Die psychiatrischen Behandlungsmethoden veränderten sich seit den 1990er Jahren weg von stationärer Behandlung hin zu möglichst wohnortnaher, ambulanter Versorgung. Damit einher ging die Gründung des Psychosozialen Pflegedienstes, der seit 20 Jahren nun in Wörgl Menschen mit psychischen Erkrankungen aus dem Bezirk Kufstein in Tageseinrichtungen und mit aufsuchendem Dienst betreut.
„2018 gibt es den PSP in Tirol 30 Jahre. Wörgl hatte mit Telfs die Besonderheit, dass wir hier herzlich willkommen geheißen wurden – das war nicht selbstverständlich“, erinnert sich Karl-Heinz Alber, Leiter des PSP Tirol. Seit Eröffnung der Außenstelle in Wörgl, die im City Center untergebracht ist, verzeichnete die Einrichtung mit 15 Vollzeit- und 16 auf geringfügiger Basis beschäftigter Mitarbeitern rund 700 Klienten, die im Schnitt dreieinhalb Jahre in Betreuung sind. Die Diagnosen umfassen Depressionen, Schizophrenie, Bipolare Störungen, Persönlichkeitsstörungen oder psychosomatische Erkrankungen.
„1996 starteten wir in Wörgl mit zwei Klienten in Einzelbetreuung“, blickt Carmen Schwinghammer, seit 15 Jahren Leiterin des PSP Wörgl, zurück. Krankheitsbilder änderten sich seither ebenso wie das Alter der Klienten, die immer jünger werden. War das Durchschnittsalter vor 15 Jahren noch 58 Jahre, so kommen heute die meisten im Alter zwischen 35 und 45 Jahren. Die stationären Aufenthalte sind kürzer, die Anforderungen an den PSP höher, da damit ein ständiger Ausbau des psychosozialen ambulanten Angebotes notwendig wird, das auch die Einbindung Angehöriger umfasst.
„Derzeit ermöglichen wir rund 120 Menschen mit seelischen Erkrankungen mit Beratung, Besuchen Zuhause, Beschäftigungsinitiativen zur sinnvollen Freizeitbeschäftigung und Arbeitsinitiativen zur Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt die Integration in die Gesellschaft“, erklärt Alber. Der PSP arbeitet dabei vernetzt mit dem Verein VAGET, der Suchtberatung BIN und der HPE Selbsthilfegruppe psychisch Erkrankter. Während der vergangenen 20 Jahre wurden vom PSP Wörgl auch drei Wanderausstellungen mit Arbeiten künstlerisch begabter KlientInnen auf die Beine gestellt.
„Psychische Erkrankungen nehmen zu, aber sie sind nicht mehr so Tabu-behaftet – auch dank der Arbeit des PSP“, erklärt Wörgls Bürgermeisterin Hedi Wechner, die den MitarbeiterInnen für ihren Einsatz dankt. Das Angebot des PSP wendet sich an Menschen zwischen 18 und 65 Jahren, ist anonym und kostenlos. Weitere Infos auch telefonisch unter 05332/70511-0.