Mittels Presseaussendung informiert das Land Tirol am 2. März 2016 über die heutige Besichtigung des Verladeterminals der Rollenden Landstraße in Wörgl. Im vergangenen Jahr wurden hier 154.800 LKW von der Straße auf die Schiene verlagert. LHStvin Ingrid Felipe besprach mit den anwesenden VertreterInnen der Stadt Wörgl und der Straßen- und Stadtpolizei, wie in Wörgl mit dem zu erwartenden stärkeren LKW-Verkehr zur RoLa nach Einführung des sektoralen LKW-Fahrverbots umzugehen sei. Die Verlagerung hat verkehrs-, umwelt- und gesundheitspolitisch höchste Priorität – das bewiesen auch die Ergebnisse des druckfrischen iMonitraf-Jahresberichts 2015.
“Dieses internationale ExpertInnenpapier zeigt in erschreckender Klarheit, wo die Versäumnisse der Politik liegen”, sagt die Tiroler Landeshauptmann-Stellvertreterin, die darin aber auch einen Vorteil erkennen kann. “Wir wissen damit auch ganz genau, wo die Hebel für eine Reduktion des Transitverkehrs durch Tirol führen. Die Reduktion des Transitverkehrs ist unverzichtbarer Bestandteil zur Verbesserung der Luftgüte in Tirol.“ Diese fordere die Europäische Union jetzt mittels Vertragsverletzungsverfahren ein, weil die Lufterholung zu langsam von statten gehe.
„Die Luftgüte in Tirol ist im Jahr 2015 zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt leicht besser geworden – und das trotz steigender PKW- und LKW-Zahlen. Grund dafür ist der Luft-100er auf über 120 Kilometern des Tiroler Autobahnnetzes, der bei allen Messstellen zu einer Verringerung der NO2-Belastung beigetragen hat. Im Transit-Hotspot Vomp liegt die Belastung etwa 33 Prozent unter dem Höchstwert aus dem Jahr 2006, in Imst konnte erstmals der EU-weite Höchstwert von max. 35 mg/m2 eingehalten werden“, teilt das Land Tirol mit.
Schiene stärken, Mauten erhöhen, Dieselprivileg weg
Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem iMonitraf-Bericht, in der sich die sensiblen Alpenregionen Frankreichs, Italiens, der Schweiz und Österreich regelmäßig zur Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene koordinieren, sind laut Ingrid Felipe auch Anleitung für die nächsten Schritte zur Entlastung der Luft und der Straßen:
· Der Schienenanteil am Brenner ist von fast 35 Prozent im Jahr 2010 wieder auf unter 30 Prozent gesunken, während am Gotthardpass in der Schweiz fast zwei Drittel der Transporte auf der Schiene stattfinden.
· Der Brenner hat die höchsten Werte, was die Luftschadstoffe betrifft und ist gleichzeitig mit Abstand am billigsten als Transitroute: Auf 314 Kilometer am Brenner kostet die Maut 138 Euro für alte LKW der Euro-Klasse II und 126 Euro für neuere LKW der Euro-Klasse V. Wesentlich teurer ist die mit 176 Kilometer nur but halb so lange Gotthard-Transitroute mit 133 Euro für die neueren und 181 Euro (31 Prozent teurer) für die älteren LKW. Am Fréjus-Pass fällt mit 343 bzw. 360 Euro für eine 154 Kilometer lange Strecke beinahe drei Mal so viel Maut an, wie am Brenner.
· Der in Österreich stagnierende Dieselpreis ist ebenfalls ein Faktor, der LKW-Transit nach Tirol anzieht. 2011 war der Unterschied zwischen Diesel in Österreich, in Italien und in der Schweiz noch geringer, als 10 Cent pro Liter. 2015 lag der Dieselpreis in Österreich 20 Cent unter jenem in der Schweiz und sogar 30 Cent unter jenem in Italien.
“Das Dieselprivileg muss weg”, fordert die Tiroler LHStvin deswegen ein Ende der steuerlichen Begünstigung des nachweislich schädlicheren Treibstoffs, der noch dazu LKW-Transit nach Tirol anzieht. Nach den VerkehrsreferentInnen aller Bundesländer und dem Wirtschaftsförderungsinstitut (WiFo) hat zuletzt auch die EU-Kommission in der Einleitung eines Vertragsverletzungsverfahrens wegen der Nicht-Einhaltung der Luftwerte ein Ende der steuerlichen Begünstigung des Diesels vorgeschlagen. Die 8,5 Cent pro Liter weniger Mineralölsteuer im Vergleich zum Benzin kosten die Republik pro Jahr laut WiFo 640 Mio. Euro. In der Zusammenschau aus allen Einschätzungen von ExpertInnen sei klar, dass das Dieselprivileg und die billigen Mauten am Brenner nicht länger haltbar sind. “Ich erwarte mir für die dringend notwendige Verlagerung des Transitverkehrs Unterstützung aus Wien und keine billigeren Mauten”, so Ingrid Felipe abschließend.
Text/Bild: Land Tirol/Aigner