Feuchtbiotop-Pflege nützt der Artenvielfalt in der „Filz“

Das Wörgler Feuchtbiotop Filz ist ein Naturjuwel und gilt tirolweit als Vorbild für Pflege und Erhalt der selten gewordenen Tier- und Pflanzengemeinschaften in Moor- und Feuchtwiesen. Die Artenvielfalt wäre allerdings ohne menschliches Zutun gefährdet. In diesem Bewusstsein kümmern sich freiwillige HelferInnen rund um Filz-Aktivistin Maria Ringler und Schutzgebietsbetreuer Philipp Larch um die notwendigen Arbeiten.

Die menschlichen Eingriffe erfolgen in enger Abstimmung mit Experten und beinhalten die jährliche Mahd im Herbst ebenso wie laufende Pflegemaßnahmen, die das Entfernen von Neophyten wie dem drüsigen Springkraut beinhalten. „Im Herbst wurde mithilfe der Werkbank-Mitarbeiter die Moorfläche händisch entbuscht und in den Randbereichen Weiden und Maulbeerbäume zurückgeschnitten“, teilt Philipp Larch mit.

Das vorgesehene Ausbaggern des zuwuchernden Teiches wurde auf Anraten des Amphibien-Experten Florian Glaser auf später verschoben. „Besser ist, die Beschattung und den Pflanzenbestand im Teich zu verringern und einen dritten Teich neu anzulegen“, erklärt Philipp Larch Maßnahmen, um die Bedingungen für Amphibien wie den Teichfrosch oder die Gelbbauchunken zu verbessern. Deren Population hat durch das Zuwuchern der offenen Wasserflächen und das leider verbotenerweise erfolgte Aussetzen von Goldfischen stark abgenommen. „Mithilfe von Reusen haben wir 2016 bereits 25 Goldfische gefangen. Da der Teich aufgrund der tiefen Wintertemperaturen heuer bis auf den Grund durchgefroren sein dürfte, sind acht weitere Goldfische erfroren“, teilt Larch mit, der im Mai nochmals Reusen aufstellen wird. Zum Freihalten der Wasserfläche werden auch in den nächsten Jahren Rohrkolbenbestände entfernt und Weiden auf Stock gesetzt.

„Ein weiteres großes Thema ist heuer die Entfernung der Goldrute. Sie muss vor der Blüte ausgerissen werden“, kündigt Larch die Fortsetzung des „Feldzuges“ gegen einwandernde Neophyten an, die die heimische  Flora verdrängen und dadurch seltene Arten gefährden. Auch das sogenannte Berufskraut sollte ebenso wie noch vorhandene Springkraut-Bestände entlang des nördlich verlaufenden Radweges bereits im Sommer vor der Blüte entfernt werden.

Ein Aufwand, der sich lohnt, wie der Biologe und Botaniker Paul Vergörer anhand seiner 2016 begonnen Pflanzenzählung bestätigt: „Die Filz hat sich sehr schön entwickelt“. Vergörer war bereits bei Einrichtung des Schutzgebietes durch die Ökologiegruppe Wörgl in den 1980er Jahren dabei und freut sich, dass das damalige Moor-Kerngebiet um die angrenzenden Feuchtwiesen erweitert wurde. Vergörer setzt 2017 seine Pflanzenzählung fort. Philipp Larch schätzt die Erhebung: „Es gibt nur wenige Schutzgebiete, von denen so viele Daten vorliegen.“ 2018 werden es noch mehr werden – nach ihrem Einsatz im Kramsacher Feuchtgebiet Loar heuer werden Alois Ortner und Kurt Lechner ihre 2005 erstmals durchgeführte Schmetterlings- und Libellenzählung wiederholen.

Anliegen der Filz-Aktivisten ist die Vermittlung von Wissen und Bewusstsein für das ökologisch wertvolle Biotop. „Der Wörgler Filmer Armin Oberhauser hat eine 40minütige Dokumentation über die Filz mit Filmaufnahmen von 2011 bis 2016 erstellt, die wir im Herbst öffentlich vorführen wollen“, kündigt Maria Ringler an. Philipp Larch arbeitet derzeit an einem Programm zur Umweltbildung, das ab 2018 Schulen angeboten werden soll und Themenschwerpunkte wie Insekten, Amphibien und Libellen, Moor und Artenvielfalt in intensiv und extensiv genutzten Wiesen umfasst. Maria und Philipp begleiten immer wieder Gruppen durch die Filz – so kamen im vergangenen Jahr Kindergartengruppen und Schulklassen ebenso wie 40 Frauen der katholischen Frauenbewegung und interessierte Einzelpersonen oder Kleingruppen.

Im Herbst steht auch heuer wieder die Mahd mit Entfernung des Schnittgutes an, bei dem 2016 Freiwillige ebenso mithalfen wie die Volkshilfe-Einrichtung „Werkbank“ und beim Abtransport der städtische Bauhof. Entsprechend des Pflegeplanes wird ein Zehntel der Feuchtwiese davon ausgespart, um als Rückzugsort für Insekten zu dienen. Nach vier Jahren Pause steht heuer auch wieder die Mahd der Moorwiese an, bei der zur schonenden Behandlung wieder Handarbeit und damit die Mithilfe freiwilliger HelferInnen gewünscht ist. Wer bei der Biotop-Pflege mitmachen will, kann sich an Maria Ringler unter Mobiltel. 0699-81171422 wenden.