch ein 1,8 m breiter Streifen der Fahrbahn gehört – die Grundgrenze verläuft mitten in der Fahrbahn. Auch sie ärgert sich über fehlende Kommunikation der Stadt: „Niemand hat angefragt, ob wir die Mauer entfernen.“
Vor den Kopf gestoßen fühlen sich auch Straßenanrainer, die bislang auf Straßengrund geparkt hatten – in der wenig befahrenen Sackgasse kein Problem – durch ohne Vorwarnung von der Polizei verteilte Strafzettel, da laut Straßenverkehrsordnung ja beide Fahrspuren freizuhalten sind. „Durch den Strafzettel hab ich erst erfahren, dass das jetzt eine Durchzugsstraße werden soll“, ärgert sich einer der Betroffenen.
„Von jedem Haus hat mindestens eine Person gegen die Straßenöffnung unterschrieben“, teilte Grün-Gemeinderätin Iris Kahn, selbst Straßenanrainerin, bei der Protestversammlung mit und widerlegte mit Vorweisung der 120 Unterschriften samt Adressen den Vorwurf, es hätten großteils keine Anrainer unterzeichnet. Kahn: „Es wurde zugesagt, wenn genügend Leute unterschreiben, wird nochmal über die Öffnung geredet – das wird jetzt ignoriert!“
Als unwahr bezeichnen die AnrainerInnen auch die im Verkehrsausschuss vorgebrachte Begründung, dass Anrainer im östlichen Straßenteil die Öffnung gefordert hätten: „Diese Begründung ist vorgeschoben. Tatsächlich hat kein Einziger der betroffenen Häuser einen derartigen Wunsch geäußert“, hieß es bei der Anrainerversammlung.
Die Straße sei generell zu eng, verfüge über keinen Gehsteig und werde von dutzenden Kindern als Schulweg genützt, kritisieren die Anrainer, die auch nicht dulden wollen, dass Ausweichverkehr auf Privatgrund geleitet wird. „Hängt Ketten vor eure Einfahrten“, lautete ein Rat aus den Reihen der Betroffenen. „Was will die Stadt tun? Für eine zweispurige Straße ist die Premstraße zu eng. Will man die Leute dann enteignen? Dafür muss es schon ein erhebliches öffentliches Interesse geben“, meint Dr. Harlass, ebenfalls Anrainer.
„Ohne erkennbare Notwendigkeit aus der Wohnstraße Simon-Prem-Straße eine Durchzugsstraße für ein ohnehin nur imaginäres Schwimmbad zu machen – mit massiver Verringerung der Lebensqualität aller Anrainer und hohem Risiko für Kinder auf dem Weg zur Schule – ist ein Schildbürgerstreich ersten Ranges“, sind sich die AnrainerInnen einig, die durch die Straßenöffnung auch mehr Verkehrslärm und aufgrund des schnurgeraden Straßenverlaufes eine Gefährung durch Raser befürchten. „Wir haben eine Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz betreffend das Verkehrskonzept für das geplante Schwimmbad gestellt. Wie soll dieses erschlossen werden? Es gibt auch in der Federer-Straße eine Engstelle“, erklärte Anrainer Manuel Lebeda.
Bedenken sieht GR Iris Kahn auch hinsichtlich der nun in der Verkehrspolitik ausgerufenen Maxime, „alle gleich zu belasten“, womit auch die Öffnung weiterer jetzt noch verkehrsberuhigter Straßenzüge folgen könne: „Das macht es nur schlechter für alle“. „Im ganzheitlichen Verkehrskonzept ist so etwas nicht vorgesehen“, merkte Ersatzgemeinderätin DI Catarina Becherstorfer an, Anrainerin der benachbarten Federer-Straße. Für die Straßenöffnung ist übrigens laut Kahn kein Gemeinderatsbeschluss erforderlich, man werde das Thema aber in den Gemeinderat tragen. Es gehe nicht an, „über die Köpfe der Leute hinweg Fakten zu schaffen.“
- Die AnrainerInnen der Simon Prem-Straße protestierten am 14. November 2025 mit einer Bürgerversammlung gegen die Straßenöffnung.
- Ulrike Mühlbacher (3.v.r.) initiierte eine Unterschriftenaktion gegen die Straßenöffnung, die von über 120 AnrainerInnen unterstützt wird. Mag. Jasmin Leitner (3.v.l.) ist betroffene Grundeigentümerin.
- Nicht nur an dieser Engstelle zu eng für zweispurigen Durchzugsverkehr – die AnrainerInnen der Simon-Prem-Straße machten mit einer Protestkundgebung auf ihre Bedenken hinsichtlich der Straßenöffnung aufmerksam und forderten eine Rücknahme der Öffnung.
- GR Iris Kahn präsentierte die Unterschriftenlisten.
- „Diese Mauer bleibt“, verkündete Mag. Jasmin Leitner als Grundeigentümerin.
- Lange und gerade – schon jetzt werde zu schnell gefahren, erklärten die Anrainer der Simon-Prem-Straße bei der Protestkundgebung.
- An dieser Engstelle war bisher durch einen aufgestellten Blumentrog die Durchfahrt durch die Simon-Prem-Straße unterbrochen, die Straße war nur für Fußgänger und Radfahrer durchgängig nutzbar.
- Bisher aufgestellte Verkehrshindernisse wurden auch aus der Federer-Straße entfernt.
- Auch die Federer-Straße verfügt über eine Engstelle – Anrainer wollen das Verkehrskonzept zur Erschließung des geplanten Schwimmbades einsehen.








