Seit heute, 8. Jänner 2018, sind die Verkehrszahlen für 2017 bekannt: Über 2,25 Millionen LKW, das sind acht Prozent mehr als im Jahr 2016, registrierte die Zählstelle Schönberg am Brenner im vergangenen Jahr. Diese veröffentlichten Zahlen „lassen die Alarmglocken läuten. Wir werden nicht länger zusehen, wie sich der Transitverkehr langfristig negativ auf unser Land auswirkt“, betont LH Platter. Sein Ziel: „Bis 2030 müssen 50 Prozent des gesamten Güterschwerverkehrs auf die Schiene verlagert sein.“
„Unsere Prognose von 2,2 Millionen LKW wurde sogar übertroffen. Ohne unsere Maßnahmen wie das Sektorale Fahrverbot, Nachtfahrverbote, Wochenendfahrverbote und höchstmögliche Mauten wären es sicherlich noch mehr, aber unsere bisherigen Anstrengungen reichen nicht aus. Das bestärkt mich umso mehr, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und unsere Nachbarländer dazu zu bewegen, endlich Maßnahmen zur Reduktion des Transitverkehrs auf der Straße umzusetzen. Die derzeitige Entwicklung geht eindeutig auf Kosten der Tirolerinnen und Tiroler, der Umwelt, aber auch der Infrastruktur. Die Grenze der Belastbarkeit ist definitiv erreicht“, nimmt LH Günther Platter auf die jüngsten Zahlen Bezug.
Deshalb fordert der Landeshauptmann die Korridormaut bzw. die Angleichung der Mauttarife auf Tiroler Verhältnisse über den gesamten Brennerkorridor von München nach Verona. Damit soll ein Lenkungseffekt sowohl für die Verlagerung auf die Schiene als auch die Lenkung des Straßengüterverkehrs auf die kürzeste anstatt der bisher günstigsten Strecke erreicht werden. LH Platter verfolgt dabei ein klares Ziel: „Bis zum Jahr 2021 müssen wir den Umwegtransit von aktuell 800.000 auf 400.000 LKW halbieren. Ich freue mich, dass nach einem klaren Bekenntnis aus Südtirol und dem Trentino auch Italiens Verkehrsminister Graziano Delrio erklärt hat, er könne sich eine solche Mauterhöhung für LKW vorstellen. Am 15. Jänner werden wir mit ihm und den Landeshauptleuten aus Südtirol und dem Trentino diese Punkte beim Euregio-Verkehrs-Gipfel diskutieren.“
Klare Zielvorgaben um Transitproblem zu beherrschen
„Tirol und seine Bevölkerung sind in Sachen Transit schon mehrfach in Vorleistung gegangen, sowohl bei den verkehrspolitischen Rahmenbedingungen wie der Eindämmung des Schwerverkehrs auf der Straße, als auch bei der Errichtung einer hochmodernen, nachhaltigen Schieneninfrastruktur – dem Brennerbasis-Tunnel“, ist der Landeshauptmann überzeugt und hat klare Zielvorgaben für die Tiroler Transitbelastung: „Aktuell werden circa 30 Prozent des gesamten Güterschwerverkehrs auf der Schiene abgewickelt. Bis zum Jahr 2030, vier Jahre nach Fertigstellung des Brennerbasis-Tunnels sollen 50 Prozent des gesamten Güterschwerverkehrs auf die Schiene verlagert sein. Bis zum Jahr 2035 müssen wir uns auf 60 Prozent steigern und bis 2040 soll der Modal Split den Schweizer Verhältnissen angepasst sein: Zwei Drittel des Schwerverkehrs auf der Schiene und ein Drittel auf der Straße.“
Stärkung der RoLa
„Wir werden jedenfalls alle Anstrengungen unternehmen, um rasche Maßnahmen zur Stärkung der Schiene als Alternative zu unterstützen. Unmittelbar betrifft dies nicht nur die Rollende Landstraße von Wörgl bis zum Brenner, sondern vor allem auch jene von Rosenheim oder Regensburg nach Trient oder Verona“, folgert der Landeshauptmann. Ziel sei es, so schnell wie möglich 300.000 LKW auf der Schiene zu befördern.
Tirol hält an Lkw-Blockabfertigung fest
Erstmals im heurigen Jahr wurde am Montag, 8. Jänner 2018, bei Kufstein Nord die LKW-Blockabfertigung durchgeführt: „Es zeigte sich ein weiteres Mal, dass diese Maßnahme greift: Mit maximal 300 LKW, die pro Stunde den Checkpoint passieren dürfen, konnte der Verkehrsfluss durchgängig aufrechterhalten und damit die Verkehrs- und Versorgungssicherheit in Tirol gewährleistet werden“, sieht LH Günther Platter die Blockabfertigung als einen effektiven ersten Schritt, um die Transitbelastung in Tirol zu verringern. 1.344 LKW haben den Kontrollpunkt während seiner Aktivität passiert.
„Die LKW-Dosierung wirkte sich besonders im Bereich Kufstein-Wattens, dem Ballungsraum Innsbruck und dem Bereich der Europabrücke bis zum Knoten Amras positiv aus. Der Verkehr wurde verlangsamt, einen Stillstand brauchte es nicht“, fasst Bernhard Knapp, Abteilung Verkehr des Landes, zusammen. Die Länge des Rückstaus in Richtung Deutschland lag in den Morgenstunden bei circa 25 Kilometern.
Tirol sendet Signal an Nachbarländer
Mit der durchgeführten Blockabfertigung werde auch ein klares Zeichen an die Nachbarländer bzw. insbesondere Bayern gesendet: „Wir fordern eine einheitliche Maut für den Brennerkorridor und den Ausbau der Zulaufstrecken zum Brenner Basistunnel – an dieser Position werden wir auch beim nächsten Gesprächstreffen am 15. Jänner festhalten. Nur so ist es auf lange Sicht möglich, Alternativen zum Transitverkehr auf der Straße bzw. die Verlagerung auf die Schiene zu erreichen. Langfristig müssen wir eine generelle LKW-Belastungsobergrenze einziehen, um den zunehmenden Schwerverkehr auf der Straße Einhalt zu gebieten.
Weitere Blockabfertigungen sind geplant
„Alles in allem sind wir mit den von uns durchgeführten Blockabfertigungen zufrieden. Wir werden dieses ‚Verkehrswerkzeug‘ auch weiterhin im Sinne der Sicherheit der Tirolerinnen und Tiroler einsetzen“, so LH Platter. Derzeit arbeite ein Team aus internen und externen ExpertInnen daran, die besonders kritischen Tage im kommenden Jahr anhand der Erfahrungswerte aus dem Jahr 2017 und den Analysen aus der Blockabfertigung in einem Kalender festzustellen. An den festgelegten Terminen soll auch künftig der Checkpoint bei Kufstein Nord hochgefahren werden.
Text: Land Tirol/Mag. Florian Tursky