Alles andere als gut weg kommt das neue „Ärztehaus Stawa“ in der Wörgler Bahnhofstraße in der aktuellen Ausgabe des aut.Magazins des 1993 gegründeten Vereins „aut. architektur und tirol“. Wörgl habe „statt zukunftsfähig zu bauen und auf baukulturelle Qualität zu setzen, eine Rolle rückwärts in ein architektonisches Disneyland namens Pseudo-Historismus gemacht“, schreibt Ivona Jelčić im aut: info 1/23.
„Gäbe es ein Ranking der scheußlichsten Gewerbezonen-Geschwüre, die um österreichische Orte wuchern, Wörgl wäre sicher ganz vorne mit dabei“, leitet die Autorin ihren Beitrag über das neue Ärztehaus Stawa in der Bahnhofstraße ein, in dem Ordinationen, Wohnungen und ein Gastro-Betrieb Platz finden werden. Seit Jahrzehnten sei die Verbauung der Wörgler Ortsränder ein „Trauerspiel“, das nun auch in der Innenstadt seine Fortsetzung finde. Jüngstes Ergebnis sei nun „eine schneeweiße Retro-Fantasie mit mächtigen Rundbogenfenstern, pseudo-barocken Balustraden, Gesimsen und einer aufgesetzten Kugel“, die laut Einreichplanung noch vergoldet werden soll.
Der Bauherr sei „dem architektonischen Zuckerguss verfallen“ und habe seine Vorstellungen offenbar gegen anderslautende Empfehlungen durchgesetzt. Der Gestaltungsbeirat des Landes sei im Vorfeld immerhin um Stellungnahme gebeten worden und hatte dringend empfohlen, auf ortsfremde Elemente wie die hohen Fassadenfenster und die erwähnte Goldkugel zu verzichten. Ivona Jelčić kritisiert nicht nur das Gebäude, auch die verpasste Chance, mittels Errichtung eines Durchganges Richtung Westen die Option auf erweiterte Fußgänger- bzw. Begegnungszonen offenzuhalten.
„Denn was sind schon baukulturelle Empfehlungen, Fragen zum Ortsbild und städtebauliche Überlegungen gegen die Edelkitsch-Architekturträume eines Einzelnen? In Wörgl sind sie offenbar wenig wert“, schließt die Autorin ihren Beitrag, der in voller Länge online hier nachzulesen ist:
https://aut.cc/magazin/aut-feuilleton/aut-sch/ivona-jelcic-retro-kitsch
(Verlinkung mit freundlicher Genehmigung von aut. architektur und tirol)
