„Sämtliche Zielsetzungen bei Gründung des Vereines Komm!unity vor fünf Jahren wurden weit übertroffen!“ stellt Wörgls Sozialreferent GR Christian Kovacevic fest und bezeichnet die Gründung des Vereine zur Förderung der Jugend-, Integrations- und Gemeinwesenarbeit vor fünf Jahren als „sozial- und gesellschaftspolitischen Meilenstein in Geschichte Wörgls“. Der weit über die Stadtgrenzen hinauswirkt und ein Vorzeigeprojekt über die Landesgrenzen hinaus ist, wie die Pressekonferenz zum 5-Jahr-Jubiläum der Einrichtung am 28. September 2017 verdeutlichte.
In unserer schnelllebigen Zeit mit ständig wechselnden Herausforderungen habe sich die flexible Personalpolitik besonders bewährt. „Als der Flüchtlingsstrom 2015 am Höhepunkt war, konnte der Verein schnell reagieren und zielorientiert arbeiten – zum großen Vorteil für die Stadt und das Umland, die Betreuung ist reibungsloser gelaufen“, zieht Kovacevic Bilanz. Während der Flüchtlings-Betreuungsbereich nun wieder heruntergefahren wird, betrifft die aktuelle Strukturanpassung im Verein die Ausdehnung ins Umland: Monika Mair wurde zur zweiten Geschäftsführerin bestellt und kümmert sich um die Außenstellen und Projekte außerhalb Wörgls.
„Bei Vereinsgründung zählte Komm!unity 10 Mitarbeiter in Wörgl in den Einrichtungen Jugendzentrum Zone, InfoEck, der mobilen Jugendarbeit Achterbahn, I-Motion und im Integrationszentrum. Derzeit beschäftigen wir 17 Mitarbeiter und betreuen Jugendtreffs in Söll, Bad Häring, Ebbs und Kundl. Und es kommen laufend Anfragen aus anderen Gemeinden“, erklärt Monika Mair. Wobei die Fachbereiche Diversität und Integration unter der Leitung von Kayahan Kaya sowie Gemeinwesenarbeit unter der Leitung von DI Peter Warbanoff auch weiterhin bestehen bleiben und Klaus Ritzer seinen Fokus auf Wörgl und den wirtschaftlichen Bereich legen wird.
Der Kampf ums Geld
Die finanzielle Basis legt bei Komm!unity mit einem Jahresbudget von 640.000 Euro für 2018 das Land mit 35 %, das Umland mit 15 %, die Stadt mit 40 % und sonstige Finanzierung, etwa durch EU-Projekte mit 10 %. Das Kürzungsprogramm der Stadt ist für den Verein problematisch. „Vorgesehen ist eine Kürzung von 30.900 Euro. Es ist nun die Aufgabe des Ausschusses, das abzumildern“, stellt Kovacevic fest. „Das Problem bei Kürzungen durch die Stadt ist, dass das Land seine Beitragshöhe am Stadtbeitrag bemisst“, erklärt Komm!unity-Geschäftsführer Klaus Ritzer. 95 % der Kosten sind Fixkosten für Personal, Mieten und Sachaufwand, 5 % stehen für Projekte und Anschaffungen zur Verfügung.
„Ums Geld kämpfen heißt flexibel bleiben“, nimmt Ritzer die Herausforderung sportlich und will Komm!unity weiterentwickeln: „Wie betreuen jetzt 9 Einrichtungen – das war nicht geplant, ist so passiert. Jetzt wollen wir mit Strategie und Planung weiterwachsen und starten einen Perspektivenprozess um zu hinterfragen, was die Herausforderungen und Bedürfnisse der Region in der Jugend-, Integrations- und Gemeinwesenarbeit sind.“ Komm!unity arbeitet schon jetzt vernetzt mit der Plattform für offene Jugendarbeit in Tirol sowie mit dem Tiroler Integrationsforum und –beirat. Der Verein ist Vorreiter bei der Umsetzung von EU-Projekten – demnächst beginnt in Kooperation mit der Euregio Rosenheim eine Ehrenamts-Ausbildung zum Thema Flucht. Komm!unity beschäftigt zudem seit Jahren europäische Freiwillige.
Mehrfache Auszeichnungen belohnen das innovative Potential von Komm!unity: 2009 erhielt I-Motion die Sozialmarie, 2015 die Energieberatungs-Initiative. Über den Umweltpreis und den Tiroler Regionalpreis 2014 darf man sich genauso freuen wie über eine Unesco-Auszeichnung als Dekadenprojekt.
Jüngere kommen ins Jugendzentrum
Aufgrund der räumlichen Gegebenheiten finden im Wörgler Jugendzentrum rund 50 Jugendliche Platz – bei 1200 Jugendlichen von 12-18 Jahren in Wörgl. „Wir registrieren einen stärkeren Drang der jüngeren, 10- bis 11-Jährigen ins Jugendzentrum. Ab 16 ist es bereits uninteressant“, so Mair, wobei diese inhaltlichen Änderungen überall in Tirol festzustellen sind.
Psychische Probleme und Suchtmittel-Missbrauch
Komm!unity ist auch ein Seismograph für gesellschaftliche Veränderungen und Herausforderungen. So kommen immer öfter Jugendliche mit psychischen Schwierigkeiten in die Einrichtungen. Da weiterzuhelfen ist nicht einfach. „Es gibt keine Kinder- und Jugendpsychiatrie im Tiroler Unterland – und das neue Angebot in Hall hat eine große Hemmschwelle“, zeigt Monika Mair auf, die auch die Entwicklungen im Wörgler Jugendzentrum Zone kennt. Anlaufstelle für auffällige Jugendliche sind die Streetworker der Achterbahn ebenso wie die Schulsozialarbeit.
„Drogen und Suchtmittel sind in der Prävention wie im Umgang mit Betroffenen ein globales gesellschaftliches Thema. Seit 2016 gibt es Vernetzungstreffen mit Polizei, Ärzten und Suchtberatungseinrichtungen. Im Herbst 2017 wird es im Tagungshaus Wörgl eine Tagung zu diesem Themenschwerpunkt geben, um Maßnahmen zu erarbeiten“, kündigt Kovacevic an. In der Präventionsarbeit wurden schon im Sommer Workshops für Jugendliche durchgeführt. Besondere Bedeutung kommt in diesem Bereich auch der mobilen Jugendarbeit Achterbahn auf den Straßen zu. Die Tendenz, Jugendliche aus dem öffentlichen Raum zu vertreiben, macht es schwieriger , sie zu erreichen. Die mobile Jugendarbeit geht bis über 24 Jahre hinaus weiter, da mit der Volljährigkeit das soziale Netz löchriger wird.
I-Motion Lernbegleitung gestartet
Seit 2005 ist das Jugendprojekt I-Motion fixer Bestandteil der städtischen Jugendarbeit und wird nach wie vor von den Jugendlichen gut angenommen. „Neu ist die Lernbegleitung, zu der sich schon 22 Kinder großteils mit Migrations- und Fluchterfahrung angemeldet haben. Sie werden beim Lernen von älteren Jugendlichen unterstützt“, teilt Klaus Ritzer mit.
„Der Name ist Programm bei Komm!unity. Gelingende Vielfalt braucht tägliches Bemühen um ein Füreinander und Miteinander im umfassenden Sinn“, erklärt Komm!unity Obfrau Irmi Moritz, die sich selbst bei der ehrenamtlichen Hilfe für Flüchtlinge engagiert, zwei Jahre Deutschkurse leitete und jetzt zwei bereits anerkannte Asylwerber betreut. Sie wünscht sich „einen Ruck durch Österreich und die EU, das Gemeinwesen nicht nur als Problem, sondern als Chance anzugehen“.