Schräge Kleinbürgerhochzeit als bezauberndes Regie-Debüt

Mit Hochzeitsglocken läutet die junge Wörglerin Anna Etzelstorfer ihre Regiearbeit beim Theater ein und wählte für ihr Debüt „Die Kleinbürgerhochzeit“ von Bertolt Brecht. Das Ensemble der Gaststubenbühne Wörgl bezauberte mit ihrer Inszenierung am 17. Oktober 2015 das Premierenpublikum im ausverkauften Astnersaal. Gespielt wird noch bis 14. November, bei der zweiten Aufführung am 23. Oktober gibt´s Ermäßigungen für alle Mitglieder von Wörgler Kulturvereinen.

Im Astnersaal ist aufgedeckt. Im historischen Saal, in dem tatsächlich schon oftmals Hochzeiten gefeiert wurden, lädt die Gaststubenbühne Wörgl zur Komödie „Die Kleinbürgerhochzeit“, die der 21jährige Student Bertolt Brecht zu Papier brachte und damit die kleinen und großen menschlichen Unzulänglichkeiten aufs Korn nimmt. Dabei zeigte sich der spätere Dramatiker und Lyriker, damals befreundet mit Karl Valentin, als ausgezeichneter Beobachter menschlichen Verhaltens, das von zeitloser Aktualität ist.

Maria (Sophia Etzelstorfer ganz in weiß) und Jakob (tolles Schauspiel-Debüt von Johannes Schlögl) feiern mit Familie und Freunden daheim in den eigenen vier Wänden den „schönsten Tag des Lebens“, um bei dieser Gelegenheit auch gleich stolz die selbstgezimmerte Einrichtung zu präsentieren. Die überfürsorgliche Mutter des Bräutigams (Birgit Hermann-Kraft) und der geltungsbedürftige Braut-Vater tischen auf ihre Weise auf – mit Essen, Wein und Familienanekdoten nimmt die Stimmung Fahrt auf, läuft am Tanzparkett aus dem Ruder und endet schließlich im Chaos. Das selbstgezimmerte Mobiliar zeigt seine Tücken ebenso wie die Gäste, die in einer Tour das jungvermählte Paar blamieren und mehr mit sich selbst als mit der Hochzeitsfeier beschäftigt sind. Je länger der Abend dauert, umso fraglicher wird, ob diese Ehe überhaupt die Hochzeitsnacht überstehen wird. Kann man drüberstehen über Anzüglichkeiten, zerbrochenen Möbeln und peinlichen Pannen? Ist die Liebe stärker als alle Widrigkeiten zusammen und gibt es doch noch ein Happy End?

Wie der höchst unterhaltsame Abend ausgeht, wird hier nicht verraten – das möge man sich selbst auf den Publikumsrängen als Teil der Hochzeitsgesellschaft ansehen, der auf der Bühne weiters Susanne Vikoler, Othmar und Patrick Haller, Daniel Kapfinger und Schauspiel-Neuzugang Carmen Bichler angehören. Anna Etzelstorfer erntete für ihr Regie-Debüt, bei dem sie von Regie-Assistent Dominik Kainzner unterstützt wurde, viel Applaus und Anerkennung – u.a. von Helmuth A. Häusler, den die „gerade richtige Mischung aus Leichtigkeit und Schwere“ ebenso wie etliche Regie-Einfälle beeindruckten.

Weitere Spieltermine sind am 23., 24., 29. und 30. Oktober sowie am 5., 7., 11. , 12. und 14. November 2015 jeweils um 20 Uhr im Astnersaal, Hotel Alte Post in Wörgl. Für die 2. Aufführung am 23. Oktober 2015 bietet die Gaststubenbühne Wörgl im Rahmen der Aktion „Kultur-Card“ allen Mitgliedern von Wörgler Kulturvereinen beim Kartenvorkauf eine Ermäßigung an, Info und Reservierung unter reservierung@gsbw.net. Karten im Vorverkauf bei Papier Zangerl sowie auf www.gsbw.net