Demo in Wörgl gegen Corona-Maßnahmen

Rund 350 Menschen versammelten sich am Samstag, 24. Oktober 2020 in der Wörgler Bahnhofstraße zur Kundgebung, zu der die Bürgerinitiative „Frei denken, frei reden, frei leben“ aufgerufen hat, rund 320 bewegten sich anschließend beim Demonstrationszug durch die Bahnhofstraße zur Kirche und retour. Zweck der angemeldeten Versammlung war Kritik an verordneten Corona-Maßnahmen.

Die Bürgerinitiative wurde im Mai 2020 in Kufstein von Harald Körber und zehn Gleichgesinnten ins Leben gerufen, die Facebookgruppe umfasst mittlerweile 1.300 Mitglieder. „Wir setzen auf Aufklärung und wollen auf Augenhöhe diskutieren, auch kontrovers“, erklärt Körber, wobei sich die Gruppe als parteiunabhängig bezeichnet und ihre Arbeit als Marathon, nicht als Sprint verstehe.  Wörgls FWL-Gemeinderat Christian Huter meldete die Wörgler Kundgebung bei der Bezirkshauptmannschaft Kufstein an und stellte eingangs klar, dass er nicht der „Drahtzieher“ sei. Seine Kritik an der Corona-Politik setzt bei Zerstörung der Grundrechte an. Zu seinen Forderungen zählt die Aufhebung der Immunität für Politiker.  Huter wies darauf hin, dass die BH für die Demo Maskenpflicht und Mindestabstand angeordnet habe – was allerdings zum allergrößten Teil nicht eingehalten wurde.

Zu den Rednern zählte Alois Fuchs aus der Wildschönau, der anhand eines persönlichen Schicksals aus dem Kreis seiner Familie den Verlust von Einkommen und Zukunftsperspekive durch verordnete Corona-Maßnahmen aufzeigte. Aufs Podium geholt wurde mit Jürgen Olbert aus Schwaben ein Gastredner aus Deutschland, der bereits bei vielen Kundgebungen dabei war – als Künstler und Musiker habe er seit März keine Aufträge mehr. Er forderte die Rücknahme aller Corona-Notstandsverordnungen.

Auf Social Distancing zu alten Menschen zu verzichten und Senioren die Angst zu nehmen, dafür trat Angelika aus Wörgl ein, die ebenfalls anhand eines persönlichen Schicksals Kontakt- und Besuchsverbote in Frage stellte. Es dürfe nicht sein, dass Krebspatienten Behandlungen verweigert und Kinder psychisch geschädigt werden. Unter Applaus forderte sie die Aufhebung der Maskenpflicht für Kinder und gezielten Schutz von Risikogruppen, auch öffentliche Aufklärung über Stärkung des eigenen Immunsystems. Psychische, finanzielle und wirtschaftliche Folgen von verordneten Maßnahmen wurden wiederholt kritisiert.

Recht deftig meldete sich ein Wörgler Szene-Gastronom zu Wort: „Ich habe die Schnauze voll!“ Bei allem Verständnis für Lockdown und Tourismus kritisiert er den Umgang mit der Gastronomie und im speziellen die Sperrstunde um 22 Uhr: „Das verlagert das Partygeschehen ins Private – da wäre es gescheiter, die Gastro mit Abstand bis 1 Uhr geöffnet zu lassen.“ Er selbst halte seine Bar offen und halte sich an die Gesetze, „sonst werde ich gestraft“.

Dem Motto „jeder soll frei reden“ folgten weitere Beiträge am Podium, die dazu aufriefen, sich breit zu informieren und Protest nicht nur in digitalen Medien zu formulieren, sondern dafür auch auf die Straße zu gehen. Die Kufsteiner Gruppe trifft sich jeden Montag von 19 bis 21 Uhr am Unteren Stadtplatz in Kufstein.

Freiheit & Verantwortung

Abschließend noch ein paar Worte zu meiner persönlichen Meinung zur Kundgebung. Wer Freiheit einfordert, sollte das nicht ohne Verantwortung und Rücksicht auf andere tun. Wer als Erwachsener die einfachsten Vorsichtsmaßnahmen wie Abstand halten und Maskentragen ablehnt,  schadet vernünftigen Forderungen, die durchaus ihre Berechtigung haben. „Maske weg“ mag bei Kindern,  chronischen Asthmakranken und gesundheitlich beeinträchtigten Menschen berechtigt sein – im Hinblick auf stetig steigende Infektionszahlen halte ich diese Maßnahme aber für alle anderen als zumutbar. Masken schützen andere. Warum wohl tragen Chirurgen Masken bei Operationen? Dadurch wurden nachweislich die Infektionen massiv gesenkt.