264 Feuerwehreinsätze in Wörgl

Bei Sirenenalarm ist allen klar – die Feuerwehr rückt aus! Doch diese weithin wahrgenommenen Einsätze sind nur ein Bruchteil des Leistungsspektrums der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Wörgl, wie bei der 148. Jahreshauptversammlung einmal mehr deutlich wurde. Mit den ständig wachsenden Herausforderungen neuer Einsatzgebiete wie Eisenbahntunnel steigt auch die Spezialisierung in den Reihen der 124 Mitglieder zählenden Wehr. Der Wörgler Höhenrettungszug wird mittlerweile bei Notfällen wie auch bei Übungen im gesamten Unterinntal angefordert.

Von den 264 Feuerwehreinsätzen waren 38 Brände und eine Brandwache, 112 technische und 37 Arbeitseinsätze. Hoch ist die Anzahl der Fehlalarme durch Brandmeldeanlagen – deshalb musste 76 Mal ausgerückt werden. Von den insgesamt 14.836 ehrenamtlich geleisteten Stunden entfielen 2.756 auf die Einsätze.

Gleich mit zwei Balkonbränden, entzündet durch Silvesterfeuerwerk, begann das Einsatzjahr für die FF Wörgl, wie aus dem Tätigkeitsbericht von Kdt.Stv. OBI Johann Steinbacher hervorging. Wiederholte Einsätze nach Verkehrsunfällen beinhalteten vom Lkw-Vollbrand bis zur Bergung von Verletzten und Toten  Löscheinsätze ebenso wie technische Einsätze. Das Gefahrenpotenzial der Autobahn zeigte sich bei zwei Unfällen nach medizinischen Notfällen der Lkw-Lenker, die glücklicherweise ohne Folgen für andere Verkehrsteilnehmer blieben, in einem Fall aber tödlich für den Fahrer endeten. Besonders spektakulär unter den Verkehrsunfällen war ein 15-Meter-Absturz eines Pkws von der Autobahnausfahrt Ost auf die darunterliegende Grillparzerstraße, wobei es als „Wunder“ galt, dass die beiden Insassen nur verletzt sich selbst aus dem Wrack befreien konnten. Die Wörgler Wehr wird auch immer wieder zu Unfällen auf der Bruckhäusler Umfahrungsstraße gerufen – am 29. Dezember gleich zu zwei, erst zu einem Frontalzusammenstoß und kurz darauf zu einem Auffahrunfall.

Zu den herausforderndsten Löscheinsätzen zählte der Brand des TEDI-Marktes mit extremer Hitze wie der Vollbrand eines Gartenhauses, in dem neben Brennstoffen fünf Gasflaschen gelagert waren. Die FF Wörgl leistete auch Nachbarfeuerwehren Unterstützung – etwa bei einem Wohnhausbrand in Angath nach Flämmarbeiten am Dach. Und musste dort einen Monat später nochmals löschen – wieder nach Flämmarbeiten am Dach. Keller-, Wohnungs- und Balkonbrände beschäftigten die FF Wörgl 2023 wiederholt. Und mit Personenbergungen mittels Hubsteiger unterstützte die Feuerwehr mehrfach Rettungseinsätze nach medizinischen Notfällen, wenn die Betroffenen nicht durch enge Stiegenhäuser befördert werden können.

Beim Großeinsatz nach der Hochwasserwarnung am 28. August 2023 trat einer der Ernstfälle ein, bei denen die Gemeindeeinsatzleitung im Feuerwehrhaus einberufen wird. Die Feuerwehr übernahm umgehend die Sicherung der Unterführungen mit mobilem Hochwasserschutz und den Aufbau des 1.600 Meter langen Hochwasserschutzes mittels sandbefüllter BigBags entlang der Autobahn binnen weniger Stunden. Der prognostizierte Höchststand des Inns wurde dann glücklicherweise nicht erreicht, die BigBags mussten dennoch entsorgt werden. „Die gibt es nicht mehr. Derzeit haben wir keine Abwehrmaßnahme gegen den Inn.  Statt der BigBags sollen jetzt weitere rote Winkelmodule angekauft werden, wobei mit der Asfinag über eine Kostenbeteiligung verhandelt wird“, teilte Kommandant ABI Sebastian Prosch mit.

Beeindruckend liest sich der Jahresbericht 2023 nicht nur hinsichtlich der Einsätze: Wesentlich mehr Stunden – 3.470 – wurden in Übungen investiert. Die Höhenretter trainieren wöchentlich, besonders gefordert sind auch die 52 Atemschutzträger, 27 davon mit SSG-Tunnelausbildung. Simuliert wurden Tiefgaragen- und Tunnelbrände, bei der Gefahrengutübung mit der ÖBB und der Betriebsfeuerwehr Sandoz zusammengearbeitet. Das WAVE diente dabei als Übungsgelände ebenso wie der ehemalige Kompostierplatz. Geübt wurde aber auch bei Unternehmen wie Egger, Tirol-Milch und Berger sowie bei der Autobahnbrückensanierung in Angath.

Die FF Wörgl konnte sich 2023 über den regen Zuwachs von 5 auf 14 Mitglieder bei der Feuerwehrjugend freuen, die auch beim Wissenstest glänzte und vier Mal Bronze sowie je ein Leistungsabzeichen in Silber und in Gold erwarb. „Bei 37 Übungen wurde über 1.000 Stunden lang trainiert“, teilte Jugendwart Lukas Prosch mit.

Kassier Florian Ehrenstrasser verwaltete die Kameradschaftskasse mit Einnahmen von rund 36.000 Euro und Ausgaben von rund 75.100 Euro und einem Kassastand von rund 82.000 Euro. Aus diesem Topf kommt auch Geld für den Ankauf neuer Einsatzbekleidung, die 2024 für 100 FF- und Jungfeuerwehr-Mitglieder um 40.000 Euro angeschafft werden soll.

„Das Rüstlöschfahrzeug war acht Wochen außer Betrieb, die Bremsen sind durchgerostet“, teilte Gerätewart Armin Ungericht mit und merkte an, dass die Wehr zwar technisch gut gerüstet sei, die Instandthaltungskosten allerdings steigen. Ein neues RLF ist bereits bestellt und soll Mitte 2025 einsatzbereit sein. Auf einen weiteren nötigen Austausch wies Kdt. Prosch hin – das Kleinlöschfahrzeug Baujahr 2001 wird als nächstes fällig. In seinem Bericht hob er besonders die Höhenrettungstruppe hervor. 2014 mit 6 Mann gestartet zählt sie aktuell 18 Ausgebildete, die Sondereinsatzgruppe war 2023 bei eine Schauübung bei den Montanwerken Brixlegg dabei und zog dabei das Interesse des Landesfeuerwehrverbandes auf sich. Als einzige Höhenrettung neben der Berufsfeuerwehr Innsbruck werden die Wörgler jetzt im gesamten Tiroler Unterland zu Hilfe gerufen.

„Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“

Nachwuchssorgen kennt die FF Wörgl derzeit nicht. Die Jahreshauptversammlung bildete den Rahmen für die Angelobung als „Feuerwehrmann“. So werden künftig drei Frauen und ein Mann bei der FF Wörgl buchstäblich ihren Mann stehen – Johanna Fuchs, Thomas Nothegger, Sabrina Obwaller und Marina Weissbacher. Zum Oberfeuerwehrmann wurde Pascal Pezzei befördert.

Die Ehrungen nahm Bezirks-Kdt.Stv. Hubert Ziepl vor. Für 25 Jahre Mitgliedschaft wurden Stefan Ellinger und Andreas Bramböck ausgezeichnet, für 50 Jahre Erich Drixl.

Bei den Grußworten der Ehrengäste wünschten Rot-Kreuz-Ortsstellenleiter Gerhard Thurner, Norbert Winkler von der Polizei und Hubert Ziepl ein „unfallfreies Einsatzjahr“ und ein „gesundes Heimkommen“. „Die Gemeinde ist ein verlässlicher Partner bei euren Anschaffungen“, bekräftigte Wörgls Bürgermeister Michael Riedhart. Unter den Ehrengäste begrüßte Kdt. Prosch neben vielen politischen Gemeindemandataren auch Kdt. Markus Kogler von der FF Bruckhäusl, mit der bei Tunneleinsätzen regelmäßig zusammenarbeitet wird.  „Die Feuerwehrtätigkeit ist nicht selbstverständlich! Danke für die sehr gute Kameradschaft, sie ist die Basis“, betonte Kdt. Prosch  abschließend.