Fleißig sind beim Bienenzuchtverein Wörgl-Kirchbichl-Bad Häring nicht nur die Bienen, auch die Imker, die am 11. Juni 2017 mit einem Festgottesdienst und anschließender Feier im Strandbad Kirchbichl das 125jährige Bestehen ihres Vereines feierten. 42 BienenzüchterInnen vereint die Liebe zum süßen Hobby, wobei sie mit ihren über 600 Bienenvölkern ein wichtiger Bestandteil unserer Landwirtschaft und Ökologie sind.
„Am 26. Juli 1892 hielten 35 Imker in Hopfgarten die Gründersitzung des Bienenzüchter Zweigvereines Brixental- und Leukenthal ab“, begann Obmann Konrad Gwiggner den Rückblick auf die bewegte Geschichte des Vereins, der aufgrund des Gründungs-Obmannes Jakob Bichler seinen Sitz in Kirchbichl bekam. Das Imkerhandwerk wird in vielen Familien von Generation zu Generation weitergegeben und so ist man besonders stolz darauf, dass bei einem der Gründungsmitglieder heute noch Bienen gezüchtet werden – beim Krapfbauern in Wörgl.
Die Chronik weist die Auswirkungen zweier Weltkriege samt Lebensmittel- und damit Zuckerknappheit ebenso aus wie geänderte Rahmenbedingungen für die Imkerei durch Krankheiten wie die Varoa-Milbe, die seit 1983 Bienenvölkern und Imkern das Leben schwer macht. Zu den wohl kuriosesten Vorfällen, über die bei Jahreshauptversammlungen berichtet wurden, zählt einer in der Besatzungszeit: „der Tod eines Bienenvolkes durch einen Schuss durch die Franzosen“. Ab 1939 umfasste das Vereinsgebiet die Gemeinden Kirchbichl und Wörgl, 2006 kam Bad Häring dazu. Konrad Gwiggner, seit 2013 Obmann, berichtete in seiner Rückschau auch über die Honigpreis-Entwicklung. „1940 war ein Kilo Zucker teurer als eine Rassekönigin. Der Honigpreis von damals entspricht heute 60 Euro pro Kilo“, so Gwiggner. Nach dem Krieg 1951 lag der Honigpreis bei 25 Euro, 1981 bei 16,36 Euro.
Hohe Zuckerpreise brachten in den ersten beiden Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg die Imker immer wieder in Bedrängnis. Dazu hatte Ing. Reinhard Hetzenauer, Landesobmann der Bienenzüchter, Erinnerungen parat: „Als für die Bienenzucht Zucker staatlich subventioniert wurde, vermischte man ihn mit Sägemehl, um damit den menschlichen Eigenverbrauch zu unterbinden.“ Auch danach blieb der Zuckerpreis noch lange Thema. Kirchbichls Bürgermeister Herbert Rieder wusste dazu auch eine Anekdote beizusteuern – die „Zucker-Hamsterfahrten“ in die Zollfreizone Samnaun: „Geschmuggelt haben sie – und wenn sie 20 hin- und hergefahren sind.“
„Im Gründungs-Einzugsgebiet unseres Vereines existieren heute 897 Imker mit 9.235 Bienenvölkern, was 30 % der Tiroler Imker sind“, ermittelte Konrad Gwiggner. Er dankte der Gemeinde Kirchbichl, dass sie für den Bienenzuchtverein Arbeitsräume zur Verfügung stellt und freut sich auf die Übersiedelung ins neue Vereinsheim im Herbst 2017. Zum Dank für die Jahrzehnte lange Unterstützung durch die Gemeinde ernannte der Bienenzuchtverein Bgm. Herbert Rieder bei der Festversammlung zum Ehrenmitglied.
In den Reigen der Gratulanten zum 125-Jahr-Jubiläum reihte sich auch Bezirksobfrau Rosi Fellner ein, die sich mit der Gründungszeit beschäftigte und in der politisch bewegten Zeit und dem Kulturkampf um 1890 die Ursache für viele Vereinsgründungen in Tirol sieht. So wurden 1892 auch der Imker-Landesverband und viele weitere Bienenzucht-, Sport-, Musik- und Kulturvereine gegründet. Fellner dankte allen fleißigen MitarbeiterInnen und zeigte sich von der Präsenz vieler Funktionäre befreundeter Bienenzuchtvereine bei der Jubiläumsfeier beeindruckt.
Der Bienenzuchtverein Kirchbichl-Wörgl-Bad Häring organisierte zum Jubiläum eine Tombola mit tollen Preisen im Wert von über 5.000 Euro und bot bei der Feier, die musikalisch von der Formation „Die Jungen Kufsteiner“ mit Blasmusik umrahmt wurde, für Interessierte Anschauungsmaterial und Infos. Vereinsmitglieder profitieren von gemeinsam genützter Gerätschaft, vom Erfahrungsaustausch und gemeinsamen Aktivitäten. Der Verein kaufte bereits 1987 eine Dampfwachsschleuder an, um das eigene Wachs zu Waben zu verarbeiten. Zum Inventar zählen weiters u.a. eine Honigschleuder.