In Erinnerung an Dr. Andreas Taxacher

Tiefe Betroffenheit löste die Nachricht vom plötzlichen Tod des Wörgler Tierarztes und Gemeinderates Dr. Andreas Taxacher am 18. November 2021 weit über Wörgl hinaus aus, dessen Herz an seinem 58. Geburtstag aufhörte zu schlagen. Ein Herz, das zeitlebens für seine Familie, seinen Beruf, seine Gemeinde, viele Vereine und gesellschaftspolitische Anliegen geschlagen hatte. Die Verabschiedung in der Wörgler Pfarrkirche am 22. November konnte Corona-Lockdown-bedingt nur in engstem Familienkreis erfolgen – ein Gedenkgottesdienst für die große Trauergemeinde wird noch folgen.

Andreas Taxachers Wurzeln sind im Zillertal, mit dem ihm sein dortiger Bauernhof, der Oberwurmhof in Stumm, zeitlebens verband. Nach seinem Studium in Wien begann seine berufliche Karriere als Assistent in einer Tierarztpraxis in Ried im Zillertal. In Wörgl ließ er sich 1994 mit seiner eigenen Praxis als selbständiger Tierarzt nieder. Wörgl wurde auch das Zuhause seiner Familie, die er mit seiner Frau Traudi  gründete und die bald um vier Kinder wuchs. Trotz seines fordernden Berufes, der nicht auf Praxis-Öffnungszeiten beschränkt war, engagierte sich Andreas in vielfältiger Weise in Politik und Gesellschaft.

Sein öffentliches gesellschaftliches Engagement begann in der Lokalen Agenda 21. Als Leiter des Kultur-Arbeitskreises brachte er sich ab 2004 in vielen Sitzungen ein, in Erinnerung sind gemeinsame Exkursionen etwa zur Wörgler Wehrburg oder ins private Urgeschichte-Museum in Kundl. Interessiert an der Geschichte Wörgls trat er dem Heimatmuseumsverein bei, brachte sich viele Jahre als Rechnungsprüfer aktiv ein.

Als Dr. Andreas Taxacher im Herbst 2009 mit Gleichgesinnten das Team Wörgl gründete, war der Wörgler LA21-Bürgerbeteilungsprozess weitgehend gescheitert. Mit der neu gegründeten Gruppierung trat er zur Gemeinderatswahl im Frühjahr 2010 an, die auf Anhieb drei Mandate schaffte. Obwohl er garnicht fürs Bürgermeister-Amt kandidierte, wurde der Polit-Neuling vom Gemeinderat zum zweiten Vizebürgermeister gewählt, er zog in den Wörgler Stadtrat ein. Als Vizebürgermeister blieb Taxacher bis 2016 im Amt. Zunächst war er Sportreferent, ab 2012 Referent für Stadtentwicklung und Raumordnung.

Bei der Gemeinderatswahl 2016 zog das Team Wörgl mit zwei Mandaten in den Gemeinderat ein, Andreas blieb Fraktionsführer. Weiters war Taxacher in unterschiedlichen Gremien der Stadt tätig – als Aufsichtsratsmitglied der Wörgler Infrastrukturgesellschaft, der GZW- Errichtungsgesellschaft und der Stadtwerke Wörgl. Aufsichtsrat der Stadtwerke war er auch in seiner zweiten Legislaturperiode im Gemeinderat, ebenso Mitglied des Kontrollausschusses und des Ausschusses für Technik.

„Dr. Taxacher war für mich einer der besten Raumordnungsreferenten, der je für diese Stadt arbeitete. Mit Umsicht, Akribie und einem gewaltigen Fachwissen, das er sich im Laufe seiner Tätigkeit angeeignet hatte, leitete er seinen Ausschuss, nicht ohne auch mitunter herbe Kritik an unterschiedlichsten Vorhaben und Ausführungen zu üben. Seine scharfsinnigen, oft hintergründigen, zuweilen auch recht humorvollen Randbemerkungen sorgten für Heiterkeit und beleuchteten Sachverhalte oft von unerwarteter Seite. Wir werden uns an Dr. Andreas Taxacher stets als tatkräftigen, offenen Bürgervertreter, der sich auch nicht scheute, „heiße Eisen“ anzugreifen, erinnern“, würdigt Bürgermeisterin Hedi Wechner Taxachers Wirken für die Stadt.

„Andreas war nicht nur unser Fraktionsführer, sondern vor allem ein Wegbegleiter, guter Freund und unser Ratgeber in allen Lebenslagen“, verlautbart das Team Wörgl. „Doch die Politik spielte in unserer Fraktion nicht immer die Hauptrolle. Wir zeichneten uns vor allem durch unsere gemeinsamen Aktivitäten und Interessen aus. Der alljährliche Osterspaziergang mit Andreas` geschichtlichen Erzählungen und Osterjause gehörte genauso zu unseren gemeinsamen Unternehmungen wie das Maifest am Kargl-Anger, der Adventmarkt und die sommerabendlichen Treffen beim Platzkonzert. Andreas unterhielt uns bei all unseren Ausflügen und Veranstaltungen mit seinem einzigartigen, trockenen Humor, seinen unzähligen Geschichten und Lebensweisheiten.
Andreas war nicht nur Familienmensch, Tierarzt aus Leidenschaft und Kommunalpolitiker mit Herz und Verstand, sondern ein richtiger Vereinsmensch. In vielen Vereinen engagierte er sich im Vorstand. Er lebte für andere, man konnte sich stets auf ihn verlassen, denn Menschlichkeit und seine Handschlagqualität zeichneten ihn aus“, würdigen die politischen WegbegleiterInnen seiner Fraktion den Einsatz ihres Fraktionsleiters. Andreas Taxacher hatte seinen Rückzug aus der Gemeindepolitik bereits vor einigen Monaten angekündigt.

Um Dr. Andreas Taxacher trauert auch die Österreichische Tierärztekammer, von der er erst kürzlich als Vorstand in den Tiroler Tiergesundheitsdienst gewählt wurde. Seit 2017 engagierte er sich bei der Landesstelle Tirol.

Dr. Andreas Taxacher hinterlässt nicht nur in seiner Familie eine große Lücke. Zur Trauergemeinde zählen die Sepp Innerkofler Standschützenkompanie und der Trabrennverein, deren Mitglied Andreas war, sowie die Wörgler Flughunde – der Schispringer-Nachwuchs und die Sprunganlage am Fuß des Hennersberges lagen Andreas Taxacher immer besonders am Herzen. Auch der Reitverein Inntal, den er seit 2013 als Obmann leitete und in dieser Funktion um die Fortführung der Tradition der Unterinntaler Fuchsjagd besonders bemüht war. Jahrelang ritt Andreas selbst mit, führte als Master das Reiterfeld an und leitete auch die Fuchsjagd heuer als Jagdherr, wenn auch nicht mehr vom Sattel aus. Sportlichen Einsatz zeigte Andreas Taxacher auch jahrelang beim Wörgler Stadtfest, bei dem er sich zugunsten des Vereins FC Stammtisch von zielsicheren Ballwerfern ins kalte Nass im „Gaudifassl“ versenken ließ.

Mit Dr. Andreas Taxacher verliert die Stadt Wörgl einen engagierten, mutigen und geselligen Mitbürger, der selbst anpackte und half, wo er konnte. An ihn werden nicht nur Worte, sondern auch hunderte Bäume erinnern, die er gemeinsam mit dem Team Wörgl als Einlösung eines Wahlversprechens im gesamten Stadtgebiet von 2010 bis Dezember 2015 pflanzte – 822, einen für jede Stimme.