Gut getarnt tümpeln kleine Schlammhüpfer, verwandeln seichte Wasserlacken in eine Amphibien-Kinderstube und sichern damit ihrer stark gefährdeten Art das Überleben – dass sie das können, verdanken sie der Wörgler Naturliebhaberin Maria Ringler. Beim Steinesuchen entdeckte sie unverhofft die quicklebendige Gelbbauchunken-Kolonie, die sich ausgerechnet in einer Aushubdeponie unweit der Filz im Lahntal Neuland eroberte und dabei zunächst beim Steinbruch-Betreiber auf wenig Gegenliebe stieß.
Für „Frosch-Mama“ Maria Ringler hingegen war es Liebe auf den ersten Blick in die herzförmigen Augen der kleinen Hüpfer. Schmerzlich vermisste sie den Gelbbauchunken-Nachwuchs heuer im unweit der Aushubdeponie befindlichen Feuchtgebiet Filz – die Tümpel waren alle vor Entwicklung der Jungtiere ausgetrocknet. Offenbar flüchteten sich die Eltern ins Umland und entdeckten dabei in der genehmigten Deponie einen für sie optimalen Lebensraum: frische, seichte Wasserlacken, wie sie Reifenspuren oder eben Mulden in frisch aufgeschüttetem Gelände bilden.
Maria Ringler beobachtete in den Tümpeln am Deponierand noch weitere Tiere wie Teichfrösche oder Ringelnattern und wandte sich an die Bezirkshauptmannschaft, wo sie in der Naturschutzabteilung offene Ohren vorfand. Die Behörde reagierte schnell – veranlasste, dass für die Amphibien Bereiche von der Befüllung ausgespart und damit der Wasserlebensraum der streng geschützten Art zunächst erhalten bleibt.
Die Freude darüber mag sich beim Deponiebetreiber in Grenzen gehalten haben – die Co-Existenz mit den vom Aussterben bedrohten Vierbeinern funktioniere aber mittlerweile problemlos. Maria Ringler freut sich über das nun aufgebrachte Verständnis für den Naturschutz. Weil die kleinen Unken über Nacht auf Wanderschaft gehen und die Hänge erklimmen, rückt die Naturschützerin morgens vor Betriebsbeginn aus, um die Tiere im „Gefahrenbereich“ einzusammeln und in die sichere „Kinderstube“ zurückzutragen. Dort tummelten sich übrigens noch im September mehrere Generationen – auch dutzende Kaulquappen waren noch unterwegs.
Gelbbauchunken brauchen temporäre Lacken – und für die Zeit ihrer Entwicklung Schutz. Maria Ringlers Wunsch wäre es, in der Randzone der Deponie auf Dauer Wasserflächen für Amphibien zu erhalten und verweist auf die gängige Praxis im Nachbarland Bayern, wo solche Konzepte an der Tagesordnung seien. Sie hofft auf ein dauerhaftes Miteinander von Naturschutz und Wirtschaft.
- Gelbbauchunken – auf der Roten Liste in Österreich als stark gefährdet eingestuft und nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU streng geschützt. Foto: Maria Ringler
- Kaulquappen der Gelbbauchunken im Tümpel bei der Deponie der Firma Gubert in Wörgl Lahntal im September 2020.
- In den Tümpeln an der Böschung der Aushubdeponie tummeln sich auch andere Feuchtgebietsbewohner wie Ringelnattern.
- Maria Ringler setzt sich für den Schutz der Amphibien und ihrer Lebensräume ein.
- Seichte, lehmige Pfützen bevorzugen Gelbbauchunken als Lebensraum. Temporäre Wasserflächen, die bei der Befüllung der Aushubdeponie im Randbereich entstanden sind.
- Auf der Oberseite unscheinbar und gut getarnt – die Unterseite warnt mit leuchtendem Gelb die Fressfeinde der Gelbbauchunken.
- Auch Teich- und Grasfrösche haben die Tümpel bereits besiedelt.
- Durch die weitere Befüllung der Aushubdeponie droht das Aus für den neuen Amphibien-Lebensraum.
- Gelbbauchunken-Kinderstube neben der Deponie-Zufahrt – hier tummeln sich mehrere Generationen der streng geschützten Tierart.
- Gut getarnt und oft nur bei genauem Hinsehen zu entdecken: Gelbbauchunken und ihr Nachwuchs.