Weichenstellungen für Wörgler Verkehrsinfrastruktur

Der Wörgler Gemeinderat befasste sich am 25. Mai 2023 mehrfach mit Wörgls Verkehrsinfrastruktur. Mit Mehrheitsbeschlüssen wurden die Begegnungszone in der nördlichen Bahnhofstraße und die Vergabe der Bauarbeiten inklusive Stadtplatz-Neugestaltung um 4,07 Millionen Euro an die Firma Fröschl vergeben. In Vorbereitung der Weiterführung der Nordtangente samt Bau des Kreisverkehrs Wörgl Ost beschloss der Gemeinderat eine Änderung des Raumordnungskonzeptes für ein Grundstück in Wörgl Söcking und ermöglicht damit die Ansiedelung für „stärker emittierende Gewerbebetriebe“, was im jetzt schon belasteten Stadtteil nördlich der Bahn bei der Bevölkerung wohl nicht gut ankommen wird.

Der Beschluss betrifft das Grundstück 121/1 (KG 83020 Wörgl-Kufstein), das als „bauliche Entwicklungsfläche“ ausgewiesen werden soll. Diese Fläche ist Bestandteil des neu geplanten Kreisverkehrs „Wörgl Ost“ und bildet die Verbindung der Nordtangente zur Autobahn. Das Grundstück befindet sich laut Bgm. Riedhart im Eigentum der ASFINAG.

Wörgler Gemeinderat am 25.5.2023. Foto: Veronika Spielbichler

Darstellung zur Raumordnungskonzept-Änderung im Zuge der Weiterführung der Nordtangente in Wörgl-Söckingen. Links das Luftbild der betroffenen Fläche, rechts eine Darstellung, die das Gebiet entlang der Autobahn schon jetzt als „belastetes“ und „Sanierungsgebiet“ ausweist.

Die einstimmig beschlossene Änderung des Raumordnungskonzeptes umfasst eine Fläche von rund 8.211 Quadratmeter, derzeit landwirtschaftliche Freihaltefläche. Das Feld ist derzeit über einen Tunnel erreichbar. Der nun bewilligte bauliche Entwicklungsbereich ermöglicht „vorwiegend gewerblich-industrielle Nutzung“ bei „überwiegend geringer Baudichte“ und erhält den „Zähler 30“ – und dieser besagt, dass die Fläche als „Standort für stärker emittierende Gewerbebetriebe“ geeignet ist, vorausgesetzt „die Schaffung geeigneter verkehrlicher Erschließung.“ Dieser Beschluss wird nur rechtswirksam, wenn innerhalb der vierwöchigen Auflegungs- und Stellungnahmefrist keine Stellungnahme von „berechtigten Personen oder Stellen“ abgegeben wird.

Lkw-Fahrverbot auf der Nordtangente

Der Gemeinderat beschloss einstimmig ein Lkw-Fahrverbot ausgenommen Anrainerverkehr an der Nordtangente vor der Einfahrt in die Ferdinand Raimund-Straße. Die Nordtangente ist Richtung Stadtzentrum nach der Kreuzung Spar-Straße eine Sackgasse. Das nehmen Lkw-Fahrer aber immer wieder nicht ernst und versuchen trotz bestehender Warnschilder und Verkehrszeichn, auf diesem Weg in die Stadt zu fahren. Sie kommen aber aufgrund zu niedriger Tunnel nicht weiter, müssen umständlich wenden oder im Rückwärtsgang den Rückzug antreten und behindern dabei den Verkehr. Bei waghalsigen Wendemanövern werden auch oft Anlagen an der Straße beschädigt.

„Erfahrungsgemäß ist der Lkw-Verkehr durch Verkehrszeichen nicht aufzuhalten“, heißt es im Antrag an den Gemeinderat. Um der Stadtpolizei die Legitimation zur Ausstellung von Verkehrsstrafmandaten zu geben, verhängt dieser nun das Lkw-Fahrverbot ab bei der letzten Umkehrmöglichkeit.

Behindertenparkplatz in der Bahnhofstraße

Aufgrund der Umgestaltung der Bahnhofstraße vor der Stadtapotheke Stawa muss ein neuer Standort für den Behindertenparkplatz gefunden werden. Der Gemeinderat beschloss einstimmig, diesen vor dem ehemaligen „Hervis“-Geschäftslokal an der Kreuzung Fritz-Atzl-Straße zu positionieren.

Zu Gemeindestraßen wurden folgende Straßenzüge erklärt: Johann Federer Straße, die Josef und Georg Rainer Straße und die Brixentaler Straße. Die Straßen werden zwar jetzt schon von der Gemeinde betreut. Die ausdrückliche Ausweisung als Gemeindestraße sei aber neuerdings vom Grundbuch-Amt verlangt. Bei verordneten Gemeindestraßen können keine Rechte ersessen werden.

Begegnungszone – Diskussion im Gemeinderat

Keine Einstimmigkeit gab´s im Gemeinderat bei den Beschlussfassungen zur Begegnungszone in der Bahnhofstraße. Als Verfechter der Fußgängerzone stimmten STR Christian Kovacevic und GR Mag. Gabi Madersbacher gegen die Verordnung der Begegnungszone wie auch gegen die Auftragsvergabe zum Bestpreis an die Firma Fröschl. Bei diesem Beschluss enthielt sich FWL-GR Christopher Lentsch der Stimme.

Grün-GR Iris Kahn erkundigte sich, wie´s mit der Begegnungszone im restlichen Teil der Bahnhofstraße weitergeht. Da für das neue Stawa-Haus die Tiefgaragenzufahrt über die Bahnhofstraße sowie oberirdische Parkplätze in der letzten Gemeinderatsperiode bewilligt wurden, ist keine Fußgängerzone möglich.

„Besser den Spatz in der Hand als die Taube am Dach“ lautete die Devise für Kahn und GR Dr. Herbert Pertl bei der Zustimmung zur BeZo. Pertl wies zudem darauf hin, dass die Ausführung der Begegnungszone baulich gleich wie die geplante Fußgängerzone erfolgt. Ob künftig weniger motorisierter Verkehr in der Bahnhofstraße unterwegs ist, wird an weiteren Maßnahmen liegen. „Jetzt gilt Tempo 20, es gibt keine Kurzparkzone mehr, nur noch Haltebuchten. Das Parkleitsystem wird aktualisiert“, erklärte Bgm. Riedhart und meinte, dass die Wirkung erst mit Umsetzung des ganzheitlichen Verkehrskonzeptes voll eintrete.

Schockiert von den vorliegenden Kosten von über 4 Millionen Euro zeigte sich STR Christian Kovacevic, der ebenso wie GR Madersbacher eine Verdoppelung der ursprünglich für die Fußgängerzone geplanten Kosten kritisiert. Die Kosten wolle man auch nicht schönreden, meinte Bgm. Riedhart. Die Finanzierung sei aber gewährleistet. Stadtbaumeisterin Melanie Partoll wies auf Baukostensteigerungen und bisher nicht berücksichtige Kosten für Unterbau und Grundablösen hin.

Madersbacher und Vizebgm. Roland Ponholzer rechneten vor, dass der Baukostenindex in den vergangenen zwei Jahren um 17,5 % gestiegen sei, die nun ausgewiesene Preissteigerung damit nicht erklärt werden könne. „Eine halbe Million ist mir nicht erklärbar“, so Ponholzer, der erklärte, „mit Bauchweh zuzustimmen“.

„Mich wundert, dass der Baustart vor dem Beschluss im Gemeinderat erfolgt ist“, wandte Kovacevic ein. Es sei zwar „grundsätzlich positiv“, wenn schnell gebaut werde, aber die Optik sei schlecht. Riedhart begründete die Vorgangsweise mit dem Stadtfest-Termin im Juli – bis dahin solle der Stadtplatz fertig gestellt und fürs Vereinsfest zur Verfügung stehen.