STEAM-Labor Wörgl – fit für die Zukunft

Unser Schulsystem hat angesichts des rasanten technischen und wissenschaftlichen Fortschrittes eine Auffrischung der Lehrinhalte dringend nötig. Den „MINT“-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik kommt immer mehr Bedeutung zu.  Umso erfreulicher, dass auf Initiative engagierter Lehrpersonen der Pflichtschulcampus Wörgl nun mit einem STEAM-Labor ausgestattet werden soll, das allen Pflichtschulen des Bezirkes Kufstein sowie des Brixentales für Workshops in den Bereichen „Sience, Technics, Engineering, Arts & Mathematics“ zur Verfügung stehen soll.

Das Land Tirol  schuf mit den MINT-Schecks über 1.000 Euro pro Schule sowie mit 500 Euro im Elementarpädagogik-Bereich ein Anreizsystem für Projekte und Ausbildungsinitiativen in diesen Fächern. Zur Förderung stellt das Land Tirol außerdem pro Bezirk nochmals Fördermittel bereit, um MINT- bzw. STEAM-Labore einzurichten.

Während das für die höheren Schulen in Zusammenarbeit mit der FH Kufstein in der Bezirkshauptstadt entsteht, gelang es dem Bildungsberater und Mittelschullehrer in Langkampfen Daniel Aniser, der 15 Jahre an der Wörgler Mittelschule unterrichtete, den Labor-Standort für den Pflichtschulbereich nach Wörgl zu holen. Hier fand er mit Wörgls Volksschuldirektor Dipl.-Päd. Reinhard Angerer einen engagierten Mitstreiter, der zunächst die Koordination übernommen hat, um das Projekt samt EU-Förderantrag auf Schiene zu bringen.

Ein ambitioniertes Projekt, das nach Auslaufen der auf drei Jahre anberaumten EU-Förderung auf eigenen Beinen stehen soll. Was man sich unter einem STEAM-Labor vorstellen kann, erläutert Angerer am Beispiel des an der Volksschule bereits eingerichteten STEAM-Raumes für digitale Grundkompetenzen, das Angerer im Rahmen der Aktion „100 Schulen – 1000 Chancen“ realisieren konnte. „Für unsere Kinder stehen an der Volksschule 120 Chromebooks zur Verfügung. Jede Schülerin und jeder Schüler erhält ein Google-Education-Konto, das die gesamte Pflichtschulzeit geführt wird. So kommen unsere Volksschulkinder schon mit EDV-Wissen in die weiterführenden Schulen“, erklärt Angerer und demonstriert schuleigene Hightech-Geräte wie Laserschneider und 3D-Drucker, die neben den Bildschirmarbeitsplätzen spannende praktische Anwendungsmöglichkeiten bbieten. So entstehen hier etwa kreative Mutter- und Vatertagsgeschenke nach Entwürfen der Kinder.

Das neue STEAM-Labor, ausgelegt auf die Altersgruppe von 6 bis 16 Jahren, soll an der MS2 in Wörgl entstehen. „Die Einrichtung wird 250.000 bis 300.000 Euro kosten“, erklärt Angerer, wobei es jetzt gilt abzuklären, welche Fördergelder dafür von welchen Stellen lukriert werden können. Nach Besprechungen mit der Stadt und der Wirtschaftskammer ist der Verein Innovationsraum Kufstein als Träger angedacht. Alternativ könne ein eigener Trägerverein ins Leben gerufen werden.

„Für den Workshop-Betrieb im STEAM-Labor stellt die Bildungsdirektion Unterrichtsstunden für den Start 15 Wochenstunden zur Verfügung. Mit dem Start im Schuljahr 2025/26 soll ein Tag in der Woche den auswärtigen Schulen für die jeweils zweistündigen Workshops zur Verfügung stellen. An vier von fünf Schultagen findet in den Räumen der Informatik- und Werkunterricht für die MS2-SchülerInnen statt“, erklärt Angerer. Das Labor könne zudem in der unterrichtsfreien Zeit über den schulischen Betrieb hinaus genützt werden – als Makerspace bzw. Fab-Lab, wobei hier mit Einmietungen auch Einnahmen zur Kostenabdeckung erwirtschaftet werden könnten. Welche Workshops sind im STEAM-Labor angedacht? Da listet Reinhard Angerer einige Beispiele auf: „Robotik, 3D-Druck und 3D-Zeichnen, Chemie- und Physik-Versuche, Löten, Lasern oder Programmieren.“

Bei der Raumsuche für das zukunftsweisende Labor-Projekt kamen der bestehende Werkraum sowie der bestehende Informatik-Raum im Keller der Mittelschule 2 ins Visier. „Bei der Standortsuche wurden auch Überlegungen zur Einmietung außerhalb der Schulen angestellt, aber aufgrund der hohen Mietkosten wieder verworfen“, erklärt Angerer, der davon ausgeht, dass die Umbaukosten für die räumliche Infrastruktur die Stadt trägt und das Mobiliar wie die Geräte des Labors mithilfe der Fördermittel angeschafft werden. „Ziel ist es, das STEAM-Labor langfristig in Wörgl zu verankern und bei Neubauprojekten am Schulcampus Wörgl dann entsprechend einzuplanen“, so Angerer. Der nächste Schritt sei nun die Einrichtung eines professionellen Projektmanagements und mit Albert Polletta sei auch schon ein designierter Projektleiter gefunden worden.

Die Wörgler sahen sich auch an, wie STEAM-Labore in anderen Bezirken realisiert wurden. Etwa in Landeck, wo am Campus drei freie AHS-Räume verwendet wurden. Oder an der HAK in Kitzbühel. Dort verwende man auch einen Kellerraum – allerdings nicht für den Unterricht, sondern fürs Abstellen des mobilen STEAM-Labors, das auf Wägen untergebracht ist und zum Unterricht in die Klassenräume geholt wird.

Campus Wörgl – was ist das?

„Seit zwei Jahren ist der Campus Wörgl ein Thema, wobei unter diesem Arbeitsnamen nun seit eineinhalb Jahren der Austausch unter den Schulleitern forciert wird, um vermehrt zusammen zu arbeiten“, erläutert Angerer. Die schulübergreifende Vernetzung der Lehrpersonen diene auch dem Ziel, Kinder während ihrer gesamten Pflichtschulzeit optimal zu begleiten und schulübergreifend zusammenzuarbeiten.

„Da halten zum Beispiel Poly-SchülerInnen Erste-Hilfe-Kurse in der Volksschule. Nächstes Jahr soll es gemeinsame Werkstunden geben. Wir denken auch an, den Volksschulchor um MittelschülerInnen zu erweitern. In Planung ist auch eine gemeinsame Nutzung des Schulgartens und im Herbst startet mit dem dem ZeMit Tirol die Initiative „Bildungsräume schaffen“ zum Schwerpunkt Migration und Wertevermittlung“, schildert Angerer Inhalte, die sich im Rahmen der Campusentwicklung bereits abzeichnen und von Lehrerfortbildungsprogrammen begleitet werden.