Nicht nur über Veränderung reden, sondern selbst aktiv werden – mit diesem Ziel startet im März 2019 im Tagungshaus Wörgl das Spiel „Enkeltauglich leben“. Das eigene Verhalten reflektieren und ändern geht besser in einer Gruppe als allein – und dass das gute Leben für alle, basierend auf gemeinwohlfördernden Werten auch richtig Freude macht, zeigte schon der Info-Abend am 17. Jänner 2019 mit Spielentwickler Franz Galler und Spielleiterin Waltraud Dietrich.
Seit drei Jahren beschäftigt sich Franz Galler als Projektleiter und GWÖ-Koordinator in der Region Südostbayern mit der Gemeinwohl-Ökonomie als ethisches Wirtschaftsmodell und deren Umsetzung nicht nur in Unternehmen, sondern auch im Alltag jedes Menschen. Dabei entstand das Spiel „Enkeltauglich leben“, bei dem an sechs Abenden an der Umsetzung eines nachhaltigen Lebensstils in einer Gruppe von Gleichgesinnten gearbeitet wird.
Dass es eine neue Wirtschaftsordnung braucht, ist in den Köpfen der Menschen längst angekommen, wie Galler auch mit Umfragewerten untermauerte. Ziel der Gemeinwohlökonomie ist, den Anreizrahmen zu verändern: Anstatt Rücksichtslosigkeit und Gier wie jetzt sollten positive Verhaltensweisen wie Umweltschutz, ökologische Nachhaltigkeit, Menschenwürde, faire Löhne und demokratische Beteiligungskultur gefördert werden. „Die Hirnforschung zeigt, dass Konkurrenz nicht die beste Motivation ist“, erklärte Galler, der zunächst auf die Ziele und Instrumente der Gemeinwohlökonomie wie Gemeinwohlbilanz oder Produkt-Kennzeichnung einging. Und da lautet die Devise „lieber Unternehmen labeln, als einzelne Produkte“ – die Bewertungskriterien für Betriebe dazu gibt´s kostenfrei & open source im Internet.
2016 startete das Katholische Bildungswerk Traunstein mit der Initiative, Gemeinwohl im eigenen Tun zu verankern und engagierte dazu Franz Galler. Der gelernte Banker und Vermögensberater stieg aus seinem Job aus und wusste nach jahrzehntelanger Praxis, „wie der Hase läuft“ und warum dieses System an die Wand fährt. Er engagierte sich als treibende Kraft bei der Sterntaler-Regionalwährung, bei der Gründung der ersten Sozialgenossenschaft Deutschlands, betreibt mit seiner Frau Zallis Naturkost-Café und betreut für die Genossenschaft für Gemeinwohl die österreichischen Bundesländer.
Aus praktischen Erfahrungen in der Umsetzung von Gemeinwohl-Zielen im Alltag resultierte das Spiel „Enkeltauglich leben“, bei dem sich die TeilnehmerInnen selbst Aufgaben stellen. „Von Treffen zu Treffen setzt du dir ein neues Ziel, das du in deinem Leben erreichen möchtest. Es ist beflügelnd, die eigenen Ideen umzusetzen“, weiß Spielleiterin Waltraud Dietrich aus Mieming. Ihre Erfahrungen als Spielteilnehmerin motivierten sie zum Schritt, sich selbst zur Spielleiterin ausbilden zu lassen und damit gemeinwohlorientiertes Handeln in der Bevölkerung zu fördern.
Wichtig ist nicht nur das Ziel, sondern auch der Weg dorthin – das verdeutlichte Franz Galler gleich ganz praktisch, indem er mit den VortragsbesucherInnen das Systemische Konsensieren und damit ein neues, rücksichtsvolleres Abstimmungsprozedere einübte. Als Spielleiter machte Galler vielfach die Erfahrung, wie die Gruppendynamik die Verhaltensänderung motiviert und welches Potential das Spiel hat: die Mitspieler setzten von 450 selbst gestellten Aufgaben 90 % um!
Schon beim Info-Abend, veranstaltet vom Tagungshaus Wörgl in Kooperation mit dem Unterguggenberger Institut, stand aufgrund der Anmeldungen fest, dass das Spiel in Wörgl startet. Wer sich der Gruppe noch anschließen will, kann sich beim Tagungshaus unter email info(at)tagungshaus.at sowie telefonisch unter 05332/74146 informieren und anmelden. Die Spiel-Abende sind am 7.3., 4.4., 9.5., 6.6., 3.10. und 7.11.2019.
Weitere Info: https://www.enkeltauglich-leben.org/