Praxisnah fürs Leben lernen – dafür steht die Bundesfachschule für wirtschaftliche Berufe mit Aufbaulehrgang in Wörgl. Zum dritten Mal verwandelten SchülerInnen und Schulpersonal die Schule heuer in eine „Weihnachtswerkstatt“, deren Erzeugnisse beim schulinternen Weihnachtsmarkt am 7. Dezember gekauft und konsumiert werden konnten. Lernen fürs Leben, das ermöglicht die Schule zudem seit 30. November 2015 einer eigenen Flüchtlingsklasse, die im Haus unterrichtet wird.
Der Weihnachtsmarkt an der Schule bot einen gelungenen Mix aus dem Verkauf hochwertiger Produkte und einer Leistungsschau betreffend das Ausbildungsniveau der Jugendlichen, wobei alle Klassen der BFW+AL mitwirkten. Direktorin Anita Aufschnaiter führt mit dem 3. Weihnachtsmarkt an der Schule eine Idee ihrer Vorgängerin Brigitte Rebitsch erfolgreich weiter: „Neu ist, dass heuer ein Viertel der Einnahmen zur Unterstützung einer Familie in Not aus der Region gespendet wird. Für wen, da können die SchülerInnen Vorschläge machen und mitentscheiden“.
Beim Weihnachtsmarkt boten auch zwei Junior Companys ihre Produkte an. 14 engagierte Mädls verpackten leckere Backmischungen für Kuchen und Brote in ihrem Unternehmen „Back mich!“ in Gläser und eine „knackige Geschäftsidee“ setzen die 14 Schülerinnen der 2. Klasse Aufbaulehrgang mit ihrer Junior Company „MüsliTraum“ um. Mit fantasievollen Namen wie Fitnesscoach, Zimtschnecke, Nussknacker, Schoki-Flocki und karibikKuss vermarkten sie Müsli-Mischungen und lernen dabei alle Bereiche, die in einem Unternehmen anfallen.
Ein Stand spendete die gesamten Einnahmen des Weihnachtsmarkt- Umsatzes: „Wir unterstützen mit unserem Matura-Projekt das Diakoniewerk in Kirchbichl“, teilen Vanessa und Angela aus der Klasse 3AL mit, die an einem Projekttag mit den Diakonie-Klienten in der Tageswerkstätte bastelten und am Weihnachtsmarkt deren Produkte an einem Sonderverkaufsstand anboten.
Ausbildung für junge Flüchtlinge
Schulbildung als Schlüssel zur Integration – um jungen Flüchtlingen die Chance auf Ausbildung zu geben, meldete sich die BFW+AL Wörgl als eine von lediglich drei Schulen in ganz Tirol auf den Aufruf des Bundesministeriums, eine Übergangsklasse mit 20 Jugendlichen einzurichten.
Am 30. November 2015 startete die neue Klasse mit Jugendlichen im Alter von 15 bis 20 Jahren, die nach einem eigenen Lehrplan unterrichtet werden. Eltern und Schüler wurden vorab darüber informiert. „Von 31 Unterrichtsstunden sind 10 Stunden Deutschunterricht. Das Ziel ist, dass sie nach einem Jahr so gut Deutsch können, um eine Lehre oder eine berufsbildende Schule zu beginnen“, erklärt Direktorin Anita Aufschnaiter, wobei im Gastronomie- und Computer-Bereich auch Praxis am Lehrplan steht. Die 18 Burschen und 2 Mädchen kommen aus Afghanistan, Syrien, Somalia, Nigeria und Kosovo. Etwa ein Viertel ist asylberechtigt, die anderen im Asylwerberstatus, wobei sie für den willkommenen Schulunterricht teilweise weite Fahrtstrecken auf sich nehmen – das Einzugsgebiet reicht von Hochzirl bis Hopfgarten.
Insgesamt finden 60 junge AsylwerberInnen Platz in den drei Schulen, die allesamt im Tiroler Unterland situiert sind. Anita Aufschnaiter weiß um die Herausforderungen, die die Übergangsklasse mit sich bringt und ist dankbar für das Entgegenkommen von Lehrpersonen, die in dieser Klasse freiwillig unterrichten, sowie die Hilfsbereitschaft der Schulgemeinschaft. Das Ministerium schreibe zwar den Lehrplan vor, kümmere sich aber nicht um benötigtes Schulmaterial von den Hausschuhen bis zum Kostenbeitrag fürs Kochen.