Im Experiment Brennweiten von Linsen messen und jede Menge theoretischer Fragen beantworten – das erwartete 26 schlaue Köpfe aus sieben Tiroler Gymnasium beim Landesfinale der Physik-Olympiade in Wörgl am 12. April 2016. Den Sieg holte sich Alexander Theis vom BG/BRG St. Johann vor den beiden BRG-Wörgl-Schülern Georg Fischer und Alexander Knapp. Sie zählen zum sechsköpfigen Team, das Mitte Juni in Zell am See beim Bundesfinale antreten wird.
Die Physik-Olympiade, erfunden in den 1970er Jahren in Ostdeutschland, wird international jährlich ausgetragen und findet in Österreich heuer zum 35. Mal statt. Ähnliche Olympiaden werden in Chemie, Mathematik und Informatik auf die Beine gestellt. Wer mitmachen will, wird im Rahmen einer Unverbindlichen Übung mit zwei Wochenstunden an der Schule von engagierten LehrerInnen darauf vorbereitet.
Die Besten der Physik-Olympiade-Schulausscheidungen an sieben naturwissenschaftlich ausgerichteten allgemeinbildenden höheren Schulen gingen beim Landesfinale in Wörgl an den Start. „Erfreulicherweise steigt der Anteil der Mädchen“, stellte AHS-Landesschulinspektor HR Dr. Thomas Plankensteiner bei der Preisverteilung am 13. April fest und dankte für das „über das erforderliche Maß hinausgehende Engagement“ der sieben Mädchen und 19 Burschen und der Lehrpersonen.
„Der Wettbewerb ist Teil der Begabtenförderung und Motivation“, betont Physikolympiaden-Landesleiter Mag. Dr. Michael Schwarzer, der gemeinsam mit Betreuungslehrpersonen an den Schulen für Organisation und Schülerbegleitung im Einsatz ist. Mit Preisgeldern unterstützt die Tiroler Industriellenvereinigung den Wettbewerb. Warum, erklärte deren Geschäftsführer Nationalrat Mag. Josef Lettenbichler: „Die Tiroler Industrie umfasst derzeit 42.000 Beschäftigte. Im naturwissenschaftlichen und technischen Bereich suchen wir immer Nachwuchs. Tirol ist arm an Rohstoffen – unser Potential sind die Köpfe und Hände der Leute.“ Anreize setze man deshalb nicht nur bei der Jugend, sondern auch beim Lehrkörper: „Wir haben heuer zum 5. Mal einen mit 5.000 Euro dotierten Preis für den begeisterndsten Unterricht ausgeschrieben.“
„Beim Wettbewerb wurden beachtliche Leistungen erbracht“, lobte Wörgls BRG-Direktor Dr. Johann Fellner das Niveau, bevor an alle TeilnehmerInnen der Gymnasien in Lienz, St. Johann, Wörgl, Schwaz, Innsbruck/BORG und Adolf-Pichler-Platz und Reutte Diplome überreicht wurden. Vor dem Antritt beim Bundesfinale erhalten die sieben Besten ein weiteres Training. Platz 4 belegte Daniel Zöhrer/BORG Innsbruck, Platz 5 Johanna Stüger vom Paulinum Schwaz – beide erreichten Silber. Platz 6 und Bronze ging an Florian Lang aus Lienz und als Ersatz-Finalist bereitet sich als 7. Raphael Sun vom BG/BRG Reutte, ebenfalls Bronze, auf den Bundeswettbewerb vor. Sie zählen wie die beiden Gold-Gewinner Landessieger Alexander Theis, der sich in seiner vorwissenschaftlichen Arbeit mit dem Thema „Versteckte Informationen im Sternenlicht“ befasst, und Georg Fischer sowie Silbermedaillen-Gewinner Alexander Knapp zum Tiroler Physik-Olympia-Team. Weitere Bronze-Medaillen ergatterten Matthias Veternik vom BRG Wörgl mit Platz 8 und Martin Wilhelm vom BG/BRG Reutte mit Platz 9.
Die Preisverteilung bildete den Rahmen für die Ehrung zweier verdienter Lehrer, die heuer ruhestandsbedingt das letzte Mal bei der Physikolympiade mitwirken. Prof. Dr. Otto Licha, Lehrer am BORG Innsbruck, betreut seit 1997 den Wettbewerb in Innsbruck und Prof. Arnold Adamer ist am Gymnasium St. Johann seit 15 Jahren mit Begeisterung und Freude dabei.
Ein Plädoyer für den naturwissenschaftlichen Schwerpunkt an den AHS-Schulen hielt Landesschulinspektor Dr. Plankensteiner und spricht sich ausdrücklich für eine solide, wissenschaftlich begründete Fachausbildung aus: „Lehrer werden heute gern als Coaches und Trainer gesehen – dabei sollte die fachliche Wissensvermittlung nicht zu kurz kommen.“ Begeisterte, motivierte und gut ausgebildete Lehrpersonen seien dafür Voraussetzung, Begabtenförderung komme eine wichtige Rolle zu: „Derzeit wird viel in das Beheben von Defiziten investiert. Das ist gut – aber auf der anderen Seite dürfen wir Begabungen nicht brach liegen lassen. Talente gehören gefördert, damit sie zur Entfaltung kommen.“ Plankensteiner sieht die Stärke der AHS im breiten Allgemein-Bildungsansatz. Nach der Matura stehen alle Wege offen. Sie sei eine flexible, gute Basis, auf die danach eine Spezialisierung aufgebaut werden könne.