Der CryptoCircle des Unterguggenberger Institutes befasst mit der Anwendung von Blockchain und Kryptowährungen und thematisierte im Laufe der Zeit immer wieder, nach welchen Spielregeln diese digitalen Verrechnungssysteme funktionieren, welche Zwecke sie erfüllen und worauf beim Einstieg in die neue Währungsvielfalt zu achten ist.
Am Mittwoch, 4. Dezember 2019 steht beim CryptoCircle einmal mehr Währungsdesign im Mittelpunkt: Diesmal widmet sich der Stammtisch der Frage „Welche Währung(en) braucht die Welt?“ Welche Bezahl- und Austausch-Systeme und welche digitalen Währungen existieren bereits in der Praxis? Wofür werden sie verwendet? Und welche neuen Anwendungen würden wir uns wünschen?
Ideen aus Währungsdesign-Workshop
Nach der Sommerpause gestaltete CryptoCircle-Leiter Heinz J. Hafner für die CryptoCircle-Mitglieder einen kompakten Währungsdesign-Workshop in zwei Teilen, bei dem eigene Ideen eingebracht und auf ihre Umsetzbarkeit hin durchleuchtet wurden.
„Das Warum ist eine zentrale Frage – was ist das Besondere? Gibt es klare Ziele? Welche Probleme werden damit gelöst?“ – mit diesen Fragen beschäftigten sich die TeilnehmerInnen im ersten Teil, in dem sie auch aufgefordert wurden, sich Gedanken über den Lebenszyklus ihrer Währung zu machen: Wie entsteht sie? Wie wird sie benutzt? Wie aufbewahrt? Und wie verschwindet sie wieder? Um Ziele und Nutzen zu erreichen, müssen Eigenschaften formuliert, Bedenken und Gefahren berücksichtigt und ein Regelwerk geschaffen werden.
Eine sehr komplexe Materie – und so wurden die „Währungsdesigner“ mit Hausaufgaben beauftragt, deren Resultate im zweiten Workshop-Teil in der Gruppe diskutiert wurden. Unter den mitgebrachten Ideen waren da digitale Lösungen, um die Ortsvitalität und regionalen Einkauf zu steigern ebenso wie ein spaßiges Freizeit-Tool am Handy zur Belebung der Wörgler Gastronomie. Was ein „Regenwald-Coin“ für die Erhaltung des wertvollen Ökosystems beitragen könnte wurde ebenso durchexerziert wie die Idee, den WOMC zur Gemeinschaftswährung weiter zu entwickeln.
Einige Workshop-TeilnehmerInnen kamen aber auch zum Schluss, dass für ihre Ziele weder Blockchain noch Krypto-Währungen taugen und stattdessen auch klassische Gutschein-Systeme, Bartering oder Crowdfunding-Plattformen die richtigen Instrumente wären. Auf dem Weg zur Realisierung warten zahlreiche Herausforderungen: Team, Struktur, Budget – Zeit, Geld und Ressourcen. „Ziel unseres Workshops war, zu verstehen, wozu ein Coin gut sein kann, aber auch, dass er nicht in jedem Fall sinnvoll ist“, fasst Hafner zusammen und rät, vor Start eines Systems dessen Zirkulation und Lebenszyklus zu simulieren und die Praxis auch schon mal vorab in Gruppen durchzuspielen, um Grenzen und Möglichkeiten auszuloten und Stolpersteine frühzeitig zu entschärfen.
Von Scams & digitalen Betrügereien
Worauf ist zu achten, um beim Einstieg in die digitale Währungswelt nicht Opfer von Betrügereien oder „Schneeball-Systemen“ zu werden? Wann sollte man misstrauisch sein? Immer wieder macht Internet-Kriminalität Schlagzeilen. Da wird hoher Gewinn versprochen, zu raschen Entscheidungen gedrängt oder gar Fremdzugriff auf den Rechner verlangt, werden Rechnungen ohne vorherige Leistungserbringung gestellt oder anonymisierte Vorauszahlungen verlangt, die nicht rückverfolgbar sind.
„Scams sind aber nicht automatisch ein Betrugsversuch“, erklärte Heinz Hafner beim CryptoCircle im November, der sich dem Themenfeld Scams und digitale Betrügereien widmete. Dass gewinnversprechende Investitionen in Kryptowährungen wie ein Kartenhaus zusammenfallen, kann auch daran liegen, dass beim Projekt etwas schiefgeht – nicht immer stehe böse Absicht dahinter. Um Scams zu vermeiden, sollte man online Warnungen – Scam Alerts – durchsehen, Kontaktdaten prüfen, nach technischen Ansprechpartnern fragen und diese recherchieren bzw. deren Ruf in der Software-Szene ausforschen. Ratsam ist, sich Team, Website, Whitepaper, Token-Handel/Umsätze/Handelsplätze anzusehen und zu überlegen, ob die fachliche Anwendung plausibel ist. Zu den Entscheidungskriterien beim Investieren zählt auch der Zeitpunkt: Wer in der Anfangsphase einsteigt, hat in der Regel ein höheres Risiko als Anleger, die dann in der Marktphase investieren.
Heinz Hafner informierte weiters über Anleger-Strategien generell, erläuterte Crowdfunding und den Unterschied zum Investment in Kryptowährungen. Bezahlen mittels Prepaid-Vouchers wurde ebenso erklärt wie Strategien, um das eigene Profil im Internet zu verwässern und damit weniger Angriffsfläche für gezielte Werbeschaltungen zu liefern.
Infos zum Erkennen von Scams gibt´s für Interessierte u.a. auf Englisch online unter https://masterthecrypto.com/identifying-scam-coins/?lang=de
CryptoCircle geht 2020 weiter
Der CryptoCircle zeigt die Welt der digitalen Währungen anhand praktischer Beispiele, erklärt deren alltäglichen Einsatz und Nutzen. Das Verständnis und der sichere Umgang mit diesen neuen Methoden des Zahlens und Austausches stehen im Vordergrund. Die Treffen vermitteln Expertenwissen in verständlicher Form.
Die CryptoCircle-Treffen im Tagungshaus Wörgl sind immer mittwochs von 19-22 Uhr – die Termine 2020: 8. Jänner, 5. Februar, 4. März, 1. April, 6. Mai, 10. Juni, Sommerpause, 7. Oktober, 4. November, 2. Dezember 2020.
Die Treffen in gemütlicher Runde sind ein interaktives Wissens- und Erfahrungsvermittlungsformat, angeleitet vom Facilitator und IT-Experten Heinz J. Hafner, rund um Blockchain-Anwendungen und Kryptowährungen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Der CryptoCircle beginnt pünktlich um 19:30 Uhr. Eintritt: 1 WOMC „Wörgler Open Market Coin“ in Form einer Murmel – kann mitgebracht oder ab 19:00 Uhr vor Ort um 2 Euro erworben werden.