Unter dem Motto „JugendFreiRaum“ veranstaltet der STArK – Arbeitskreis für Mobile Jugendarbeit und Streetwork Tirol dieses Jahr wieder eine Aktion, um darauf hinzuweisen, dass Jugendliche mehr Platz im öffentlichen Raum brauchen. Am 15. September 2017 finden tirolweit Projekte gemeinsam mit den Jugendlichen statt, auch in Wörgl. Ziel des JugendFreiRaumes ist es, die Bedürfnisse junger Menschen im öffentlichen Raum sichtbar zu machen.
„In Wörgl werde ich gemeinsam mit Jugendlichen verschiedene öffentliche Plätze aufsuchen, es gibt einige Spiel- und Sportangebote, wie Federball, Kubb und auch Musik, Getränke und Snacks. Treffpunkt ist um 14:00 vor der Zone in der Brixentalerstr. 23 und die Aktion geht bis ca. 18 Uhr“, teilt Patricia Kleibert vom Achterbahn-Team des Vereines Komm!unity mit. „Für Interessierte gibt es am 15.9. vormittags ab 10:30 die Möglichkeit bei den Vorbereitungen dabei zu sein und zu helfen, das Kubb-Spiel, auch Wikingerschach genannt, selbst herzustellen. Treffpunkt ist das Büro der Achterbahn in der Josef-Steinbacherstr. 19.“
Seit 10 Jahren nunmehr wird die Aktion JugendFreiRaum organisiert, um auf die Verdrängung von Jugendlichen aus dem öffentlichen Raum aufmerksam zu machen. „Es ist wichtig, dass Jugendliche vor Ort präsent sind und Plätze vorfinden, an denen sie sich unverbindlich und ohne Zwang treffen können. Geeignete und ausreichende Freiräume sind von wesentlicher Bedeutung für die Entwicklung von jungen Menschen. Sie ermöglichen es ihnen, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen – nicht als passiv Konsumierende, sondern als aktiv Gestaltende. Freiräume sind zugleich immer auch ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung des urbanen und ländlichen Sozialraumes“, teilt der Arbeitskreis mit.
Um solche JugendFreiRäume zu schaffen, vermittelt Mobile Jugendarbeit und Street Work in ihren Funktionen als Sprachrohr der Jugendlichen zwischen den Kommunen und den Ansprüchen der jungen Erwachsenen. „Leider beobachten wir, dass es immer weniger Plätze für Jugendliche im öffentlichen Raum gibt, an denen sie sich konsumfrei und ungestört einfach aufhalten können: Durch die zunehmende Ökonomisierung des öffentlichen Raumes etwa durch Gastgärten in Fußgängerzonen und private Veranstaltungen auf öffentlichen Plätzen sowie die steigende Überwachung von Plätzen durch Videokameras, verstärkte Polizeipräsenz, Umzäunungen und nächtliche Betretungsverbote kommt es zu einer Umstrukturierung von Orten und Städten in private bzw. halböffentliche Räume. Der öffentliche Raum ist von Jugendlichen vielfach nicht mehr konsumfrei nutzbar. Das stellt insbesondere für Jugendliche aus sozial schwachen Verhältnissen ein Hindernis dar. Neben Einrichtungen der Offenen und Mobilen Jugendarbeit wie Jugendzentren und Jugendtreffs bleiben nicht mehr viele Plätze als Aufenthaltsorte für sie übrig“, argumentieren die Jugend-ArbeiterInnen.
Fallen Jugendliche auf – oft reicht dazu ihre Präsenz im öffentlichen Raum – werden häufig schnelle und restriktive „Lösungen“ gefordert. Damit sich die Situation beruhigt. Beruhigung bedeutet in den meisten Fällen, dass Jugendliche nicht mehr im alltäglichen Leben der Gemeinde/des Stadtteils auffallen dürfen. Zur Umsetzung dieser Ziele dienen Polizeistreifen, Schutzzonen, Verbotszonen und Betretungsverbote. Bei Zuwiderhandeln werden Jugendliche kriminalisiert und teilweise mit Strafzahlungen belegt. Um diesen kontroll- und ordnungspolitischen Entwicklungen entgegenzuwirken, fordern die beteiligten Einrichtungen einen öffentlichen Raum, der für alle Altersgruppen, Geschlechter und Kulturen offen ist und selbstbestimmt von Jugendlichen genutzt werden darf. Dieser Raum soll konsumfrei sein und genug Platz für alle Interessen bietet. Der STArK als tirolweites Vernetzungsgremium der Mobilen Jugendarbeit und des Streetwork Tirol, setzt sich neben der Qualitätssicherung auch für die Sicherstellung von Ressourcen in diesem Bereich ein. Der Arbeitskreis dient dem Austausch der Einrichtungen untereinander, tritt in Aktion für sozialpolitische und jugendrelevante Themen und soll diesbezüglich als Sprachrohr dienen.
Teilnehmende Einrichtungen: JAM Jugendarbeit Mobil Hall-Rum-Absam-Mils-Thaur, Streetwork-Z6 Innsbruck, MoJa Landeck, MoJuMa-Mayrhofen, MoJa Reutte, MoJa Telfs, Achterbahn Streetwork & Mobile Jugendarbeit Wörgl, MoJa Zirl.
Text: Arbeitskreis für mobile Jugendarbeit