Tirolerball-Nachlese: Energiereicher Wörgler Auftritt in Wien

Die Stadt Wörgl feierte am vergangenen Wochenende in Wien mit dem 1863 gegründeten Tirolerbund ein Jubiläum – den 25. Tirolerball im Wiener Rathaus. Unter dem Motto „Energie verbindet“ erstellte Wörgl ein schwungvolles Rahmenprogramm für die rauschende Ballnacht und zeigte bei eisigen Temperaturen auch bei den Aufmärschen zum Empfang im Rathaus am Samstag, 21. Jänner 2017 sowie am Sonntag bei der Kranzniederlegung am Südtiroler Platz und dem Umzug von der Staatsoper zur Gedenkmesse in den Stephansdom und anschließend zum Heldenplatz einen energiegeladenen Auftritt der Traditionsvereine.

Eine traumhafte Winterkulisse verabschiedete am Freitag, 20. Jänner 2017 bei der Busabfahrt die Wörgler Delegation, bestehend aus der Stadtmusikkapelle, der Sepp Innerkofler Standschützenkompanie, den Kasettlfrauen, Abordungen der Schützengilden von Wörgl und Bruckhäusl, des Roten Kreuzes, der Feuerwehren von Wörgl und Bruckhäusl, des Kameradschaftsbundes,  GemeindevertreterInnen, die Betreiber der Marktstandl beim Ball sowie BallbesucherInnen.

In die Vorfreude auf die Ballnacht des Jahres mischte sich für die Aktiven allerdings auch der Ausblick auf ein arbeitsreiches Wochenende, wie das 13 Seiten umfassende Protokoll von Zeremonienmeister Manfred Schachner, Obmann der Schützenkompanie erahnen ließ. Zeit zum ausgelassenen Feiern blieb nach der Ankunft in Wien am Freitag allerdings beim Heurigenabend beim Fuhrgassl-Huber Buschenschank, bei dem die Tanzlmusik „MUNDO“ der Stadtmusikkapelle Wörgl für ausgelassene Stimmung sorgte und schon einmal probeweise zum Tanz aufspielte. Der Tirolerbund ehrte dabei die Organisatoren der Wien-Fahrt und überreichte Erinnerungsgeschenke an Bürgermeisterin Hedi Wechner, das Organisationsteam bestehend aus Manfred Schachner, Brigitta Merkl vom Stadtmarketing und Stadtmusik-Obmann Klaus Unterberger sowie an Kapellmeister Heinrich Lentsch und Schützenhauptmann Manfred Mohn.

Samstag vormittags marschierten die Wörgler bei etlichen Minusgraden ins Wiener Rathaus ein, wo im Arkadenhof der landesübliche Empfang beim Wiener Bürgermeister auf dem Programm stand. Dieser ließ sich von Marianne Klicka, Präsidentin des Wiener Landtages i.R. vertreten. Zur Stelle war auch ein Mann der Wiener Berufsfeuerwehr, um die Gebäudealarmanlage abzustellen, die beim Einmarsch der bewaffneten Schützen die „Eindringlinge“ lautstark gemeldet hatte.  Vom Tirolerbund waren u.a. Präsident Dr. Herwig Pelzer und  Geschäftsführer Johann Baumgartner zur Stelle und freuten sich über den Auftritt der  Wörgler Traditionsvereine, angeführt von Stadtmusikkapelle und Schützen, die auch eine Ehrensalve abfeuerten.

Da in Wien 40.000 TirolerInnen leben und arbeiten, sei Wien die zweitgrößte Tiroler Stadt, betonte Pelzer beim Mittagessen der geladenen Gäste im Rathauskeller, bei dem nach klassischem Tafelspitz und „B´soffenem Kapuziner“ Dankesworte und der Austausch von Erinnerungsgeschenken folgten. Zeitgleich konnten alle nicht aktiven TeilnehmerInnen Wien bei einer Stadtrundfahrt erkunden, und während nachmittags die Mitwirkenden am Ball zu Aufbau und Generalprobe in die Rathaussäle aufbrachen, blieb für alle anderen Freizeit, die etwa für einen Einkaufsbummel am nahe beim Hotel Ananas gelegenen Naschmarkt genutzt werden konnte.

Über 1000 Ballgäste feierten rauschende Ballnacht

Das Logo der Energiemetropole Wörgl begrüßte die Ballgäste schon beim Eingang ins Rathaus und ganz dem Motto „Energie verbindet“ folgend begleitete das Thema Energie die ganze Ballnacht in vielerlei Hinsicht. Die Stadtmusikkapelle eröffnete mit einem Platzkonzert im großen Rathaussaal schon vor der offiziellen Eröffnung um 21 Uhr den Tanz und präsentierte als Höhepunkt den von Ehrenkapellmeister Peter Silberberger eigens für den Tirolerball komponierten  Marsch „Tiroler in Wien“, der das Lied und die Geschichte der Wörgler Bruggenhocker aufgreift. Diese waren beim Zusammenschluss der beiden Wörgler Ortsteile Rattenberg-Wörgl und Kufstein-Wörgl 1910 ein Begriff, wobei die Brücke hier das Verbindende vor das Trennende stelle. Vor der Uraufführung überreichten Peter Silberberger und Heinrich Lentsch die Noten an den Tirolerbund-Präsidenten Herwig Pelzer.

Dieser freute sich, wieder zahlreiche politische Repräsentanten beim Tirolerball willkommen zu heißen – neben Landeshauptmann Günther Platter u.a. die Bundesratspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann, Wiens Vizebürgermeister und Landeshauptmannstellvertreter Johann Gudenus, Nationalrätin Carmen Schimanek, Bundesrätin Mag. Nicole Schreyer und Wörgls Bürgermeisterin Hedi Wechner sowie weitere Bürgermeister aus Tirol, darunter jene des Stanzer-Tales, die 2018 den Tirolerball in Wien gemeinsam mit dem Tirolerbund ausrichten werden.

Landeshauptmann Günther Platter, der vom Abfahrtsrennen auf der Streif in Kitzbühel anreiste, bezeichnete den Tirolerball in Wien als „Höhepunkt eines spektakulären Wochenendes“ und meinte, die Tiroler könnten mit großem Selbstbewusstsein in Wien sein – man zahle auch genug  Steuern in die Bundeshauptstadt. „Ich habe einen Riesenstolz, wie stark hier Wörgl auftritt“, meinte Platter. „Da sieht man auch in Wien, was in Tirol die Tradition ausmacht“, und Platter weiter: „Ich habe großen Respekt vor der Entwicklung der Stadt Wörgl und der Organisation dieses Balles – danke an alle, die mitgearbeitet haben.“

Wörgls Bürgermeisterin Hedi Wechner betonte in ihren Begrüßungsworten den wirtschaftlichen Aufschwung Wörgls als Handelsstadt, wies auf die kulturelle Bedeutung der Academia Vocalis und die geschichtliche des Wörgler Freigeldes hin. Die Eröffnungszeremonie, bei der die Wörgler Fahnenabordnungen beim Einmarsch von weiteren Fahnenträgern begleitet wurden, diente auch als Rahmen für eine Ehrung des Tirolerbundes. Ausgezeichnet wurden Ehrenobmann Reinhard Ring, Ehrenmitglied Elisabeth Hiesmayr, Hannes Kar und Dr. Heinrich Wolf.

Über prominenten Zuwachs konnte sich die Stadtmusik beim Marsch „Dem Land die Tirol die Treue“ freuen, bei dem kurzerhand Tirols Landeshauptmann Günther Platter zum Tenorhorn griff und mitwirkte. Als Hommage an den Tirolerbund und an Wien spielte die Stadtmusikkapelle unter der Leitung von Heinrich Lentsch weiters den von Martin Rabl aus Itter komponierten „Hiesmayr-Marsch“ und die Tritsch-Tratsch-Polka, mit der die Münsterer Volkstanzgruppe „D`Sonnwendler“ die Tanzfläche  vor dem „Alles Walzer!“ beim Donauwalzer offiziell eröffnete.

Im Hauptsaal übernahm nach dem Eröffnungsfestakt das Jazz Orchester Tirol bis Mitternacht die musikalische Unterhaltung, wobei sich herausstellte, dass sich die Ballgäste vorwiegend doch traditionellere Tanzmusik wünschten. Während also hier genug Platz auf der Tanzfläche blieb, füllten sich sie Nebensäle, in denen die Surfassl  Buam und die „Kitzbüheler Skisprungplattler sowie die Wörgler Tanzlmusik „Mundo“ und die „Innsiders“ aufspielten. So verwandelte sich auch der erstmals eingerichtete Marktplatz, an dem fünf Standl zum Thema Tiroler Tracht  und Handwerk eingerichtet waren und die Wörgler Firma Bergbauer Käseschmankerl anbot, in einen Tanzsaal. Freunde von gediegenem Jazz verweilten zudem bei der Wörgler Formation „Abrakadabra“ und der Gruppe „Pearls & Diamonds“.

Mit einer energiegeladenen Mitternachtseinlage überraschte dann die Olympiateilnehmerin Nicol Ruprecht, die mit einer akrobatischen Tanzeinlage zum live gesungenen Operetten-Klassiker „Schenkt man sich Rosen in Tirol“, vorgetragen vom Bariton Liviu Holender und der Sporanistin Florina Ilie, beides hervorragende „Academia Vocalis“-Teilnehmer. Ebenso freudestrahlend wie die musikalische Einlage, die durchaus elektronische Verstärkung vertragen hätte, wurden anschließend die von Stadtmarketing-MitarbeiterInnen verteilten roten Rosen vom Publikum aufgenommen. Mit LED-beleuchtendem Rocksaum wirbelten dann die Mädels der Trachtengruppe D’Sonnwendler mit moderner Choreografie übers Parkett, bevor die Tanzgruppe noch einmal mit ganz traditionellen Tiroler Volkstänzen und Platteln ebenso wie die Solisten zuvor begeisterten Beifall für ihren schwungvollen Auftritt ernteten. Dass sich nach Mitternacht auch im Hauptsaal die Tanzfläche wieder füllte, dafür sorgte die Brass-Band „Viera Blech“.

Auf die glücklichen Hauptgewinner der Tombola zugunsten der Sozialinitiative „Licht für Wörgl“  wartet nun ein maßgeschneidertes Dirndl und eine maßgeschneiderte Lederhose nebst einem Kulturaufenthalt in Wörgl. Weitergetanzt und gefeiert wurde von den weit über 1.000 Ballgästen – die genaue Abrechnung  liegt noch nicht vor – schließlich bis in die frühen Morgenstunden, wobei zum Service ein Bus-Shuttledienst ab Mitternacht bis vier Uhr früh vom Rathaus zum Hotel zählte.

Gedenkfeiern am Sonntag beim Andreas Hofer-Denkmal und im Stephansdom

Rund 150 Vertreter der Wörgler und Bruckhäusler Traditionsvereine fuhren am Sonntag Vormittag zur Kranzniederlegung beim „Andreas Hofer“-Denkmal am Südtiroler Platz in unmittelbarer Nähe des neuen Hauptbahnhofes von Wien. Dieses wurde 1978 nach dem Entwurf des Architekten Prof. Dr. Clemens Holzmeister vom „Tirolerbund in Wien mit dem Verband der Südtiroler“  errichtet und erinnert mit dem eingravierten Text der Tiroler Landeshymne an den Tiroler Freiheitskampf von 1809 und dessen Anführer Andreas Hofer. Nach dem Festakt mit Landeshymne und Ehrensalve formierte sich bei der Staatsoper der Umzug zur Gedenkmesse im Stephansdom, an der Spitze die Stadtmusikkapelle, die im Dom die Europamesse von Franz Nagel aufführte.

Der Gedenkgottesdienst wurde von Msgr. Mag. Franz Schlegl gemeinsam mit dem aus Südtirol stammenden Diakon und Franziskaner Josef Hofbauer und Wörgls Stadtpfarrer Dekan Mag. Theo Mairhofer zelebriert. Die Predigt widmete Erzpriester Schlegl der Geschichte Wörgls vom Beginn der Besiedelung über die erste urkundliche Erwähnung über Besuche von Herrschern und Künstlern wie Mozart bis hin zu den Toten der verlorenen Schlacht 1809 und den Opfern des Nationalsozialismus sowie der Bombenangriffe des 2. Weltkrieges.

Mit einer Warnung entließ Monsignore Schlegl die Gottesdienstbesucher, vor allem jene mit Kindern: „Es wird laut – draußen wird geschossen! Erschrecken Sie nicht. Wir sind froh, wenn uns die Schützen einmal im Jahr helfen, die Tauben zu vertreiben.“ Was den Wörgler Schützen dann nach der Frontabschreitung durch Bürgermeisterin Hedi Wechner, Tirolerbund-Präsident Pelzer und Msgr. Schlegl auch mit exakt geschossener Ehrensalve glückte. Mit einem „Schnapserl für die Ehrengäste“ endete der Festakt vor dem Dom. Danach marschierten die Wörgler TeilnehmerInnen zum Heldenplatz, wo sich alle Aktiven vor der Busabfahrt noch zu einem Erinnerungsfoto versammelten.

Mit vielen unvergesslichen Erinnerungen an den Wien-Aufenthalt im Gepäck fuhren die Tirolerball-Fans am Sonntag mit Bus oder Bahn wieder nach Hause.  „Sehr zufrieden“   ist auch Zeremonienmeister Manfred Schachner, der  insbesonders „die gute Disziplin der Vereine“  lobt: „Wir haben alles mit Bravour gemeistert.“  Viel Lob erntete auch die Stadtmusikkapelle Wörgl, die bei den Freiluft-Auftritten mit besonders harten Bedingungen konfrontiert war und beim Ballauftakt im Rathaussaal ebenso wie bei der Messgestaltung im Stephansdom mit harmonischem Zusammenspiel  aufhorchen ließ.