Decentraland – so funktioniert Turbokapitalismus

Eine Welt mit Turbokapitalismus – die kann virtuell beim Online-Spiel Decentraland dreidimensional erlebt und mitgestaltet werden. Hier gibt´s alles um Mana, der spieleigenen Kryptowährung auf Basis der Ethereum-Blockchain. Land kaufen, Shopping, Spielen, Party, Ausstellungsbesuch – mit dem personifizierten Avatar auf Entdeckungsreise gehen und Schatzkisten finden. Beim CryptoCircle des Unterguggenberger Institutes am 13. Oktober 2021 beleuchtete Daniel Hoffmann diese „verrückte“ Welt.

Vergleichbares wurde in der Vergangenheit ansatzweise beim Kinofilm Ready Player One 2018 oder beim Online-Spiel Second Life 2003 geboten. Aber nur ansatzweise. „Der Decentraland Account wird mit einer Wallet mit Ethereum verknüpft“, so Hoffmann, der das Thema für den CryptoCircle ausführlich recherchiert hat. Gehen, wandern, schauen in 3D ist gratis – interagieren oder auslösen von Gegenständen geht aber nur mit Transaktionsgebühr. Dafür wurde die Kryptowährung Mana geschaffen, von der es derzeit rund 2,2 Milliarden Einheiten gibt. Beim aktuellen Kurs von rund 0,65 Euro pro Coin ein Milliardenwert. „Die Website ist 2D, Decentraland  wird in 3D dargestellt. Das Land kann man wie eine Domain besitzen. Decentraland läuft als erstes Computerspiel dezentral auf der Blockchain. Es gibt keinen zentralen Server, das Spiel kann nicht von einem Serverhalter gelöscht werden“, erläuterte Hoffmann.

Kreiiert wurde Decentraland 2015 von zwei Argentiniern, die ihr virtuelles Land in 90.000 Parzellen mit 10 x 10 Meter aufteilten. „Die erste Landauktion fand 2018 statt“, schilderte Hoffmann und wies auf die rasante Preisentwicklung hin. Und hier funktioniert die Immobilienspekulation perfekt: Wer zentrumsnah einkauft, zahlt mehr wie für Randlagen – und da wechselten Parzellen am begehrten Central-Place um hunderttausende Dollars den Besitzer. Konzerne kaufen, sehen darin ein Marketing-Instrument. Binance, Microsoft und Sportartikelhersteller tummeln sich hier ebenso wie der Spielehersteller Atari mit Designer-gestalteter Spielhalle, in der Decentraland-Spieler sich austoben können.

Mittels Avatar kann man andere Onlinespieler treffen, an Rollen- und Abenteuer-Spielen teilnehmen, bei einer Schatzsuche MANA  finden und in die eigene Wallet transferieren. Den eigenen Charakter kann man mit Gegenständen, besonders Kleidung individualisieren. Alles für Mana – und da gibt´s auch schon mal Laufschuhe um 1.500 Dollar.

„Es warten Truhen mit wertvollen Gegenständen, diese sind für immer auf der Blockchain gespeichert und gehören somit für immer dem Spieler. Gesammelte Gegenstände können auch an andere versendet werden – immer ist dabei eine Transaktionsgebühr zu zahlen. Auch in Truhen gefundenes Mana kann an andere Wallets gesendet werden“, erklärt Daniel Hoffmann.

Wer Land über den Marketplace kauft, kann es selbst gestalten. Und da ist digitale Kunst der neueste Renner. Die gibt´s nicht nur beim Decentraland-Auktionshaus von Sotheby´s. Digitalkünstler errichten Gebäude auf den Decentraland-Parzellen und stellen auch ihre digitale Kunst aus – da werden Kunstwerke um bis zu 750.000 Dollar verkauft. Solche NFT´s – non fungible tokens  – finden sich auch andernorts im Decentraland: „Events werden auf decentraland.org  angezeigt,   man kann sich per Link 2D direkt zur Eventlocation in 3D teleportieren lassen. Und trifft andere Spieler am besten in Clubs, wo abwechselnd DJ´s auflegen und getanzt wird. Der Club wir dabei oft gestaltet mit Kunst aus den Galerien. Die Poaps, die im Club verteilt werden, sind wie ein Andenkensticker, dass man in diesem Club an diesem Event war.“

Die aufregende neue Spielwelt wirft aber auch Fragen auf: Wie wird mit ethisch kritischen Themen umgegangen? Lassen sich illegale kriminelle Machenschaften via Smart Contract verhindern? In Decentraland gibt´s keine Steuern und Abgaben, und auch die Halter von Urheberrechten etwa bei Musik steigen hier schlecht aus. Kreative erschließen sich die neue Technologie aber durchaus auch als Einkommensquelle.

CryptoCircle: NFT und DeFi

Am 10. November 2021 gibt Heinz J. Hafner beim CryptoCircle des Unterguggenberger Institutes in der Zone kultur.leben.wörgl einen Einblick in die bunte Welt der  NFT –  non fungible tokens. NFT sind einzigartige, nicht ersetzbare digital geschützte Objekte auf Blockchainbasis, etwa digitale Kunstwerke, Musik, Computerspiele oder virtuelle Güter. Die einmaligen Objekte können auf Handelsplattformen gesammelt und gehandelt   werden.

Wird DeFi die Banken komplett überflüssig machen? DeFi steht für Decentralized Finance, also dezentralisierte Finanzmärkte. Im Gegensatz zu klassischen Finanzsystemen basieren Defi Projekte auf Blockchains, auf der Trankaktionen automatisch über Smart Contracts abgewickelt werden. Dadurch können Finanzservices dezentral ohne Mittelsmann funktionieren und weltweit für jeden nutzbar gemacht werden.  DeFi stellt Richard Gaum beim CryptoCircle am 1. Dezember 2021 beim Impulsvortrag vor.

Achtung – ab November gelten neue Beginnzeiten:  Einlass ab 19:30 Uhr, Beginn um 20:00 Uhr – Online-Teilnahme möglich. Der Teilnahmebeitrag von 2,50 Euro kann in Form von WOMC, Guggis, der Kryptowährung PIVX oder in Euro bezahlt werden. Weitere Info unterguggenberger.org