Blühende Gärten, Erhalt alter Sorten und Obstbaumpflege – wer daheim gern gartelt, ist im Obst- und Gartenbauverein Wörgl seit 115 Jahren bestens aufgehoben. Der Verein lud am 21. März 2025 zur Jahreshauptversammlung und bot dabei einmal mehr einen interessanten Fachvortrag – diesmal zum Anlegen von Blumenwiesen im Garten und auf öffentlichen Grünflächen.
Obmann Franz Feiersinger berichtete über die Aktivitäten im abgelaufenen Gartenjahr, zu denen die Teilnahme an der Aktion Sauberes Wörgl im Bereich Putzweg-Doagl ebenso zählte wie Ausflüge zur Bayerischen Landesgartenschau, zum Stegener Markt in Südtirol und zum Josefimarkt in Trient. Beim Baumschnittkurs ließen sich vom Regenwetter 15 Interessierte nicht abschrecken, mehr über die richtige Obstbaumpflege zu erfahren. Die Baumwärter des OGV Wörgl sind übrigens ganzjährig unterwegs, um fachgerechte Rückschnitte durchzuführen.
Eine neue Aufgabe übernahm der Verein – besser gesagt dessen Obmann – mit dem Gelsenmonitoring, das insgesamt drei Jahre lang laufen wird. Franz Feiersinger betreut die im Rahmen eines europaweiten Projektes aufgestellte Falle am Gießenbach, die regelmäßig entleert werden muss. Die gute Nachricht: Während in Burgenland und in der Steiermark das Westnil-Virus bereits nachgewiesen wurde, ist es in Tirol noch nicht angekommen. „Wörgl steht bei der Ausbeute an gefangenen Mücken an 3. Stelle in Österreich. Die Betreuung der Falle bedeutet viel Arbeit“, erklärte Landwirtschaftsreferent GR Hubert Werlberger und dankte Obmann Feiersinger dafür mit einem Geschenkskorb.
„Heuer begann die Vegetationsperiode um 14 Tage früher als sonst, damit ist unser Klima ähnlich wie in Südtirol“, stellte Franz Feiersinger fest. Die Veränderung bringt Ökosysteme unter Stress. Umso wichtiger wird die Artenvielfalt. Ein Beitrag dazu kann mit dem Anlegen von Blumenwiesen geleistet werden, wie der Referent des Fachvortrages vom Tiroler Bildungsforum Matthias Karadar aus Wattens erläuterte.
Blumenwiesen anlegen – aber richtig!
Karadar plädiert für die Umgestaltung der Hausgärten hin zu naturnahen Räumen. „In Tirol sind 11.000 Hektar Gärten – da ist viel Raum für Natur, auch auf kleinen Flächen“, so Karadar. Blumen stehen bei Insekten hoch im Kurs: „Eine Königskerze ist Lebensraum für 90 verschiedene Insekten.“ Während im Handel vorwiegend einjährige Blühmischungen für Blumenwiesen angeboten werden, seien mehrjährige Blühmischungen mit einheimischen Pflanzen ökologisch wertvoller, da diese nicht nur Pollen und Nektar liefern, sondern auch Raupenfutter. „Einjährige Blumenwiesen sind gut für Bienen und schön bunt, aber sie müssen jedes Jahr neu angelegt werden“, so Karadar.
Beim Anlegen von mehrjährigen Blumenwiesen ist nicht nur auf die Herkunft des Saatgutes zu achten, sondern auch auf die Vorbereitung des Bodens sowie die laufend nötige Pflege. „Wer Blumensamen kauft und sie im Rasen ausstreut, kann das Geld auch gleich beim Fenster hinaus werfen“, schilderte Karadar einen der Gründe, warum sich die gewünschte Blütenpracht nicht einstellt.
Blumenwiesen benötigen mageren Untergrund, keinen Humus. Rasen abstechen und entsorgen, mit Folie abdecken oder den Untergrund im Abstand von zwei Wochen drei Mal fräsen. Sand oder Kies einarbeiten und darauf den Samen locker ausbringen, dann festwalzen. Blumenwiesen sollten im Herbst oder im Frühjahr angelegt werden, gießen ist nicht nötig. Wohl aber jäten, sonst verdrängt Unkraut die gewünschten Blühpflanzen. Bei mehrjährigen Blumenwiesen auf gefrästem Untergrund ist auch der „Schröpfschnitt“ nötig, wenn das Gras Bierflaschenhoch wird – selbst wenn da schon Blumen blühen. „Etwa 10 Zentimeter sollen stehen bleiben“, so Karadar, der einräumt: „Blumenwiesen sind nicht immer bunt, sondern zwischendurch auch einfach nur grün.“ Die Blütenpracht entfaltet sich häufig erst so richtig im 2. Jahr.
Wobei je nach Samenmischung sich die Zusammensetzung ändert – sind auf mageren Böden im ersten Jahr Mohn- und Kornblumen zu sehen, verschwinden diese Getreide-Folgepflanzen dann meist – dafür kommen andere wie Flockenblumen oder Kamille. „Für Farbenvielfalt im Frühjahr können Blumenzwiebeln mitgepflanzt werden – dabei aber bitte keine gefüllten Blüten wählen, diese bieten wenig für Insekten.“ Für Blumenwiesen können übrigens auch Sickermulden an Straßenrändern verwendet werden.
„Nach dem Anlegen entscheidet die Pflege, wie lange die Blütenpracht erhalten bleibt“, erklärte Karadar. Bleiben die Pflanzen stehen, kompostieren sie – die Nährstoffanreicherung reduziert die Artenvielfalt. „Blumenwiesen sollen zwei Mal jährlich gemäht und das Schnittgut nach dem Trocknen entfernt werden. Am besten im Juni und im Herbst.“ Einmaliges Mähen ist nur selten sinnvoll – bei besonders trockenen oder nassen Wiesen. Die Mahd sollte mit der Sense, mit Balkenmäher oder Heckenschere erfolgen. Rasenmäher, Fadenmäher und Mulchmäher seien ungeeignet, weil sie das Schnittgut häkseln.
Und wer dauerhaft Freude an seiner Blumenwiese haben will, muss auch auf die Besonnung des Standortes achten: „Blumenwiesen brauchen mindestens 6 Stunden Sonne täglich – sonst legt man besser ein Staudenbeet an.“ Wer noch mehr Details erfahren will, kann online auf www.naturimgarten.tirol sich weitere Tipps holen. Die Gartenprofis vom Bildungsforum beraten auch gern über den Weg zum Naturgarten, in dem auf Pestizide, Kunstdünger und Torf verzichtet und auf naturnahe Gartenelemente gesetzt wird. Wer mitmacht, kann seinen Garten mit der „Natur im Garten Plakette“ ausweisen.
- Bei der Jahreshauptversammlung des OGV Wörgl – v.l. Referent Matthias Karadar MSc, Obmann Franz Feiersinger und sein Stellvertreter Franz Feiersinger.
- Läuft seit 2024: das europaweit durchgeführte Gelsenmonitoring – die in diesen Fallen gefangenen Mücken werden auf Krankheitserreger untersucht.
- Landwirtschaftsreferent Hubert Werlberger (links) bedankte sich bei Franz Feiersinger für die Betreuung des Gelsenmonitorings.