Das außergewöhnliche Theaterprojekt vom Theater unterLand „Fremd daheim. Daheim fremd.“ zeigt, was mit Liebe, Leidenschaft und Ausdauer beim Theater alles möglich wird: Junge Flüchtlinge bringen ihr Leben zwischen zwei Welten auf die Bühne. Die Szenen erarbeiteten sie gemeinsam mit Regisseurin Irene Turin, gespielt wird mit herzerfrischender Spielfreude auf Deutsch – heute, Freitag am 23. Juni 2017 um 20 Uhr nochmals im Komma Wörgl.
Die Premiere am 21. Juni 2017 war ein Riesenerfolg – mit Überraschungen. Die erste war der enorme Publikumsandrang, weswegen kurzerhand die Saalbestuhlung aufgestockt werden musste. Die BesucherInnen erlebten dann einen gleichermaßen unterhaltsamen und witzigen, aber auch nachdenklich stimmenden, sehr berührenden Theaterabend, bei dem alle Mitwirkenden mit ihren Darstellerleistungen höchste Bewunderung und tosenden Applaus ernteten.
Die monatelange, unter nicht ganz einfachen Bedingungen erfolgte Probearbeit hat sich über die Bühne hinaus in mehrfacher Hinsicht gelohnt. Denn das Resultat ist nicht nur ein höchst sehenswerter Theaterabend. Besser hätte die Idee der Wörgler Theater-Macherin Mag. Irene Turin garnicht Gestalt annehmen können – inklusive der beabsichtigten „Nebenwirkungen“ hinsichtlich Spracherwerb und Kennenlernen unserer kulturellen Verhaltensweisen. Was auch bedeutet, über den eigenen Schatten zu springen – wenn etwa ein Auftritt das Tragen von Frauenkleidern erfordert.
Die Szenen entstanden während der Probearbeiten seit Februar 2017 und stellen Alltagssituationen dar – beim Arzt, in der Schule, die gerade für Mädchen keine Selbstverständlichkeit ist. Die unterschiedlichen Vorstellungen von Vätern und Töchtern, wenn´s ums Heiraten geht. Aber auch Deutschlernen, ein Einkaufsbummel oder die Situation von Alleinerzieherinnen in den Herkunftsländern der jungen Flüchtlinge aus Afghanistan und dem Iran vermitteln einen Einblick in die Herausforderungen und Lebensumstände, mit denen die Jugendlichen konfrontiert sind.
Das Darsteller-Team, dem von Anfang an Ali, Mahdi, Maisam, Mohammad, Rahila, Reza, Veyt und Zahra angehört haben, wuchs um Andrea, die aus Spanien kommt, Jalil und Ghasem sowie um Evelyn Entleitner, die sonst im Ensemble der Stadtbühne Wörgl zuhause ist und die an der Inszenierung am meisten begeisterte, dass „Raum für interkulturelle Begegnungen geschaffen und Menschen einander näher gebracht werden“. Erst zwei Wochen vor der Premiere stieß der Musiker Thaisir Haj Hussein zum Ensemble, der einfühlsam mit seiner Tambur live orientalische Klangfarben in den Theaterabend einwebt.
Hinter den Kulissen findet das Theater unterLand tatkräftige Unterstützer – an der Technik Ulf Ederer, der ebenso wie Tom Mey und Sophia Luftensteiner bei der Erstellung von Drucksorten mithalf. Toneinspielungen erstellte das Wörgler Tonstudio Noise & Harmony, Birgit Huber von der BFW+AL Wörgl half beim Bühnenbild, der Rot-Kreuz-Kleiderladen bei den Kostümen. Zu den Unterstützern zählen weiters die Stadt Wörgl, das TheaterNetz Tirol und Hans Stöckl bei den Aufführungen in Ellmau, der Verein Komm!unity und der Verein YA! Young Acting bei der Teilnahme am Kinder- und Jugend-Theater Festival 2017.
Besonderen Anteil am Gelingen der Eigenproduktion des Theater unterLand hat Irene Turin, die neben der Regie auch die Organisation übernahm und die Stückentwicklung begleitete. Die richtige Mischung aus Freiraum und Disziplin bei der Probenarbeit zu finden erforderte Fingerspitzengefühl und wohl auch Ausdauer. Das Resultat überzeugt jedenfalls in jeder Hinsicht und ist nach der Aufführung am 23. Juni um 20 Uhr im Komma Wörgl noch am 25. Juni 2017 um 20 Uhr und am 28. Juni 2017 um 19 Uhr in der Aula der Volksschule Ellmau zu sehen. Karten gibt´s im Vorverkauf online unter theaterunterland@gmx.at ,beim TVB Wilder Kaiser sowie an der Abendkasse.