„Das Glück der Erde liegt am Rücken der Pferde“ – dieses geflügelte Sprichwort traf am 5. November 2016 wohl auf die 36 Reiterinnen und Reiter zu, die bei der 40. Unterinntaler Fuchsjagd des Reitvereines Inntal fest im Sattel saßen und zum Höhepunkt des gemeinsamen, 17 Kilometer langen Ausrittes dem strengen Reglement entsprechend den „Fuchs“ – genauer gesagt den Fuchsschwanz – auch „erlegten“. Der abenteuerliche Ausritt ging unfallfrei über die Bühne und festigte die Reitergemeinschaft beim Abendessen mit unterhaltsamem „Jagdgericht“.
Reiter im Gelände sind eine seltene Spezies. Umso imposanter mutete das Reiterfeld der gut gelaunten Fuchsjagd-Gesellschaft an, dessen Tour vom Reiterhof Schadlhof im Lahntal zum Waldleger-Bauern, übers Badl und die Bruder Willram-Straße zum Wörgler Feuerwehrhaus, zurück zur Mittagsrast beim Schadl und nachmittags nach Kundl-Liesfeld führte, wo zum Abschluss des erlebnisreichen Ausrittes der Jagdherr und Master Dr. Andreas Taxacher durch das Ziehen des Reiterhelmes das Signal „Fuchs frei“ gab. Als Fuchs dient dabei ein Fuchsschwanz, der an der linken Schulter von MMag. Kirstin Löcker befestigt war. Ab da galt es, ihren prächtigen Hengst Lincoln V. einzuholen und den Fuchs zu erwischen.
„Der Fuchs wird von der linken Seite angeritten und mit der rechten Hand ergriffen. Es darf nicht von vorn und nicht von der Seite angeritten werden, gegenseitige Rücksichtnahme wird vorausgesetzt und gefährliches Reiten ist absolut unzulässig“, erklärt Taxacher, der die 40. Fuchsjagd des Reitvereines Inntal als Jagdherr leitete. Seit 2013 findet die Fuchsjagd in Memoriam Dr. Gerhard Schnorrenberg statt, der seit Gründung des Reitvereins Inntal 1972 diesen bis zu seinem Tod leitete.
Rücksichtnahme und Einhalten der Regeln gelten übrigens für den gesamten Gelände-Ausritt. Diese betreffen Ausrüstung, Kleidung inklusive Reithelm und Verhalten beim Ritt – für alle, die Springen wollen sowie für Junioren sind Sicherheitswesten Pflicht. Das Jagdfeld wird von Pikeuren begrenzt, die Reiter im Feld sollen auf ihrer Linie bleiben. Überholen gefährdet die anderen Reiter und wird vom abendlichen „Jagdgericht“ ebenso „geahndet“ wie andere kleinere oder größere „Vergehen“.
Harmonisches Reiten galt als Maxime entlang der 17 Kilometer langen Strecke mit bis zu 23 Sprüngen – dazu wurden auf Feldern bis zu 80 cm hohe Hindernisse errichtet. Springen war allerdings nicht Pflicht für die TeilnehmerInnen, die während der Fuchsjagd von einem Tross interessierter Zuschauer begleitet wurden. Von einer Kutsche aus beobachteten u.a. auch Wörgls Vizebürgermeister und Sportreferent Hubert Aufschnaiter und seine Frau Elke sichtlich beeindruckt den Reitsport-Event, zu dem ReiterInnen von 15 Reiterhöfen bzw. Reitvereinen aus ganz Tirol anreisten. Dabei waren ReiterInnen vom Henntalhof Kitzbühel, Reitstall Schweiger, Weberhof Langkampfen, Felbererhof Pinnersdorf Wörgl, Edhof Zillertal, Lindenhof Wörgl, Ländliche Reitergemeinschaft Hopfgarten, Reitstall Furtherwirt Kirchdorf, Feldererhof Angerberg, CRG Tirol aus Igls, Farbental Gnadenwald, Fahrverein Sepp Eder, Lamplhof Wiesing und natürlich vom Gastgeber, der Reitergemeinschaft Schadlhof in Wörgl.
Den Tross begleiteten in der Kutsche auch die beiden Jagdhorn-Bläser der Stadtmusikkapelle Wörgl Adi Erb und Jakob Unterberger, die mit weithin hörbaren Signalen bei den Stationen die ReiterInnen und ihre edlen Tiere begrüßten. So bunt wie das zweibeinigeTeilnehmerfeld – PferdebesitzerInnen waren ebenso dabei wie passionierte ReiterInnen mit Leihpferden oder Reitbeteiligungen – waren auch die Vierbeiner: Vom Freizeitpferd Haflinger über Warmblut-Arbeitstiere bis hin zu Vollblütern, Spring- und Dressurpferden war alles vertreten, Kriterium war lediglich die Pferdegröße mit einem Stockmaß ab 1,40 Metern.
Bleibt noch die Frage, wer den Fuchs schließlich erlegt hat. „Das ging heuer schnell – nach fünf Minuten war die Jagd vorbei! Daniela Hechenberger aus Kitzbühel schaffte es heuer zum zweiten Mal“, teilt Andreas Taxacher mit und freut sich, dass der abenteuerliche Tag unfallfrei über die Bühne ging und die Hilfe der anwesenden Ärzte weder von Mensch noch von Tier benötigt wurde. Für beste Unterhaltung beim Abendessen mit Musik und Tanz sorgte das Jagdgericht, an dessen Richtertisch über die Einhaltung der Fuchsjagd-Etikette geurteilt wurde und Verstöße dagegen sowie allerlei Missgeschicke augenzwinkernd in Erinnerung gerufen wurden. Ob Sprungverweigerung, Fallenlassen der Reitgerte oder die falsche Hand beim Bügeltrunk – die „Sühne“ dafür wurde gern angetreten, bringt sie doch ein paar Einnahmen für den Reitverein, der nun seit vier Jahrzehnten die Fuchsjagd-Tradition aufrecht hält und damit die Reitergemeinschaft gesellschaftlich zusammenschweißt.