Die CryptoCircle des Unterguggenberger Institutes sind monatliche Treffen mit Themenschwerpunkten rund um Kryptowährungen, Blockchain und Digitalisierung. Während im Februar einmal mehr die technische Funktionsweise der Blockchain mit praktischer Anwendung bei Bitcoin & Co. im Fokus stand, informierte im Jänner 2020 CryptoCircle-Leiter Heinz Hafner über Investments mit dem Schwerpunkt auf Crowdfundig und räumte eingangs gleich ein: „Das ist keine Anlagenberatung! Es geht heute ums Grundverständnis von Investment. Und das bedeutet, dass der Totalausfall möglich ist, es gibt keine Sicherheit.“
Entstanden sind diverse Crowdfunding-Plattformen nach Pilotprojekten von Firmen, die sich Projekte bzw. Produkte von Fans vorfinanzieren ließen. Dabei werden Unter- und Obergrenzen definiert. Nach dem Start des produktlastigen Vorfinanzierens bestehen derzeit weitere Schwerpunkte im Crowdinvesting-Bereich: bei Immobilienprojekten, beim Aufbau von Unternehmen – StartUps und im Sektor erneuerbare Energie. Ziel von „Green Impact Investements“ ist mehr Nachhaltigkeit. Als widersprüchlich empfindet Hafner Impact-Investments im Sozialbereich, wenn damit Rendite-Erwartungen verbunden sind.
Was ist nun erlaubt? Was kann ohne Banklizenz oder entsprechende rechtliche Unternehmensform legal abgewickelt werden? „Beim Crowdfunding ist das Limit für Geldgeber meist bei 500.000 Euro, wobei es hier je nach Land Unterschiede zu beachten gibt“, so Hafner. Beim Investieren in Immobilienprojekte wird mit Crowdfunding meist ein Anteil der erforderlichen Eigenmittel eingesammelt, meist 20 %, 80 % kommen aus Bankdarlehen. Wobei die Crowd bei der Rückzahlung im Nachrang bedient wird – also erst bekommt die Bank ihr Geld, dann erst die Crowdfunding-Anleger.
Während Crowdfunding im Immobilien- und Energiesektor beliebt ist, stellt die Einschätzung beim Investieren in StartUps eine größere Herausforderung dar. Hier warnt Hafner: „Nicht investieren, wenn man nicht versteht, worum es geht!“
„Es gibt wenig Info über gescheiterte Projekte. Meist verschwinden diese einfach aus der Online-Darstellung“, machte Hafner die Erfahrung und räumt ein: „Nur 10 bis 20 % der Projekte schaffen es.“ Deshalb sollte man das Risiko streuen. Zu beachten sei die Laufzeit – denn ein frühzeitiges Aussteigen gibt es ebenso wenig wie einen Markt für Crowdfunding-Anteile. Beachten sollte man auch, ob Patentrechte bestehen oder verletzt werden. „Überwiesen heißt, das Geld ist nachrangig weg“, bringt es Hafner drastisch auf den Punkt. „Geldanlage steht beim CF nicht im Vordergrund. Es geht mehr darum, Projekte anzuschieben und Sinnvolles zu fördern“, ist Hafner überzeugt.
CF-Plattformen kassieren für ihre Dienste üblicherweise 3 % Gebühr. Angeboten werden unterschiedliche Arten beim online Geldeinsammeln in der Crowd – als Nachrangdarlehen, in Form von Beteiligungen und als Spenden. Andere Formen des Crowdfundings findet man auch offline – etwa bei Genossenschaften oder bei Vorkasse-Leistungen, mit denen Geld für Investitionen mit späterem Konsum beglichen wird.
Nach dem Crowdfunding-Impuls beim CryptoCircle kamen in der Fragerunde Themen wie Stromausfall und „Pringles-Dosen-Internet“ sowie Anregungen für weitere Wissens-Inputs bei den nächsten CryptoCircle-Treffen zur Sprache.
„Wir bauen eine Blockchain“
„Wir bauen eine Blockchain“ lautete das Motto beim CryptoCircle des Unterguggenberger Institutes am 5. Februar 2020, bei dem der IT-Profi Heinz Hafner anhand eines Spieles offline die technische Funktionsweise von Kryptowährungen wie Bitcoin verdeutlichte und anschaulich Begriffe aus der neuen „Big Data-Welt“ erklärte.
Was Hafner in Spielform stark vereinfacht simulierte, ist in Echtzeit natürlich wesentlich komplexer und läuft in Computerprogrammen in vom Menschen nicht mehr nachvollziehbarer Geschwindigkeit ab. Um den WOMC (die Offline-Kryptowährung des CryptoCircles Wörgler Open Market Coin) per Blockchain buchhalterisch abzuwickeln, wurde vereinfacht pro Transaktion ein Block geschaffen, ein kurzer Pseudo-Hash statt des realen 256bit-Codes verwendet und jeder Teilnehmer als Vollknoten im „Offline-Netz“ verankert. Jeder erhielt einen Zettel mit leeren Tabellen, in die Block, Nonce, Data, Prev und Hash eingetragen werden mussten. Und los geht´s!
Nach den Spielregeln des dezentralen Kontoführungssystemes startete die WOMC-Blockchain mit dem ersten Eintrag. Erst wenn bei allen im Circle dieselbe Ziffern-Kombination am Zettel stand, war die Transaktion bestätigt. Schnell wurde spürbar, dass der Schnellere beim Durchführen und Bestätigen von Transaktionen die Nase vorn hat und das Mehrheitsprinzip entscheidet – stimmt am Ende des Blocks der Hash nicht, ist die Transaktion ungültig. Was bei einem „Fork“, einer selten vorkommenden Teilung der Blockchain passiert erklärte Hafner ebenso wie Details zum Mining und Marktverhalten.
„Derzeit existieren mindestens 4.000 bis 6.000 Blockchains“, schätzt der IT-Experte Hafner, wobei der Bitcoin als erste Blockchain am Markt hier als Referenzimplementierung gilt. Der Kurs liegt aktuell in der Range von 7.000 Dollar bis 10.000 Dollar pro Bitcoin und unterliegt dabei starken Schwankungen. Spannend werde es für den Bitcoin ungefähr Ende Mai, wenn sich die Belohnung fürs Mining von derzeit 13 Bitcoin für einen Block automatisch halbieren wird. Mining verursacht hohe Kosten durch Rechnerinfrastruktur und Stromverbrauch – und da werden dann wohl einige aus Rentabilitätsgründen zum Aussteigen gezwungen sein oder es passen sich die Rahmenbedingungen des Bitcoin-Handels wiederum an wie in den letzten Halbierungsrunden auch.
Blockchain-Anwendungen wurden seit dem Bitcoin massiv weiterentwickelt. Neben Alt-Coins (alternativen Coins) nannte Hafner als Beispiele auch Ethereum und Ripple. Bei Ethereum können zum Beispiel ganze Programme, sogenannte Smart Contracts eingebaut werden, übersetzt mit intelligente Verträge. Der Ripple ist eine private Blockchain, die nur von Banken für internationale Geldtransaktionen in einem geschlossenen Netzwerk verwendet werden kann. Man könne zwar am Markt den RippleCoin kaufen, damit aber nicht automatisch am Interbanken-Geldverkehr teilnehmen.
Was „Proof of Work“ und „Proof of Stake“ bedeutet? Ersteres heißt, dass Transaktionen sehr aufwendig mit einer „Beweisarbeit“ bestätigt werden müssen, hier verspricht das effizientere „Proof of Stake“ massive Aufwandseinsparungen für Transaktionen, da diese „nur noch“ im quasi Wahlverfahren im Netzwerk für gültig erklärt werden müssen. Das geht schneller, braucht weniger Energie, ist aber unsicherer, da Stimmrechte anfällig für Manipulationen sind – z.B. Kauf von Stimmen.
Um tiefer in die Praxis einzusteigen, erhielten die CryptoCircle-TeilnehmerInnen eine Hausaufgabe: Bis zum nächsten Treffen am 4. März 2020 soll jeder im Internet Wallets recherchieren, Wallet Apps herunterladen, damit erste Erfahrungen sammeln und eine Liste von Währungen erstellen die damit nutzbar werden. Welche Fragen tauchen dabei auf? Der CryptoCircle beginnt wie immer um 19:30 Uhr im Tagungshaus Wörgl, Eintritt ist 1 WOMC in Form einer Murmel, die mitgebracht oder vor Ort um 2 Euro erworben werden kann.