Ohne Pyrotechnik und überlange Hörner gelten Perchtengruppen in Wörgl laut Verordnung noch als Brauchtum und dürfen in der Innenstadt ohne Sicherungsvorrichtungen unterwegs sein. Am „Teufeltag“ und am „Nikolotag“ 2017 nützen die „Wörgler Perchten“ und die „Schworz Manda Pass“ diesen Rahmen, um tampernd durch die Bahnhofstraße zu ziehen. Am 5. Dezember vertrieben die Wörgler Perchten auch vor dem Stadtamt alle „bösen Geister“.
Vor 12 Jahren gründeten Obmann Martin Sollerer und Gleichgesinnte die Pass „Wörgler Perchten“ ganz nach dem traditionellen Vorbild des Perchtenbrauchtums am Angerberg. Elf Tamperer, drei Glogginger und eine Hex werden üblicherweise von drei „Peaschtl-Security“-Begleiterinnen flankiert, die dem zu Fuß weiterziehenden Tross auch beim Überqueren von Straßen behilflich sind. Mit lautem Tamtam kehrte die Wörgler Perchtenpass, deren Mitglieder von 11 bis 53 Jahre alt sind, wieder zur Mittagszeit beim Stadtamt ein.
Dort wurden die Brauchtumspfleger von Bürgermeisterin Hedi Wechner, den Vizebürgermeistern Mario Wiechenthaler und Hubert Aufschnaiter sowie zahlreichen StadtamtsmitarbeiterInnen und Passanten schon erwartet. Die Bürgermeisterin gesellte sich beim Auftritt in den Kreis zum „Hexen-Hoagascht“. Die „Hex“ Werner Handl ließ danach aber unmissverständlich wissen, dass ausschließlich sie an diesen beiden traditionellen Peaschtltagen uneingeschränkt der Chef der Pass ist. Die Wörgler Perchten setzen aufs alte Brauchtum ohne Pyrotechnik und modernisierte Masken. Die Masken hat übrigens alle Obmann Martin Sollerer angefertigt, der auch für andere traditionelle Gruppen zum Schnitzmesser greift. „Die Nachfrage steigt immer mehr“, weiß Sollerer. Die Perchtenvereinsmitglieder treffen sich auch während des Jahres zu gemeinsamen Aktivitäten wie Radlfahren, Grillen oder Schwimmen, um den Zusammenhalt zu fördern. Unterstützt wird auch der Nachwuchs – etwa die Nachwuchs-Gruppe Hirschkopf-Pass, die ebenfalls in der Wörgler Vogelweiderstraße beheimatet ist. Unweit davon befindet sich auch das „Peaschtl-Kammerl“ der Wörgler Perchten, wo die Familie Sollerer für die zwei wilden Tage zur „Peaschtl-Pension“ wird. Zum Perchten-Brauch zählt, dass die „Dämonenvertreiber“ auch eine Stärkung den weiteren Weg mitbekommen. Die Stadt sorgte mit Zillertaler Krapfen und ausreichend Flüssigkeit zum Nachspülen für den nötigen Energieschub.
Die „Schworz Manda Pass“ gründete sich 2015 und ist am Gelände des Vereins Vaterland beim Innsteg zuhause. Acht erwachsene Perchtenläufer und ein Nachwuchs-Peaschtl mit zwei Fellteufeln und einer Hex sowie drei Helfern bilden die Pass, die sich ebenfalls vorwiegend am Angerberger Brauchtum orientiert. Sie tragen im Unterschied dazu aber schon dickere Bratschengewänder und werden von Fellteufeln begleitet. Das Alterspektrum reicht von 6 bis 51 Jahren. Auch die „Schworz Manda Pass“ setzt auf Tiroler Larven: „Die Masken der Tamperer wurden alle im Tiroler Unterland hergestellt. Auch die Teufelsmasken werden wir noch auf traditionelle Masken umrüsten, die uns Daniel Plangger schnitzt“, teilt Obmann Marco Hladik mit, der die Mithilfe vieler nicht maskierter Helfer zu schätzen weiß: „Ohne Ernst Schiller oder ohne unseren Traktorfahrer wäre das nicht möglich.“ Nach dem Tour-Start beim Branzä tamperte die „Schworz Manda Pass“ u.a. bei der Wörgler Bäckerei Mitterer, die mit sie mit süßen und salzigen Köstlichkeiten aus der Backstube belohnte.