Kapellen und Marterl sind Flurdenkmäler und Bestandteil der religiösen Tiroler Volkskultur. Ob und wie diese gepflegt werden, offenbart Werthaltungen einer Gesellschaft. Manche verschwinden einfach – andere werden erhalten und gepflegt. Nachdem das „Ralser-Kreuz“ renoviert am neu gestalteten Platzerl an der Kreuzung Vogelweiderstraße-Eisstein-Straße heuer schon aufgestellt wurde, soll es auch eine Renovierung für die Riedhart-Kapelle an der Innsbruckerstraße geben.
Ein Bankerl zum Verweilen und ein neues, schindelgedecktes Wegkreuz-Gehäuse auf gepflasterter Fläche laden Spaziergänger zum Badl zum Rasten ein. „Für die Neugestaltung halfen die Familie Ralser, die Stadtgemeinde, der Tourismusverband und die Wohnbaufirma zusammen“, erklärt Stadtbaumeister DI Hermann Etzelstorfer.
Die Stadt wird sich heuer noch an einem weiteren Renovierungsprojekt beteiligen. Die Riedhart-Kapelle an der Innsbruckerstraße befindet sich in einem erbärmlichen Zustand. Ein Riss im Gemäuer, Schmierereien an den Wänden, ein desolates Dach. Kein schöner Anblick. So wurde in Pfarre und Gemeindestube beraten, was getan werden kann. „Der private Besitzer hat die Kapelle heuer ins Eigentum der Stadt übergeben. Geplant war zunächst ein Sanierungsprojekt unter Mithilfe der Polytechnischen Schule. Da die nötige Schülerkapazität dafür nicht vorhanden ist, hat sich das Projekt zerschlagen. Der städtische Bauhof wird nun die Sanierung übernehmen, wobei nach Auskunft des Stadtbauamtes das dringendste Problem das desolate Dach darstellt“, erklärt Vizebgm. Hubert Aufschnaiter.
Über die Geschichte der im Jahr 1900 errichteten Riedhart-Kapelle berichtet Dr. Günther Moschig im Wörgler Heimatbuch. Michael Ruech, seit 1836 Besitzer beim Riedhart, war als Wörgler Original bekannt, vor allem als Verfasser verschiedener Gstanzln und Spottgedichte, von denen das „Wörgler Schweizerlied“ das bekannteste ist. Die Maria mit dem Kind über der tür und die Schutzmantelmadonna im tonnengewölbten Innenraum wurden vom Wörgler Künstler Franz Schunbach anlässlich der letzten Restaurierung 1979 historisierend nach dem Vorbild der italienischen Renaissance ausgeführt. Zu den Wegkreuzen hält Moschig fest, dass diese im Raum Wörgl aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen. Zum Schutz vor der Witterung wurden diese Kreuze überdacht, manche markierten frühere Prozessions-Stationen. So war das Kreuz in der Eissteinstraße bis zum Jahr 1955 Station für die Fronleichnams-Prozession.